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Der wahre Hannibal Lecter

Titel: Der wahre Hannibal Lecter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaques Buval
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vergebens. Immer wieder sehen sich die Ermittlungsbeamten die Fotos vom Opfer an. Längst sind alle psychiatrischen Anstalten des Landes nach Entlassenen überprüft worden, bei denen ein solches Verbrechen in Frage käme. Doch auch hier Fehlanzeige. Die sexuellen Obsessionen des Mörders seien nicht nur auf Männer fixiert, mutmaßen schließlich einige der Beamten. Also sucht man fieberhaft auch in den Kreisen von entlassenen Frauenmördern. Ohne Erfolg.
    Die Vermutungen über das Motiv des Täters nehmen bizarre Formen an. Man glaubt nicht mehr an eine momentane Laune des Täters, vielmehr gelangt die Polizei zu der Überzeugung, dass es sich um eine von langer Hand geplante Tat handelt.
    Einen vorsätzlichen Mord schließt man nicht mehr aus.
    Gespannt wartet man auf die schriftlichen Protokolle von der Sonderaktion. Hunderte Hinweise müssen bearbeitet werden.
    Unzählige Unschuldige geraten in den Verdacht, ein bestialischer Mörder zu sein. Zwei Namen fallen während der unzähligen Vernehmungen jedoch immer wieder: John und Robert. Eine Adresse dieser männlichen Dirnen kann allerdings keiner der Szenekenner liefern.
    Doch es werden nicht nur diese beiden Namen genannt.
    Viele der Befragten geben auch Namen von Personen an, deren Anschrift sie genau kennen. Von da an zittern die Stricher vor dem Zugriff durch die Polizei. Unzählige Vernehmungen müssen sie über sich ergehen lassen, Alibis präsentieren, vor allem für den Zeitpunkt der Tat. Manche sagen bewusst nicht die Wahrheit, was sie jedoch nur noch verdächtiger erscheinen lässt. Sind Männer gar schon mal mit dem Gesetz in Konflikt geraten – und das sind viele –, werden sie festgenommen und in Untersuchungshaft gesteckt. Manch einer hat auch noch das Pech, John oder Robert zu heißen. Ihr Glück, wenn sie nicht, wie von den Zeugen beschrieben, heruntergekommen und verwahrlost aussehen. Jedem Hinweis wird akribisch nachgegangen. Man will auf keinen Fall Fehler machen.
    Längst gibt es bei den Ermittlungen keinen Unterschied der Person mehr. Rigoros greift die Polizei jeden Hinweis auf, gleich, wer davon betroffen ist. Willkürliche Hausdurchsuch-ungen bei unbescholtenen Bürgern sind an der Tagesordnung.
    Die Presse tut ihr Übriges, um die Polizei zusätzlich unter Druck zu setzen. Denn natürlich haben Journalisten Wind von den Sondereinsätzen der Polizei bekommen. Dass es dabei nicht immer mit rechten Dingen zuging, prangern sie gewohnt reißerisch an. Als ruchbar wird, dass die Polizei auch nach Monaten noch keinen Schritt weitergekommen ist, fordert die Journaille umso vehementer endlich Erfolge.
    Die Verantwortlichen wissen weder ein noch aus. Tagelang werden Karteien durchstöbert. Ein vorbestrafter Täter, der auf die Personenbeschreibung passt, wird jedoch nicht gefunden.
    Man versucht es bei den Kollegen der nahe gelegenen Städte, doch alle Bemühungen sind vergebens. Viele Ermittler geben ihren Job auf, weil sie mit der psychischen Belastung einer solch ungeheuerlichen Straftat nicht mehr fertig werden.

Der Mörder kommt aus seinem Versteck

    Es ist Montagvormittag, als ein heruntergekommener Vagabund die kleine Wache einer Londoner Polizeistation betritt. Eigentlich kennen die Beamten die Obdachlosen ihres Reviers sehr genau. Doch dieses Individuum ist ihnen nicht bekannt. Mit seinen prall gefüllten Plastiktüten, offensichtlich seine ganze Habe, betritt er das Revier. Er wird kaum beachtet, nur ein, zwei abfällige Blicke streifen ihn kurz. Erst nach mehreren Anläufen gelingt es ihm, die Aufmerksamkeit eines Beamten zu erregen.
    »Na, wo brennt’s denn? Wohl keine Bleibe, was?«, fragt ein Polizist.
    »Keine Chance, mein Herr, unsere Gefängnisse sind überfüllt«, sagt ein anderer und grinst spöttisch.
    »Mein Name ist Robert John Maudsley!«, stellt der Penner sich artig vor, doch niemand hebt auch nur den Kopf. Der ihm am nächsten stehende Beamte hat längst wieder an seinem Schreibtisch Platz genommen. Ein anderer beginnt zu schimpfen: »Immer dasselbe mit diesem Pack, wenn sie nicht mehr weiterwissen, wollen sie in den Knast.«
    »Oder sie brauchen ärztliche Hufe, und die bekommen sie ja auch, aber ohne, dass sie dafür hohe Krankenkassenbeiträge bezahlen müssen, so wie wir«, gibt ihm ein Kollege Recht.
    Maudsley hört genau zu, registriert, wie man über ihn denkt.
    Dann setzt er wieder an: »Ich möchte eine Aussage machen.«
    Doch noch immer nimmt kein Polizist Notiz von ihm. Robert John Maudsley wartet einige

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