Der wahre Feind: Kriminalroman (German Edition)
Schwere der Glock an ihrem Hosenbund. Ihre schwarze Lederjacke saß so eng wie eine zweite Haut, und das Nikotin brannte im Hals, als sie die filterlose Zigarette inhalierte. Sie war zurück in ihrem Viertel. Zu ihren eigenen Bedingungen. Die Späher warfen ihr lange Blicke zu und warnten per SMS ihre Dealer. Das war beinahe der größte Respekt, den sie ihr erweisen konnten. Endlich war ein Datum für ihre Revision festgelegt worden, in siebenundzwanzig Tagen sollte die Verhandlung sein. So viel Zeit blieb ihr noch. Um diese Zeitspanne war ihre Karriere verlängert worden. Um den letzten Fall zu lösen.
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WIR WERDEN CHRISTUS VERBIETEN
Nur unser Glaube wird gelten. In Ländern, die als progressiv und aufgeklärt bekannt sind, haben wir eine sinnlose, schmutzige und abscheuliche Literatur geschaffen. Sie steht im Kontrast zu den neuen Schriften, neuen Projekten, neuen Reden und neuen Erinnerungen.
K apitel XIII : A ngriff auf die weltlichen R eligionen
Der dichte Verkehr auf dem Kongens Nytorv war im strömenden Regen fast zum Erliegen gekommen. Ein paar ungeduldige Autohupen waren zu hören. Vor dem abgesperrten Grundstück, auf dem die Bombe detoniert war, standen Katrine und ein paar Mitarbeiter vom PET . Die Reste des Gebäudes waren abgestützt worden und erinnerten die Passanten auf tragische Weise an das, was geschehen war. Nur der Krater, der sich mitten in der Fahrbahn befunden hatte, war inzwischen ausgebessert worden. Neben Storm, Henrik, Niels und Tom hatte Katrine auch den Sprengstoffexperten Laybourne sowie Hans Henrik mitgenommen, der die dreiundzwanzig Opfer obduziert hatte.
Um exakt 13.42 Uhr hob sie den Arm als Signal für die beiden Patrouillen, die Straße vorübergehend komplett abzuriegeln. Am liebsten hätte sie den ganzen Platz sperren lassen, um eine Momentaufnahme von dem Augenblick zu bekommen, an dem das Bombenauto auf den Platz gefahren war. Doch Storm war der Meinung gewesen, dies bringe zu große Beeinträchtigungen für die Verkehrsteilnehmer mit sich, und sie hatte sich am Ende gefügt.
Katrine ließ ihren Blick über den Platz schweifen. Als Einzige aus ihrer Gruppe machte ihr der Regen nichts aus. » Ich fahre also mit meinem Bombenauto auf den Platz zu. Was tue ich jetzt?«
Keiner der Männer, die hinter ihr standen, antwortete. Sie schnippte mit dem Finger, um ihre Aufmerksamkeit zu erlangen. » Hört zu, das ist eine wichtige Frage. Also: Was tue ich?«
Niels beugte sich über seinen Computer, den er mit seinem Regenmantel vor der Nässe schützte. » Sie biegen an der Kreuzung am Königlichen Theater ab. Dort haben die Überwachungskameras aus dem Magasin das Fahrzeug eingefangen.«
» Halte ich an der roten Ampel?«
Er blickte auf den Monitor. » Ja, genau 46 Sekunden lang.«
» Muss ich mir Sorgen machen, Herr Laybourne, dass die Bombe vorzeitig hochgeht?«
» Sie machen sich vor Angst in die Hose«, murmelte er. » Es ist vollkommener Wahnsinn, mit TATP und einer halben Tonne Dünger herumzufahren. Beim kleinsten Rumpeln kann einem das Zeug um die Ohren fliegen.«
» Danke. Ich fahre also sehr langsam und ruhig. Ich bin froh, endlich am Ziel zu sein, habe aber Angst, dass irgendjemand in mich reinfährt.«
Laybourne nickte. » So ist es.«
» Und ich brauche fast sieben Minuten, um einmal um den Platz herumzufahren?«
» Ja, nach unseren Aufzeichnungen erreichen Sie erst sechs Minuten und sechsundfünfzig Sekunden später Ihr Ziel«, sagte Niels.
» Und bei all den Aufnahmen der verschiedenen Kameras haben wir kein einziges Bild vom Fahrer?«
Niels schüttelte den Kopf. » Selbst die besten Aufnahmen zeigen das Fahrzeug nur schräg von hinten. Und die Qualität der privaten Aufnahmen, die wir geprüft haben, ist auch nicht besonders. Die Tourismuszentrale versucht derzeit, Touristen ausfindig zu machen, die an diesem Tag Urlaubsbilder vom Kongens Nytorv gemacht haben. Aber einen Zapruder-Film haben wir leider noch nicht gefunden.«
» Einen was?
» Zapruder war der Name des Mannes, auf dessen privater Filmaufnahme der Mord an Präsident Kennedy zu sehen war. Außerdem bewies der Film, dass es mehr als nur einen Schützen gab.« Niels schaute sie enthusiastisch an. » Wir hoffen natürlich, etwas Vergleichbares zu finden.«
Katrine nickte und warf einen Blick auf die Uhr. Nach der Zeittabelle dauerte es noch knapp fünf Minuten, bis das Bombenfahrzeug das Café Felix erreicht hatte.
Tom drehte sich ungeduldig zu Storm um. Seine dünne Windjacke war vom
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