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Der wahre Hannibal Lecter

Titel: Der wahre Hannibal Lecter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaques Buval
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sich: Tausende von Fahndungsplakaten hatte er drucken lassen, in jeder Zeitung wurde über dieses Aufsehen erregende Verbrechen tagelang auf der Titelseite berichtet auf der gesamten Insel gibt es in der Bevölkerung kein anderes Thema mehr. Man war hunderten von Hinweisen nachgegangen, hatte unzählige Zeugen befragt, Tag und Nacht ermittelt. Doch um ein Haar hätte man den Killer wieder laufen lassen.
    Nicht nur das: Plötzlich will jeder der Erste gewesen sein, der den Mann erkannte, nach dem seit Wochen ergebnislos gesucht wurde. Dass er freiwillig zum Polizeirevier kam, scheint nur noch Robert Maudsley selbst zu wissen. Die Presse jedenfalls hat davon keine Ahnung: Am nächsten Tag steht in allen Zeitungen, dass es gelungen ist, die Bestie festzunehmen.
    Natürlich auf Grund umfangreicher und intensiver Ermittlungen. Die höchsten Beamten von Scotland Yard scharen sich um die Fernsehkameras. Sondersendungen werden beinahe rund um die Uhr ausgestrahlt. Ganz England hat nur noch ein Gesprächsthema: die Festnahme des grausamen Killers.

    Robert John Maudsley genießt inzwischen drei Mahlzeiten am Tag und die Wärme seiner Zelle. Die ganze Aufregung um seine Person bekommt er gar nicht mit. Die Zeitungen übertreffen sich gegenseitig in dem detailgenauen Wissen über sein Leben. Seine Verwandten, vom Geld der Journalisten weich geklopft, erzählen mehr aus seinem Leben, als er dies selbst hätte tun können.
    »Nur seiner Jugend hat er es zu verdanken, dass die internationale Presse nicht noch stärker auf seine Person eingeht. Man will das Leben eines so jungen Menschen nicht zerstören. Niemand will ihn aus der Gesellschaft ausgrenzen.
    Man will ihm noch eine Chance geben, damit er nicht nur als Mörder abgestempelt wird.«
    Solch heuchlerische Schlagzeilen sind an der Tagesordnung.
    Doch das Foto von Robert Maudsley drucken dieselben Blätter ohne Balken über die Augen ab – je größer, desto besser.
    Robert John Maudsley findet derweil keine Ruhe in seiner Zelle. Täglich wird er stundenlang von Scotland Yard vernommen. Jeder Beamte versucht aus Robert mehr herauszu-bekommen als der Kollege vorher.
    »Doch dabei bekam ich immer eine Cola und was Gutes zu Essen. Auch Zigaretten hätte ich bekommen, aber ich rauche ja nicht«, erzählt er später freudig. »Mich ärgerte aber, dass fast jeder Beamte, der mich vernommen hat, mir die Bilder des Mannes zeigte, den ich getötet hatte. Das war eklig. Ich wollte diese Bilder doch gar nicht sehen. Als ich ihn tötete, war es Nacht, und diese Bilder sind alle mit Blitzlicht gemacht. So wie auf den Bildern habe ich den Mann nie gesehen.«

Maudsley wird psychiatrisch untersucht  
    Scotland Yard schließt die Ermittlungen ab und übergibt den geständigen Täter an die Psychiater.

    »Das war eine schöne Zeit in diesen Kliniken«, erzählt Maudsley später. »Ständig bekam ich gutes Essen und wurde gut behandelt. Nicht so wie in der Zelle. Die waren alle ganz nett zu mir, die Herren in den weißen Kitteln. Sie fragten und fragten und ließen mich stundenlang erzählen. Das ging so über Wochen. Leider verging die Zeit trotzdem viel zu schnell. Aber die haben mir versprochen, dass ich bald wieder zu ihnen in die Klinik kommen darf. Darauf freue ich mich sehr.«

»Unbehandelbar«

    Monate vergehen, bis auch Polizei und Staatsanwaltschaft die Ermittlungen abgeschlossen haben und die Anklageschrift Maudsley zugestellt wird. Erschrocken und verständnislos liest Maudsley, dass man auf Grund der umfangreichen psychiatrischen Gutachten zu der Erkenntnis gekommen ist, dass er an einer unbehandelbaren Persönlichkeitsstörung leidet Selbst ein Robert Maudsley weiß sofort, was dies bedeutet:
    »Unbehandelbar!« Damit kommt eine Einweisung in eine psychiatrische Klinik nicht in Frage. Des Weiteren steht in dem Gutachten: »Eine Unbehandelbare Persönlichkeitsstörung wird im ›Mental Health Act‹ definiert als ›ständige Störung oder Unfähigkeit des Geistes, die sich in ungewöhnlich aggressivem oder ernsthaft unverantwortlichem Verhalten äußert.‹«
    Maudsley zeigt das Papier einem Mitgefangenen, von dem er glaubt, dass dieser den Sachverhalt besser versteht als er. Der Mann sitzt wegen Mordes ein, was ihn in Maudsleys Augen zur Beratung qualifiziert.
    Schon am nächsten Tag erhält er die Beurteilung: »So wie ich das sehe, will die Staatsanwaltschaft nur ein Urteil erreichen, und das ist lebenslänglich.«
    Robert ist vollkommen schockiert. »Lebenslänglich?«,

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