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Der wahrhaftige Volkskontrolleur - Roman

Der wahrhaftige Volkskontrolleur - Roman

Titel: Der wahrhaftige Volkskontrolleur - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrej Kurkow
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einen Zustand des Glücks erlebt und ihre eigene Kraft erfahren hatte, die sie, wie sie nun begriff, mit Worten zu den einfachen Menschen durchdringen und sie überzeugen ließ. Der Engel stand eingeklemmt zwischen den Bauarbeitern und den Rotarmisten und sah Katja mit unverwandtem Blick an. In seinen Augen glänzten ebenfalls Tränen. Allerdings war der Grund für diese Tränen ein ganz anderer als bei der Lehrerin.
    „Nun also“, ergriff der bucklige Buchhalter wieder das Wort. „Sollen wir abstimmen oder beschließen wir das einfach so?“
    „Einfach so!“, ließen sich einige männliche Stimmen vernehmen.
    „Also gut, dann betrachten wir diesen Punkt als beschlossen. Jetzt noch eine Frage, hier steht bei mir geschrieben: ‚Über die Seele sprechen‘ …“
    „Soll das vielleicht ‚Sich etwas von der Seele reden‘ heißen?“, berichtigte Trofim den Buckligen.
    „Aber nein, ‚Über die Seele‘ steht da“, bestätigte der bucklige Buchhalter. „Der Engel hat darum gebeten. Also, dann werden wir über die Seele sprechen, nicht wahr?!“
    Die Versammelten schwiegen und ihr Blick drückte Befremden über ein solches Ansinnen aus. Sie waren zwar nicht entschieden dagegen, aber nachdem das Umpflügen des Friedhofs besprochen worden war, hatte niemand mehr besondere Lust, über die Seele zu sprechen. Wieder leuchteten die Augen der Lehrerin Katja auf und wieder trat sie nach vorn, und alle sahen sie wie gebannt an, um begierig dem zuzuhören, was sie zu sagen hatte. Offenbar bemerkte Katja das. Sie überlegte fieberhaft, wie sie es so ausdrücken konnte, dass sie sowohl diesen guten und schönen Genossen, der sich für einen Engel hielt, als auch das einfache Volk von dem jahrhundertealten Irrtum eines unvernünftigen Glaubens an die Seele befreien konnte.
    „Ich schlage vor, Genossen“, fing Katja zu sprechen an, wobei ihr zartes Stimmchen vor lauter Erregung, die in ihrer Brust aufstieg, zitterte, „ich schlage vor, mit voller Verantwortung abzustimmen und ein für alle Mal zu entscheiden, ob es die Seele gibt oder nicht! Persönlich bin ich fest davon überzeugt, ja, man hat es mir während meiner pädagogischen Ausbildung so beigebracht, dass es keine Seele gibt und gar nicht geben kann, da sie keine Materie ist. Und was nicht materiell ist, gibt es nicht! Nehmen wir doch einen Laib Brot her – wenn ihr ihn seht, ihn angreifen, von ihm abbeißen könnt, dann bedeutet das, dass er materiell existiert, und wenn keiner da ist und ihr vor Hunger aufgedunsen seid und kein Laib in der Nähe ist, dann gibt es kein Brot. Das heißt, es gibt die Bezeichnung dafür, aber es gibt ihn nicht als Materie … So ist das. Und wer von euch hat diese Seele schon einmal gesehen? Hm?! Irgendjemand?“
    Keiner trat vor.
    Niemand sagte: „Ich habe sie gesehen.“ Alle schwiegen und sahen Katja an, und in den Augen der Menschen lag so viel Vertrauen in diese kleine, schmale, hellblonde junge Frau, dass, wenn man dieses Vertrauen von allen zusammengenommen hätte, sich ein Wort materialisiert hätte, und das Vertrauen wäre zu einem großen und üppigen Laib Brot geworden oder sonst etwas Vertrautem und real Existierendem.
    „Ich stimme dafür, dass es keine Seele gibt!“, rief die Lehrerin und streckte ihren dünnen Arm in die Luft.
    Und da wurden Hände in die Höhe gehoben, manche schneller, andere langsamer, und sogar der Bucklige, der sich über die so einhellige Abstimmung wunderte, hob die Hand.
    Der Engel biss sich auf die Lippen, dass es weh tat, ohne jedoch den Schmerz zu fühlen. Er blickte auf Katja und auf den Wald von Händen um ihn herum und konnte überhaupt nicht verstehen, warum diese Menschen, die ins Neue Gelobte Land gekommen waren, um gerecht und in Liebe zueinander zu leben, einstimmig beschlossen, dass es keine Seele gab. Was gab es dann? Was? Wie gern wollte der Engel selbst in den Kreis hinaustreten und fragen: Was gibt es dann? Aber eine seltsame Kraft hielt den Engel an Ort und Stelle, und er stand in völliger Erstarrung da.
    In der Zwischenzeit hatte der bucklige Buchhalter den Siedlern vorgeschlagen, ihre Form des Lebens als Fedka-Kommune zu bezeichnen, nach jenem Rotarmisten der Eskorte, der von einem vom Himmel gefallenen Stein erschlagen worden war. In dieser Frage herrschte jedoch keine solche Übereinstimmung, wie sie die Siedler an den Tag gelegt hatten, als sie gegen die Existenz der Seele stimmten. Die Bauarbeiter gerieten in Bewegung und forderten, dass der Name der Kommune

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