Der wahre Feind: Kriminalroman (German Edition)
Ihres jetzt schon beeindruckenden Beitrags in diesem Fall habe ich das Gefühl, dass Ihre Mitwirkung sehr wichtig, um nicht zu sagen, von entscheidender Bedeutung sein könnte.«
Sie sah beide perplex an. » Sie wollen mir einen Job anbieten?«
» Eine vorübergehende Wiedereinstellung.«
» Aber die Revision in meinem Prozess steht noch aus.«
Kampmann beugte sich vor, sodass sein schwerer Körper über dem Tisch hing. » Die Terrorgesetze verleihen uns gewisse Befugnisse. Der Tabac-Mann, unser Minister, will Resultate sehen. Und zwar solche, die ihm die Wiederwahl sichern. Hingegen hat er keine Lust, ständig in der Zeitung lesen zu müssen, dass wir auf der Stelle treten. Können Sie ihm diese Resultate beschaffen?«
» Ich kann es versuchen.«
Kampmann breitete einladend die Arme aus. » Dann heiße ich Sie herzlich willkommen!«
» Aber nur unter einer Bedingung«, sagte Katrine.
» Welche?«
» Wie vorübergehend die Wiedereinstellung auch sein mag, ich will meinen Titel als Kriminalrätin zurückhaben. Ich will meinen Ausweis, meine Glock und meinen Dienstwagen.«
» Ich glaube, das ist ein bisschen zu viel verlangt, Katrine«, entgegnete Storm. » Wir hatten uns eigentlich vorgestellt, Sie als Zivilagentin weiterzubeschäftigen, wenn auch mit erweiterten Befugnissen.«
» Das reicht mir nicht.«
Es wurde vollkommen still im Raum. Schließlich räusperte sich Kampmann und befeuchtete seine Lippen.
» Nun gut, das wird sich schon lösen lassen. Ich spreche heute noch mit dem Ministerium. Ich bin mir sicher, dass sie schon die richtigen Paragrafen finden werden, um Ihre Forderungen zu erfüllen.«
*
Palsby riss sich wütend den Schlips herunter. Er war den Tränen nahe. Das war einfach nicht fair. Er begriff nicht, wie die Sache nur so schieflaufen konnte. Als die Stimme ihn damals angerufen hatte, um die anstehenden Ausweisungen in seine Hände zu legen, da hatte er das Angebot sofort angenommen. Es hatte auch nicht lange gedauert, bis sämtliche Terrorangelegenheiten auf seinem Schreibtisch gelandet waren. Es war ein großer Erfolg gewesen, und seine schwachköpfigen Kollegen hatten einmal mehr das Nachsehen gehabt. Für ihn war dies ein weiterer Schritt auf der Karriereleiter gewesen, die ihn ganz nach oben führen sollte. In den Kreis der Elite. Bis dieser Nikolaj Storm ausgeschert war, sich den Anweisungen widersetzt und auf eigene Faust die Vernehmungen wiederaufgenommen hatte. Mit dem Ergebnis, dass ein bereits vorliegendes Geständnis in sich zusammengebrochen war. Das allein hatte gereicht, um seine Anklageschrift zu schwächen, woraufhin die Verteidiger Blut geleckt und eine Schmutzkampagne gegen ihn losgetreten hatten. Für die Presse war es ein Fest gewesen. Alle hatten sich auf seine Niederlage gefreut. Hatten seine früheren Fälle in Zweifel gezogen. Seine Urteilskraft infrage gestellt. Was für eine unglaubliche Frechheit! Die Internetzeitung Information hatte eine Untersuchung der Ausweisungsbeschlüsse angeregt, die er zu verantworten hatte, und zudem gefordert, ihm die Terrorfälle zu entziehen. Und die Berlingske Tidende hatte eine Karikatur von ihm veröffentlicht. Ausgerechnet die Berlingske Tidende. Die all seine Kollegen lasen und die seine Mutter abonniert hatte, seit er denken konnte. Die Zeichnung von ihm als » Kaiser ohne Kleider« hatte irgendein Mitarbeiter bereits ausgeschnitten und in der Kantine ans schwarze Brett gepinnt. Und um dem Ganzen die Krone aufzusetzen, hatte man diese gewalttätige Psychopathin Katrine Berglund oder Bergstrøm oder wie die hieß wieder eingestellt. Auch das hatte die Presse sofort vermeldet. Er hoffte inständig, dass sie auf ganzer Linie scheitern und alle anderen mit in den Abgrund reißen würde. Das war einfach nicht fair. Er setzte sich an den Schreibtisch und ließ den Blick durch sein spartanisches Büro schweifen. Man hatte ihm mehr versprochen als das hier. Warum hatte die Stimme ihn im Stich gelassen? Hatte sie es willentlich getan, oder war dies ein Zeichen für ihre schwindende Macht? Jedenfalls würde er NIE mehr einen » guten Rat« von ihr annehmen. Wenn sie das nächste Mal anrief, würde er sie einfach abblitzen lassen. Vielleicht wortlos auflegen. So sauer war er. Niemand sollte es wagen, ihn zum Narren zu halten. Niemand! Er schlug mit der Faust auf die Tischplatte und rieb sich seine schmerzende Hand.
*
Katrine fuhr mit dem schwarzen Mondeo durch ihr Viertel und hatte die Scheibe heruntergefahren. Sie spürte die
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