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Der wahre Feind: Kriminalroman (German Edition)

Der wahre Feind: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Der wahre Feind: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Katz Krefeld
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in den Aschenbecher, der auf dem Tisch stand. L. T. ließ seinen Hals los, worauf Bjarne stöhnend zusammensank. Die Zigarre hatte mitten auf dem Tattoo ein tiefes Brandloch hinterlassen.
    » Schafft den Scheißkerl aus meinem Büro!«
    *
    L. T. betrat das Zimmer. Benjamin saß auf dem Bett und blickte zu ihm auf. Die letzte halbe Stunde war die längste seines Lebens gewesen. L. T. sagte zu Jan, er solle auf den Flur gehen, damit er in Ruhe mit Benjamin reden könne. Er setzte sich neben ihn aufs Bett. Sein Hemd roch schwach nach Rauch und etwas anderem, das Benjamin nicht identifizieren konnte.
    » Løvengren will dich rausschmeißen. Auf der Stelle. So ist das eben, Benjamin, wenn man sich nicht an die vereinbarten Regeln hält. An den Vertrag, den du selbst unterschrieben hast.«
    Die Worte trafen Benjamin wie ein Vorschlaghammer. Er wollte eigentlich sagen, dass Bjarne ihn mitgeschleppt habe. Ihm befohlen habe, ihn zu begleiten. Doch er brachte keinen Ton heraus.
    » Ich habe mich bei Løvengren persönlich dafür eingesetzt, dass du bleiben darfst. Darum haben wir beschlossen, dir eine letzte Chance zu geben. Aber die kannst du nur nutzen, Benjamin, wenn du optimalen Einsatz zeigst. Sonst stehe ich selbst ziemlich dumm da. Das verstehst du doch, oder?«
    Er nickte eifrig. » Ich verspreche, dass ich dich nicht enttäuschen werde.«
    » Ausgezeichnet«, entgegnete L. T. und wünschte ihm eine gute Nacht.
    » Du wirst deinen Schlaf brauchen, wenn du überhaupt eine Chance haben willst.«

29
    Jemand hämmerte an Katrines Tür. Sie blickte erschrocken von der Zeitung auf. Es war kurz nach elf Uhr vormittags. Sie ging auf den Flur und öffnete.
    » Ach, du bist’s«, sagte sie.
    » Bist du allein?«, fragte Saajid und blickte ihr über die Schulter.
    » Natürlich. Man sollte fast meinen, dass ich die Pest habe, so wie ich gemieden werde.«
    » Wahrscheinlich glauben die Leute, dass du die Wohnung immer noch voller Bullen hast.«
    Sie ließ die Tür offen stehen und ging ins Wohnzimmer zurück. Saajid folgte ihr.
    » Kaffee ist in der Küche, wenn du magst«, sagte sie und setzte sich.
    Saajid schüttelte den Kopf. » Wir vermissen dich beim Mittwochstraining.«
    » Wirklich?«
    » Na klar. Das ist auch deine Mannschaft.«
    Sie zuckte die Schultern. » Ich war vollauf damit beschäftigt, mein Auto zu löschen, nachdem es jemand abgefackelt hat.«
    Saajid setzte sich ihr gegenüber. Seine Jacke behielt er an. » Das kommt davon, wenn man so was tut.«
    » So was? Was habe ich denn getan?«
    » Viele trauen dir nicht mehr, seit sie gesehen haben, wie du Faris festgenommen hast. Es geht das Gerücht um, dass du das Viertel ausspioniert hast. Dass die Bullen deine Wohnung dazu benutzt haben.«
    » Guckst du überhaupt mal in die Zeitung?« Sie drehte ihm die Zeitung zu, die auf dem Tisch lag und zeigte auf die Titelseite. Dort waren die Bilder der Festgenommenen zu sehen, ergänzt durch die Schlagzeile, dass sie gestanden hätten. » Was ich getan habe, hätten alle tun sollen.«
    Er schüttelte den Kopf.
    » Ich habe dich verteidigt, verdammt!«, sagte er. » Habe immer erklärt, dass du okay bist, obwohl du bei den Bullen warst.«
    » Worum ich dich nicht gebeten habe. Das ist mein Viertel. Ich wohne hier schon länger als ihr.«
    » Was soll das heißen, als ihr?« Saajid verschränkte die Arme. » Hast du mich etwa auch bespitzeln lassen?«
    Sie starrte ihn fassungslos an. » Aber natürlich, Saajid. Weil du verdammt interessant bist mit deinen Seitensprüngen und deiner Schwarzarbeit.«
    » Ich arbeite nicht schwarz«, murmelte er. » Bist du dir darüber im Klaren, wie viele Unschuldige ihr schon festgenommen habt? Für wie viel Unfrieden ihr gesorgt habt? Ganz zu schweigen von all den rassistischen Übergriffen.«
    » Du hörst dich an wie dieser Imam im Fernsehen, wie heißt er noch gleich … Ebrahim? Den alle Journalisten immer so gern zitieren. Aber ihr vergesst beide, wer das alles hier begonnen hat. Ihr vergesst, dass wegen Faris dreiundzwanzig Menschen ums Leben gekommen sind und dass weitere Anschläge folgen sollten.«
    Saajid schüttelte betrübt den Kopf und senkte den Blick. » Nein, das tun wir nicht. Aber im Gegensatz zu euch, zu dir, wissen wir, was es heißt, unterdrückt zu werden.« Er streifte seine Adidas-Kapuze ab. » Meine Eltern, mein Onkel und mein Großvater wurden mitten in der Nacht von der Sicherheitspolizei abgeholt. Weil irgendjemand sie angezeigt hat. Sie wurden nie vor Gericht

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