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Der wahre Hannibal Lecter

Titel: Der wahre Hannibal Lecter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaques Buval
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unter-hakt und mit ihm im Schlepptau dem Ausgang entgegeneilt
    »Sagen Sie nichts. Ich habe Angst vor dem Mann. Bitte gehen Sie mit mir aus dem Bahnhof.«
    Folgsam, wie Männer bei hübschen Frauen nun mal sind, fragt er nicht nach und genießt die Gunst der Stunde. Nur einmal dreht er sich neugierig nach Robert um, der noch immer wie angewurzelt an derselben Stelle steht.
    Die Halle ist menschenleer. Robert blickt noch immer auf die Stelle, wo vor wenigen Augenblicken noch die bildhübsche Frau stand. Längst haben sich seine Hände zu Fäusten geballt und den Werbezettel, den er von ihr erhielt, zu einem Knäuel verformt Unkontrollierbare Wut steigt in ihm auf. Er fühlt sich gedemütigt und beschließt, sich zu rächen. Seine Gedanken sind wirr. Er will die Frau zur Rede stellen und eilt dem Pärchen nach. Am Ausgang angekommen, blickt er sich nach den beiden um, und es ist gut für sie, dass er sie nicht mehr sieht.

Fatale Begierde

    Nur wenige Stunden später: Robert läuft ziellos durch Wood Green, eine Vorstadt im Norden von London. Er spürt gar nicht, wie die Zeit vergeht, denn noch immer hofft er, die beiden zu finden. Für die erlittene Schmach will er fürchterliche Rache nehmen. Doch die Stunden vergehen, und er sieht weder die Frau noch den Mann wieder. Dann wirft er einen Blick in seine Geldbörse. Leer. Es ist Zeit, für Nachschub zu sorgen. Er beschließt, wieder anschaffen zu gehen. Unruhig streift er durch die Straßen, auf der Suche nach einer der vielen öffentlichen Bedürfnisanstalten.
    Endlich sieht er in der Mitte eines kleinen Platzes eine offensichtlich stark frequentierte Toilette. Sein Kennerblick sagt ihm, dass er am Ziel seiner Wünsche ist. Längst geht es auch hier nicht mehr um das Verrichten der menschlichen Notdurft. Allzu offenkundig ist das Umherschleichen der Freier und Stricher. Herren im betont unauffälligen Anzug taxieren die jungen, mit Goldketten behangenen Männer. Robert zögert nicht lange. Geradewegs betritt er das Reich der schnellen Befriedigung. Nur mit Mühe findet er ein freies Urinalbecken.
    Ein Blick nach links, einer nach rechts – ja, er hat sich nicht getäuscht. Kein Tropfen Urin fließt durch die Abflussrinne am Boden.
    Heftig bewegen sich die Männer, und ihre Blicke verraten sexuelle Gier. Hände wechseln vor aller Augen die Körper.
    Niemand geniert sich, denn alle kennen nur ein Ziel. Ein paar Minuten Glücklichsein für wenig Geld. Denn angefasst wird nur von den Profis, und die tun es nicht umsonst. Robert nimmt Blickkontakt mit einem jungen Mann auf. Man wechselt die Beckenplätze, und das Vorspiel beginnt. Schüchtern sieht der Freier seinem Auserkorenen in die Augen. Der Preis ist schnell vereinbart, und Robert fackelt nicht lange. Der Kunde schließt die Augen und genießt die starken Finger, die ihn geschickt 46

    und geübt massieren. Robert blickt auf den weitaus kleineren Mann herunter, als er plötzlich dessen Hand an seinem Hintern spürt. Immer intensiver wühlen sich Finger in die Nähe des heiß ersehnten Ziels. Roberts Aktivitäten werden immer langsamer. Verwundert und enttäuscht blickt der junge Mann ihn an.
    »Komm mit nach draußen, dann kannst du alles haben«, flüstert Robert ihm zu. Verzückt verdreht der Mann die Augen und wähnt sich im siebten Himmel. Er wundert sich nicht, dass kein neuer Preis verlangt wird. Beide schließen ihre Hosen, und wie ein verliebtes Paar verlassen sie den Ort der billigen Freuden.
    »Wir suchen uns einen Hausflur, und dann kannst du von mir haben, was du willst«, verspricht Robert seinem Kunden, der ihn ganz verliebt ansieht. »Mein Name ist John«, stellt sich der jugendlich wirkende Mann vor.
    »Ich heiße Robert«, lautet die Antwort.
    »Ach, Robert, ein schöner Name«, schmeichelt John und geht eingehakt nebenher. Längst hat er die starken Arm-muskeln seines vermeintlichen neuen Freundes gespürt.
    Schon nach wenigen hundert Metern ist eine Herberge gefunden. Ein alter, gegenwärtig unbenutzter Fahrradschuppen, dessen Tür weit offen steht. Leere Kisten und halb verrottetes Gerümpel bilden das einzige Inventar. John stört das nicht. Er hat nur Augen für diesen mächtigen Mann mit seinen fast zwei Metern und dem kräftigen, muskulösen Körper. Langsam beginnt es dunkel zu werden. Im Mondlicht wirkt Roberts Oberkörper noch attraktiver auf John. Wie eine Statue steht Robert in der Mitte des Raumes und lässt scheinbar teilnahmslos alles über sich ergehen. Doch John ist viel zu sehr mit

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