Der wahre Feind: Kriminalroman (German Edition)
Regen schon völlig durchnässt, und seine Haare klebten ihm am Kopf. » Findest du nicht, dass wir uns jetzt, nachdem endlich ein internationaler Haftbefehl ausgestellt wurde, lieber auf die Fahndung nach Badr Udeen konzentrieren sollten? Stattdessen rekonstruieren wir hier den Tatverlauf, was wir auch schon vor einem Monat getan haben.«
Storm machte eine beschwichtigende Handbewegung.
» Lass uns doch erst mal sehen, ob Katrine vielleicht etwas auffällt, das wir übersehen haben. Nach Udeen fahndet inzwischen die ganze Welt, den kriegen wir schon rechtzeitig.«
Katrine stellte sich dorthin, wo der Asphalt erneuert worden war, als wartete sie darauf, dass jeden Moment das Bombenauto auftauchen würde. Sie schaute sich um. Blickte an den Gebäuden empor.
» Hat jemand eine Idee, warum das Auto nicht direkt vor dem Café abgestellt wurde?«
Storm schüttelte den Kopf. » Nein, denn dort wäre Platz genug gewesen. Darum kann auch bezweifelt werden, dass das Café Felix das eigentliche Ziel des Anschlags war. Vielleicht sollte das Nebengebäude getroffen werden, in dem sich vor ein paar Jahren noch die Redaktion von Jyllands-Posten befunden hat.«
» Jyllands-Posten?« Sie warf ihm einen skeptischen Blick zu. Dann schaute sie auf die Uhr. » Jetzt … ist das Auto angekommen.«
» Und zwar dort«, ergänzte Laybourne und zeigte auf den Fahrradweg. » Nach unseren Berechnungen hielt der Wagen halb auf dem Fahrradweg.«
Katrine trat ein Stück zur Seite. » Und jetzt? Wie viel Zeit vergeht noch?«
» Ungefähr drei Minuten«, antwortete Niels.
» Hat jemand eine Vorstellung, was der oder die Täter in dieser Zeit machen?«
» Wir haben da verschiedene Theorien«, antwortete Storm. » Eine der Kameras, die an der französischen Botschaft angebracht sind«, er zeigte zum Botschaftsgebäude hinüber, » hat mehrere interessante Personen eingefangen, die in Richtung Nyhavn unterwegs sind. Leider haben wir bis jetzt niemand von ihnen identifizieren können.«
» Was ist mit der Kamera, die in unsere Richtung zeigt?«
» Defekt«, antwortete Niels. » Schon seit über zwei Jahren. Jetzt verstehe ich auch, warum mein Peugeot ständig kaputt ist.«
» Die Bilder der entsprechenden Personen möchte ich mir nachher mal ansehen. Gibt es noch andere Theorien?«
» Dass die Täter so lange im Auto sitzen blieben, bis jemand vorbeikam und sie mitgenommen hat.«
» Sind auf dem Bildmaterial irgendwelche verdächtigen Fahrzeuge zu sehen?«
Storm nickte. » Ja, aber auch hier mit eingeschränkter Sicht.«
Katrine schaute auf die Uhr. » Lasst uns die Zeit vorspulen.«
» Na, endlich«, murmelte Tom.
» Wie wurde die Bombe ausgelöst?«
» Per Fernzündung«, antwortete Laybourne.
Sie drehte sich zu ihm um. » Durch ein Handy?«
» Nein, per Funk. Der Täter muss eine Art Funksteuerung gehabt haben. Ziemlich clever gemacht. Dann kann er selbst die Frequenz bestimmen und von außen nicht beeinflusst werden. Außerdem können später keine Rufverbindungen nachgewiesen werden wie bei einem Handy.«
» Was für eine Reichweite hat so ein Sender?«
» Kommt ganz drauf an. Zwischen fünfhundert Metern bis zu fünf Kilometern. Wenn das Gerät sehr professionell ist, kann die Reichweite sogar noch größer sein.«
» Es ist also gar nicht sicher, dass der Täter auf dem Platz stand?«
» Richtig. Ich persönlich hätte den größtmöglichen Abstand gewählt.«
Katrine nickte. » Okay, ich habe also irgendwann das Auto verlassen.« Sie betrat den Bürgersteig. » Vielleicht bin ich zu Fuß gegangen, vielleicht wurde ich aber auch von einem Komplizen abgeholt und hatte irgendwo ein eigenes Transportmittel geparkt. Ein Fahrrad, Moped oder Motorrad. Vielleicht sogar ein Auto.«
Niels nickte und machte sich Notizen auf seinem Laptop.
» Erklären Sie uns den Ablauf der Explosion, Herr Laybourne«, bat ihn Katrine. » Ich drücke also auf den Knopf des Detonators, und es macht bumm, oder wie?«
» Es macht sogar ziemlich laut bumm.« Laybourne befeuchtete seine Lippen. » Mit einer kleinen Sprengladung TATP haben Sie gerade fünfhundert Kilo Ammoniumnitrat in die Luft gejagt. Das reicht aus, um eine Druckwelle von mehreren Tausend Kilometern pro Sekunde auszulösen. Wie Sie sehen, hat sie alles vernichtet, was auf ihrem Weg lag.« Er zeigte auf das zerstörte Gebäude.
» Wenden wir uns zunächst dem Platz zu. Was ist hier passiert?«
» Das Auto wurde herumgeschleudert und fast in seine Atome auseinandergesprengt. Die
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