Der wahre Feind: Kriminalroman (German Edition)
gestellt und bekamen auch keinen Anwalt. Meine Mutter war die Einzige, die ihre Gefängniszeit überlebt hat.«
» Das kannst du nicht vergleichen. So etwas geschieht in Dänemark nicht.«
» Ausweisungen ohne Gerichtsverhandlung? Rund um die Uhr Patrouillen in den Ausländervierteln? Massenfestnahmen bei genehmigten Demonstrationen? Heimliche Bespitzelung durch V-Leute? Glaub mir, ihr seid auf dem besten Weg.«
Er stand auf und zog sich wieder die Kapuze über den Kopf. Er lächelte sie traurig an. » Wie gesagt, wir vermissen dich beim Training, Schwester.«
*
Katrine zog sich den Kapuzenpullover über den Kopf. Ein kalter Wind fegte über den dunklen Parkplatz. Auf der anderen Seite, bei der Ladenzeile, leuchtete die kühle Neonanzeige von Alis Kiosk.
Sie überquerte den Platz und ging zu dem kleinen Laden. Darin roch es nach Pfeifentabak und Süßigkeiten. Katrine trat an die Ladentheke, wo ein Mann mittleren Alters stand und mit lauter Stimme in sein Handy sprach. Er warf Katrine einen kurzen Blick zu, und sie bestellte ihre Zigaretten. Er nahm mürrisch das Geld entgegen und ließ sich viel Zeit mit dem Wechselgeld. Sie wartete nicht darauf, sondern machte, das sie möglichst schnell wieder aus der Tür kam. Die Scheinwerfer des Autos, das in diesem Moment auf den Parkplatz schwenkte, blendeten sie. Sie hielt sich die Hand vor die Augen, ehe sie dem Treppenaufgang entgegenlief. Sie dachte an das Gespräch mit Saajid. Der war immer so verdammt verständnisvoll seinen eigenen Leuten gegenüber, dass es manchmal zum Kotzen war. Doch sie freute sich über seine Einladung, weil sie die Bewegung vermisste. Das Basketballspiel mit den Jungs. Katrine schloss die Tür zum Treppenhaus auf und trat ein. Aus dem Augenwinkel heraus sah sie, wie sich zwei Schatten aus dem Dunkel lösten.
Der in weitem Bogen ausgeführte Fußtritt traf sie am Kiefer und warf sie zu Boden. Im Fallen spürte sie den Schlag gegen ihren Hinterkopf. Dann wurde alles dunkel.
Als sie zu sich kam, schmeckte sie Blut. Jemand riss ihr die Hose herunter, und sie spürte den kalten Zement an ihrem nackten Po. Sie hatten sie zum Kellereingang geschleift. Drei oder vier Männer ragten vor ihr auf. Sie konnte sie im Dunkeln nur unscharf erkennen. Ein Schlag traf sie im Gesicht. Dann noch einer.
» Haltet sie fest«, hörte sie einen der Männer mit ausländischem Akzent.
Ihre Arme wurden ihr über den Kopf nach hinten gerissen. Zwei Füße stemmten sich gegen ihre Schultern, um sie festzuhalten. Ein weiterer Schlag traf sie im Gesicht. Ein Backenzahn brach.
Hände griffen nach einem ihrer Beine. Sie versuchte zu treten, aber es gelang ihr nicht. Dann wurde ihr anderes Bein auf dem Boden fixiert. Ihre Kniescheibe schmerzte, als sie versuchte freizukommen. Es waren zu viele. Sie waren zu stark. Über sich hörte sie, wie ein Gürtel aus den Schlaufen gezogen und ein Reißverschluss geöffnet wurde.
» Fick die Schlampe, die uns verpfiffen hat!«
Ihre Beine wurden auseinandergepresst. Sie spürte die Schwere des Mannes, der sich zwischen ihre Beine drängte. Er stank nach Schweiß und billigem Haargel. Ein verdammter Scheißkerl, der sie vergewaltigen wollte. Sie spürte seinen steifen Schwanz an ihrem Oberschenkel. Sie legte den Kopf zurück und spannte ihren Körper an.
» Shit … ihr gefällt’s.«
Mehr konnte er nicht sagen, ehe sie ihre Stirn mit voller Wucht gegen seine Nase und seinen Oberkiefer rammte, der knirschend nachgab. Er schrie auf und rollte sich unverrichteter Dinge zur Seite. Fasste sich ins Gesicht. Ein paar abgebrochene Zähne lagen auf dem Boden.
Am anderen Ende des langen Kellergangs wurde das Licht angeschaltet. Stimmen näherten sich.
Ihre Arme wurden losgelassen. Sie rollte sich zusammen und entging einem Fußtritt.
» Wir bringen dich um!«, rief einer von ihnen. Sie liefen in die dem Licht entgegengesetzte Richtung davon.
Dann hörte sie rasche Schritte auf sich zukommen und setzte sich benommen auf. Ihr war speiübel.
» Was ist passiert?«
Sie konnte nur noch auf einem Auge sehen. Ein Ehepaar beugte sich über sie. Sie tastete nach ihrer Hose, die auf dem Boden lag. Die Frau ging neben ihr in die Knie, nahm ihre Hose und bedeckte damit ihre Scham.
» Rashed, ruf einen Krankenwagen«, sagte sie.
30
Storm blickte Faris direkt in seine dunklen Augen. Nur sie beide waren im Vernehmungsraum. Das Summen des Ventilators war das einzige Geräusch, das zu hören war. Faris senkte den Kopf. Storm schlug leicht auf
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