Der wahrhaftige Volkskontrolleur - Roman
Buchhalter notierte in der Spalte mit den Diskussionsfragen gleich unterhalb von „Friedhof umpflügen“ „Über die Seele sprechen“. Dann verließ er den Engel und machte sich auf die Suche nach seinem Vorgesetzten.
Währenddessen döste Archipka-Stepan auf seiner Bank im ersten Stall und träumte, dass er ein großes Haus bewohnte, das von Feldern umgeben war, die ihm gehörten und auf denen ein Meer von Weizen spross. Und hinter den Weizenfeldern graste sein Vieh auf saftigen Weiden, und es waren so viele Tiere an einem Ort versammelt, dass sich die Erde unter ihrer Last bog. Und der Hirte war der Rotarmist Fedka und anstelle eines Stabes hielt er seine kaputte Waffe …
„He!“, platzte unerwartet und deshalb unangenehm die Stimme des buckligen Buchhalters in seinen Traum. „Archipka! He! Schläfst du etwa?“
Archipka-Stepan öffnete die Augen, blickte den Mann, der ihn aufgeweckt hatte, nicht gerade freundlich an, seufzte tief und verabschiedete sich von seinem angenehmen Traum.
„Was willst du?“, fragte er.
Anstelle einer Antwort hielt der Bucklige Archipka-Stepan sein Heft vors Gesicht. Die Seite, auf der es aufgeschlagen war, war zur Hälfte in ungelenker Schrift mit Bleistift vollgeschrieben.
Archipka-Stepan betrachtete die Seite verständnislos, denn für ihn standen alle Buchstaben auf dem Kopf, und so sah er wieder zum Buckligen hoch.
„Vielleicht möchtest du etwas vorschlagen, das wir auf der Versammlung besprechen sollten, also etwas Wichtiges?“
Archipka-Stepan seufzte noch einmal, richtete sich auf seiner Bank auf und kratzte sich hinter dem Ohr.
„Also“, begann er schließlich zu sprechen. „Wir haben doch auf jener Begräbniskundgebung … erinnerst du dich, als so viele gestorben sind … Ach, schreib einfach, dass wir die Kommune nach Fedka nennen sollten.“
„Gut!“, nickte der bucklige Buchhalter und schrieb bereits mit seinem Bleistift. „Und hast du auch Vorschläge zur Verbesserung des allgemeinen Lebens?“
„Verbesserung?“, wiederholte Archipka-Stepan erstaunt. „Ja, wie, lebt irgendjemand schlecht hier? Hat sich jemand beschwert?“
„Nein, nein.“ Der Bucklige schüttelte den Kopf.
„Na, dann nicht“, antwortete Archipka-Stepan.
Der Bucklige verließ den Stall, ließ sich auf einem sonnigen Platz nieder und las sich seine Notizen durch. Es gab ziemlich viele Themen zur Erörterung und das freute den Buckligen. Er war stolz darauf, dass er alle höchstpersönlich befragt und von vielen, wenn nicht gar von allen, etwas in diesem Heft niedergeschrieben hatte. Sogleich blätterte er es durch, um nachzusehen, ob es noch genügend leere Seiten für die Zukunft gab, und er versicherte sich, dass noch viele Seiten übrig waren. Ein Gefühl glückseliger Erwartung regte sich in seinem Herzen und er lächelte sich selbst und der Welt zu.
Allmählich wurde es Abend, als weit draußen auf dem Feld die Rotarmisten auftauchten, die ohne Hast ins Neue Gelobte Land zurückkehrten. Fünf oder sechs von ihnen trugen etwas Schweres, und alle, die sie sahen, begriffen sofort, was das war. Der Rest der Gruppe begleitete sie.
Die Schiene, die die Rotarmisten hatten beschaffen können, war so lang wie ein durchschnittlich großer Mensch und wog etwas weniger als ein solcher. Sie hatten sie von einer Weiche an einer Eisenbahnstrecke abgeschraubt, die sich nicht weit vom Neuen Gelobten Land befand. Die Schiene hatte breite Löcher für große Schrauben zur Befestigung. Durch zwei dieser Löcher fädelten sie ein Seil und hängten die Schiene auf das Vordach eines Stalls, wobei das Vordach mit zwei Kieferpfeilern gestützt wurde.
Die Bauarbeiter brachten sogleich einen Hammer und kurz darauf ertönte ein solcher Lärm, dass sogar der Wald erzitterte und Hunderte von Raben sich über die Baumkronen erhoben.
Der bucklige Buchhalter hastete augenblicklich zu der aufgehängten Schiene, ebenso alle anderen Bewohner des Neuen Gelobten Landes, darunter auch Archipka-Stepan.
Da endlich begann die eigentliche Versammlung. Der bucklige Buchhalter hielt das an der passenden Stelle aufgeschlagene Heft bedeutungsvoll vor seiner Brust und sprach über verschiedene Themen, die allesamt die Siedler und ihr Leben betrafen. Seine Stimme, die zwar etwas dumpf, aber ziemlich laut war, klang feierlich.
„… und jetzt muss noch die Frage, ob wir eine Schule brauchen, entschieden werden“, setzte er seinen Vortrag fort, während er einzelnen Bewohnern des Neuen Gelobten Landes immer
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