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Der wahrhaftige Volkskontrolleur - Roman

Der wahrhaftige Volkskontrolleur - Roman

Titel: Der wahrhaftige Volkskontrolleur - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrej Kurkow
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demonstrativ ab.
    Dobrynin seufzte schwer und trat beiseite. Dann fand er mit seinem Blick Abunajka und gab ihm ein Zeichen mit dem Kopf, dass sie anfangen könnten.
    Abunajka zündete das Feuer höchstpersönlich an. Es war dafür viel Holz vorbereitet, das in einer Höhe von anderthalb Metern aufgeschlichtet war. Kriwizkij versuchte sich umzudrehen oder gar auf den Boden hinunterzurollen, aber es gelang ihm nicht – die Fesseln lagen zu fest an.
    Der Alte sang etwas, richtete seinen Blick auf die Führerbüste und verbeugte sich vor ihr. Bald stimmten die anderen in Abunajkas Gesang mit ein.
    Die Flammen loderten auf, das Holz knackte laut und melodisch. Dobrynin gefiel dieses Knacken, das ihn an den Ofen in seiner Hütte erinnerte, aber da störte Kriwizkij das Geräusch, indem er einen Fluch ausstieß.
    Dem wurde jedoch keine Beachtung geschenkt, die Einheimischen unterbrachen nicht einmal ihr Lied.
    Dobrynin gefiel die Art des Richtens nicht sehr, aber er begriff, dass alles nach den örtlichen Nationalgesetzen ablief, die man, wie Lenin gelehrt hatte, respektieren musste. Jedoch beschloss Pawel, nun von hier fortzugehen. Und er ging zum Urku-Jemzen, der bereitwillig zustimmte, Dobrynin nach Chulajba zu bringen.
    Mit dem Schlitten brauchten sie nicht lange bis zur Stadt. Als Erstes fuhren sie zum großen Holzhaus, in dem sich das Büro des Vorsitzenden befand. Dobrynin ging hinein, blieb knapp vor dem Tisch stehen, betrachtete das Pelzporträt und warf dann einen Blick in das andere Zimmer, wo er den Funker auf einen Stuhl vor dem Funkgerät gefesselt fand.
    „Also?“, fragte ihn Dobrynin.
    „Was kann denn ich dafür?!“, jammerte Poltoranin ganz leise und heiser. „Ich bin der Funker. Woher soll ich denn wissen, wer diese Felle abholen muss: die Japaner oder die Chinesen?“
    „Und hast du von den Morden gewusst?“, fragte Pawel mit strenger Stimme.
    „Von welchen Morden?“, wimmerte der Funker. „Ich bin erst vor kurzem hierhergesandt worden, in der vorletzten Nacht …“
    Vielleicht wusste er wirklich nichts?, dachte Pawel und betrachtete das Gesicht des Funkers noch einmal aufmerksam.
    Er war ein einfacher Bursche, und die Tatsache, dass er so überaus erschrocken war, erschien dem Volkskontrolleur als ein Beweis seiner Unschuld.
    „Na gut.“ Dobrynin trat näher und begann, die langen Lederriemen, mit denen Poltoranin gefesselt war, aufzuknüpfen. „Kriwizkij ist schon bestraft.“
    „Und wie hat man ihn bestraft?“, fragte der Funker.
    „Mit der Höchststrafe“, antwortete ihm Pawel. „Und ich muss jetzt nach Moskau, dem Genossen Kalinin von allem berichten … aber wie soll ich dorthin kommen?“
    „Sie müssen zum Militär, die haben ein Flugzeug“, schlug Poltoranin vor, während er seine steifen Hände rieb.
    Das Militär hatte Dobrynin ganz vergessen, aber tatsächlich – wenn es in der Nähe des Flugplatzes ein Militärlager gab, bedeutete das, dass auch das Militär selbst nicht weit sein konnte.
    „Und wie kommt man dorthin?“, fragte Pawel.
    „Mit dem Hundeschlitten“, erklärte Poltoranin. „Man könnte natürlich hinfunken, dass sie ein eigenes Fahrzeug herschicken.“
    „Nicht nötig, wozu die Umstände!“, winkte der Kontrolleur ab. „Also, bleib du anstelle von Kriwizkij hier, und ich ersuche den Kreml, jemanden für Chulajba auszuwählen, der ein ehrlicher Mensch ist. Verstanden?“
    „Ja, zu Befehl …“, antwortete der Funker.
    „Komm, hilf mir, das Porträt von Kriwizkij von der Wand zu nehmen!“
    Sie gingen gemeinsam in das Zimmer, schoben den Tisch an die Wand und Poltoranin nahm das Pelzporträt vom Nagel.
    „Wofür brauchen Sie das?“, fragte der Funker.
    „Ich möchte es Genosse Kalinin zeigen, als Beweis für das Verbrechen.“
    Waplach saß auf dem Schlitten direkt vor dem Haus, als Dobrynin mit dem Porträt in Händen auf die Schwelle trat.
    „Kennst du den Weg zum Militär?“, fragte Pawel. Der Urku-Jemze nickte.
    „Dann fahren wir, aber zuerst bleiben wir bei dir stehen, um meinen Sack und die Aktentasche zu holen.“
    „Zu zweit können wir nicht fahren, wir müssen Abunajka mitnehmen.“
    Dobrynin fragte nicht nach, warum man nicht zu zweit fahren konnte. Er vertraute dem Urku-Jemzen. Wenn Waplach das sagte, dann gab es ernsthafte Gründe dafür. Sie fuhren zu Waplach, warfen noch ein paar Flechten in den Ofen, wärmten sich ein wenig und tranken jeder einen Krug Tarasun.
    „So, jetzt können wir zu Abunajka fahren, er ist

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