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Der wahre Hannibal Lecter

Titel: Der wahre Hannibal Lecter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaques Buval
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wollte immer nur seine Ruhe. Dabei ist er allen körperlich überlegen gewesen, aber das hat er nie nutzen können. Ich musste für ihn kämpfen und mich mit anderen prügeln. Robert sah immer nur zu.«
    »Ich wollte niemandem wehtun, so wie mein Bruder«, erwidert Maudsley, als man ihn auf diese Äußerungen seines Bruders anspricht »Ich wusste, was Schmerzen bedeuten, mein Bruder nicht!« Dann gibt er zu: »Ich bewunderte ihn. Ja, für mich war er ein Held. Ich wäre selbst gerne einer wie er gewesen. Aber er hat mich nur ausgelacht. Einmal wollte ein Freund von uns meiner Schwester zu nahe treten, für Paul viel zu nahe. Als sie ihm davon erzählte, dass seine Hände ihr
    ›Heiligstes‹ berührt hatten, wie er sich immer ausdrückte, flippte er total aus. Er stellte ihn zur Rede, und schlug ihm in sein ›Allerheiligstes‹, dass ich glaubte, er würde nie mehr eine Frau berühren können. Das hätte ich auch gekonnt. Doch ich weiß nicht, wie weit ich in meiner Wut gegangen wäre. Ich war froh, dass Paul dies für uns getan hat.«
    »Haben Sie mit Ihrem Bruder Paul noch Kontakt, zumindest auf dem Postwege?«, will man von ihm wissen.
    »Nein, ich habe mit meiner ganzen Familie keinen Kontakt mehr. Entweder haben sie sich von mir abgewandt oder ihre Briefe werden mir nicht zugestellt Ich kann ihnen ja nicht schreiben, ich habe weder Papier noch Briefmarken«, antwortet er.

Maudsley steht erneut vor Gericht

    Pamela Taylor, eine Psychologieprofessorin aus Broadmoor, beschreibt, was Robert Maudsley durch den Mord an David Francis verspielt hat: »In Broadmoor richtet sich die Behandlung nach dem einzelnen Individuum. Es wird kaum einmal jemand in Einzelhaft genommen. Und wenn, dann meist nur für Stunden oder höchstens ein paar Tage. Die Zahl der gewalttätigen Zwischenfälle ist in Broadmoor bemerkenswert gering, wenn man bedenkt, dass mindestens ein Viertel der Insassen Mörder sind. Ziel der Inhaftierung ist es, herauszufinden, was bei den Patienten Konfliktsituationen heraufbeschwört und diese dann zu neutralisieren.«
    Dass der Gefängnisdienst die Behandlung und das Training des Gefangenen für ein gutes und nützliches Leben sicherstellen muss – solche Regeln sind für Robert Maudsley fortan unwiderruflich vorbei.
    »Er wird die ganze Härte unserer Gesetze spüren«, sagt der Oberstaatsanwalt, der Maudsley schon bei der ersten Verhandlung für immer hinter Gittern sehen wollte.
    Weil die Straftat hinter Gefängnismauern geschah, erfährt die Bevölkerung und auch die Presse davon fast nichts. Für Robert John Maudsley beginnt ein neuer Prozess wegen Mordes und Geiselnahme, aber diesmal vor leeren Rängen. Das Urteil lautet wie vom Staatsanwalt prophezeit: Lebenslänglich.
    Und diesmal wird Maudsley nicht in eine Klinik geschickt diesmal wartet eines der berüchtigten Hochsicherheitsgefängnisse von England auf ihn. Zunächst bringt man ihn nach Purkhurst und dann nach Durham, doch selbst in dem dortigen Hochsicherheitsgefängnis kann man diesen Mann nicht bändigen.
    Übrig bleibt Wakefield, die härteste Strafvollzugsanstalt Englands. Hier ist Robert Maudsley bis heute inhaftiert, und hier wird er wahrscheinlich auch bis zu seinem Tod bleiben.
    Ein Aufseher erzählt, wie Maudsleys Tagesablauf aussieht:
    »Er hat nur Kontakt zu einem Gefängnisarzt, zu sieben Aufsehern und einem Hundehalter während des Hofgangs.
    Man will keinerlei Risiken mehr eingehen mit diesem Menschen. Maudsley vegetiert dahin wie ein Schwein in einem 106

    Stall. Die nackten Wände, ein Bett, ein Stuhl und ein Tisch sind seine einzigen Begleiter in eine erbärmliche Zukunft.«

Maudsley wird zum wahren Hannibal Lecter

    Der Umgangston ist hart in jedem der sechs Hochsicherheitsgefängnisse von England und Wales. Die Strafanstalten von Wakefield und Frankland zählen zu den gefürchtetsten ihrer Art. Besonders unbarmherzig geht man mit Gefangenen um, die Wärter oder Mithäftlinge attackiert haben.
    Wakefield ist eine Festung und beherbergt vor allem zu lebenslanger Haft verurteilte Schwerverbrecher. Skrupellose Mörder, die die Lust am Töten auch im Gefängnis nicht verlieren. Längst haben sie jegliche Hemmschwelle des Menschlichen überschritten, denn sie haben nichts mehr zu verlieren. Kleinere Gewalttaten gegen Mitgefangene sind an der Tagesordnung.
    Seit Anfang 1978 sitzt auch Robert John Maudsley hier in Wakefield ein. Schnell bemerkt der Hüne den Unterschied zwischen dem Gefängnis in Broadmoor und dem »Haus des

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