Der wahre Feind: Kriminalroman (German Edition)
hundert Prozent.«
L. T. klopfte Benjamin auf die Schulter. Dann gab er mit einem Pfiff das Signal zum Aufbruch. Die Männer setzten sich in die Autos und fuhren mit ausgeschalteten Scheinwerfern am Strand entlang.
Anderthalb Stunden später waren sie zur Halle B zurückgekehrt. Die Männer bildeten einen Halbkreis um Løvengren. Hinter ihm lagen elf schwarze Rucksäcke in einer Reihe. Jeder von ihnen enthielt neun Kilo C4. Neben den Rucksäcken lagen ein GPS -Empfänger, ein Handy, ein funkgesteuerter Detonator sowie eine Browning HP 9 mm und drei Magazine.
» Der Tag ist gekommen. Der Tag, dem wir nicht mit Furcht, sondern mit Hochachtung entgegengesehen haben, weil wir wissen, dass er für den weiteren Verlauf des Krieges gegen den Feind von entscheidender Bedeutung sein wird. Eines Krieges, den wir gewinnen werden.« Er räusperte sich, ehe er fortfuhr. » In einer Zeit, in der unsere Politiker die Autorität des Landes mit ihrer Nachsichtigkeit untergraben und hilflos zusehen, wie unsere Soldaten weit von hier entfernt eine furchtbare Niederlage hinnehmen müssen, in der die Politiker tatenlos zusehen, wie Straßen in Brand gesteckt werden, da ist es unsere Pflicht zu reagieren. Unsere Pflicht, ein notwendiges Exempel als Beweis dafür zu statuieren, dass wir uns nicht mehr alles gefallen lassen. Bald werden wir wieder die Herren in unserem eigenen Haus sein, statt uns noch länger die Spielregeln vom Feind diktieren zu lassen, der in unser Land eingedrungen ist. Einem Feind, der uns mit angedrohten Terroranschlägen in die Knie zwingen will.«
Er machte eine Pause, während er in die Runde blickte. » Die meisten von uns kennen sich aus dem Krieg. Seite an Seite haben wir gemeinsam gegen einen zahlenmäßig oft übermächtigen Feind gekämpft. Wir haben unsere Kameraden sterben sehen, und manche starben in unseren Armen. Doch wir haben nie aufgegeben. Haben stets bis zum Ende gekämpft. Haben die Befehle befolgt. Warum? Weil wir füreinander wie Brüder sind. Und weil wir Dänemark beschützen wollen. Es entbehrt nicht einer gewissen Ironie, dass der Feind in unser Land einfiel, während zugleich die dänische Elite ins Ausland entsandt wurde.«
Er blickte zu Boden und suchte nach den richtigen Worten.
» Mir ist sehr wohl bewusst, dass der Kongens Nytorv kein reiner Erfolg war. Und obwohl es Jonas war, der versagt hat, nehme ich die Sache auf meine Kappe. Darum habe ich auch nicht gezögert, die Bombe hochgehen zu lassen. Ich hätte von Anfang an erkennen müssen, dass Jonas nicht stark genug war, dass er der Sache vielleicht nicht gewachsen sein würde. Darum ist es für mich besonders bitter, an die dreiundzwanzig Menschen zu denken, die ihr Leben lassen mussten, da wir nur ein leeres Gebäude treffen wollten. Doch wo war die Alternative? Hätten wir die Mission aufgeben und uns enttarnen lassen sollen, ohne etwas erreicht zu haben? Niemals!«
Seine Stimme schallte durch die Halle.
» Denn im Grunde haben wir erreicht, was wir wollten. Wir haben die größte Menschenjagd aller Zeiten in Gang gesetzt. Nicht nur bei uns zu Hause, sondern überall in der westlichen Welt, wo eine Terrorzelle nach der anderen entdeckt wird. Wo böse Kräfte wie dieser Mullah Udeen getötet werden. Endlich haben die Geheimdienste gehandelt. Endlich sind auch die Politiker hierzulande auf die große Gefahr aufmerksam geworden, weil wir ihnen die Augen geöffnet haben. Sie haben die Gesetze verschärft, den Strafrahmen erweitert. Das ganze Volk ist dadurch mobilisiert worden und begreift so langsam, dass Freiheit keine Selbstverständlichkeit ist. All diese Fortschritte haben wir mit einem einzigen kontrollierten Angriff erreicht. Es war ein chirurgischer Eingriff gegen das Krebsgeschwür unserer Gesellschaft – und auch morgen wird wieder so ein Eingriff stattfinden.«
Er schaute zu Benjamin hinüber und bemerkte dessen entschlossenen Blick. Benjamin war bereit. Er war einer von ihnen geworden.
» Wir sind ins Scheinwerferlicht geraten«, fuhr er lächelnd fort. » Die netten Jungs vom PET schnüffeln vor unserer Haustür.«
Die anderen Männer grinsten sich an.
» Aber das war ja zu erwarten. Ich habe das Meinige getan, um sie aufzuhalten. Habe ihnen ein paar lose Enden gegeben, mit denen sie sich eine Zeit lang beschäftigen können. Leider können sie beweisen, dass Jonas in die Sache involviert war, und bald wird auch die Öffentlichkeit davon erfahren. Deshalb müssen wir jetzt zuschlagen. Müssen den Feind
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