Der wahrhaftige Volkskontrolleur - Roman
Pawel hin und her, und er schlief ein.
Kapitel 10
Es war unbequem, im Laderaum zu sitzen, und obwohl sich alle fünf mit dem Rücken an der Seitenwand abstützten, wurden sie bei jedem Schlagloch auf dieser nächtlichen Straße hochgeschleudert, sodass sie bald müde wurden, sich die geprellten Stellen zu reiben. Auch die beiden Rotarmisten, die die Gefangenen begleiteten, ertrugen schweigend die Holprigkeit der unbefestigten Landstraße, die zwischen Feldern hindurchführte. Der Deserteur im Hemd eines Sarafans glitt manchmal auf die Bodenplatte hinunter und schlief dort ein, bis zum nächsten Schlagloch. Der Blick des entflohenen Kolchosbauern schweifte zu den Sternen, die der Kosmos mit großzügiger Hand über dem Nachthimmel verstreut hatte. Der Engel dachte traurig an das verlassene Paradies.
Ein Streichholz wurde angezündet und einer der Rotarmisten begann zu rauchen.
Der Wagen kämpfte sich mit den Rädern über die Unebenheiten der Straße und das ließ ihn rumpeln und holpern.
Die im Laderaum Sitzenden wurden aufs Neue durchgerüttelt, und der Deserteur, der wieder einmal aufgewacht war, fluchte laut und obszön.
Der entflohene Kolchosbauer schmatzte aus irgendeinem Grund mit den Lippen und sah immer noch zum Himmel. Als hätte er dort etwas gesehen, was seine Neugierde geweckt hatte, warf er den Kopf zurück, um es zu betrachten, und das wiederum erregte die Aufmerksamkeit der anderen.
„Was gibt es da?“, fragte der Deserteur und warf ebenfalls einen Blick zu den nächtlichen Sternen.
„Ja, da gibt es einen …“, sagte der Kolchosbauer geheimnisvoll, so als ob er seine Wagennachbarn absichtlich verblüffen wollte.
„Was heißt einen? Etwa einen Stern?“ Der Deserteur ließ sich nicht abbringen.
„Ja.“ Der entflohene Feldarbeiter nickte.
Der Engel hörte auf, in traurigen Erinnerungen zu schwelgen, und lauschte dem seltsamen Gespräch.
Auch die Rotarmisten hielten gleichsam inne und bemühten sich, die Sterne so zu betrachten, dass es die Gefangenen nicht bemerkten.
„Na, und was ist mit dem?“ Der Deserteur rückte näher an den entflohenen Kolchosbauern heran und stieß ihn mit dem Ellbogen in die Seite, damit dieser etwas gesprächiger wurde.
„Na, das ist ein … er ist wegweisend, Archipka heißt er …“
„Der Stern? Archipka?“, fragte der Deserteur nach.
„Ja.“ Wieder nickte der ehemalige Kolchosbauer. „Wenn man ihm sieben Nächte lang folgt, dann erreicht man direkt das Neue Gelobte Land.“
Die Rotarmisten, die an der Innenwand lehnten, hinter der die Fahrerkabine lag, machten sich auf, um an der rechten Wand entlang näher an den Erzähler heranzurücken.
„Und was gibt es dort, in diesem Gelobten Land?“, fragte einer von ihnen.
„Dort ist es schön“, sagte der entflohene Kolchosbauer langsam. „Dort ist die Schwarzerde so locker wie Gänsedaunen, und in ihr wächst alles, was man hineinsteckt!“
„Ja, wie?!“, sagte der zweite Rotarmist ungläubig. „Und wenn man einen Stein hineinsteckt?“
„Dann wächst auch dieser Stein!“, versicherte ihm der gefangene Kolchosbauer.
„Jetzt lügst du!“, sagte der Deserteur.
„Vielleicht lüge ich“, sagte der Kolchosbauer achselzuckend. „Aber nur dort gibt es das Reich der Gerechtigkeit, und die, die dorthin gelangen, kehren nie wieder zurück.“
„Und warst du etwa dort, dass du so viel weißt?“, fragte der zweite Rotarmist.
„Na, wenn ich dort angekommen wäre – dann hättet ihr mich wohl kaum festgenommen“, entgegnete der entflohene Kolchosbauer träumerisch.
„Und warst du dann dorthin unterwegs?“, wollte der erste Rotarmist wissen.
„Wohin sollte ich denn sonst?“, seufzte der Bursche in den Lumpen.
Und nach diesen Worten, die er sehr leidenschaftlich gesprochen hatte, hing über dem Wagenkasten eine solch herrliche Stille, dass sogar der Lärm des Motors von ihr verschluckt wurde. Alle waren verstummt und eine aufgeregt-sehnsuchtsvolle Stimmung begann sich auszubreiten. Jeder dachte über das Reich der Gerechtigkeit nach, wo die Schwarzerde so locker wie Gänsedaunen war. Und jeder war erfüllt von Unruhe in Erwartung eines Schauers, so als ob sie wüssten, dass irgendwo in der Nähe ein Wolf ebenfalls die Sterne betrachtete und gleich zu heulen beginnen würde.
Selbst auf den Engel übertrug sich diese gespannte Erwartung. In ihm keimte der hoffnungsvolle Gedanke, dass es genau dort, im Neuen Gelobten Land, möglich wäre, Gerechte zu finden, und dann würde er ganz
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