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Der wahrhaftige Volkskontrolleur - Roman

Der wahrhaftige Volkskontrolleur - Roman

Titel: Der wahrhaftige Volkskontrolleur - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrej Kurkow
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vergleichen konnte, die auf den Kisten für allerlei Militärausrüstung zu finden waren, die Dobrynin hier so häufig begegneten.
    Nach kurzer Zeit erwachte Zybulnik, stand auf, ging im Zimmer umher und machte zur körperlichen Ertüchtigung sogar einige Kniebeugen.
    „Also“, sagte er voller Energie und mit erholter Stimme. „Trinken wir Tee und dann wollen wir uns die Stadt einmal ansehen!“
    Dobrynin, der die Veränderung im Ton des Komsomolzen bemerkte, freute sich und streckte und reckte sich gleichfalls, um seine Lebensgeister zu wecken.
    Der Tee war schnell aufgebrüht – der Kocher des Komsomolzen funktionierte ausgezeichnet und summte nur eine Spur leiser als der Propellerschlitten, wobei er bläuliche Petroleumflammen erzeugte, die gierig über den geschwärzten Boden des lange nicht mehr geputzten kupfernen Teekessels züngelten.
    Kein Hausmann!, dachte Dobrynin, als er einen Blick auf den Teekessel warf und sich an den Kessel in der Hütte am Flugplatz erinnerte, der wie ein Spiegel geglänzt hatte.
    Zybulnik goss bereits Tee in zwei einfache Soldatentassen, die auf jenem Nachtkästchen standen, das jemand in Abwesenheit des Hausherrn geplündert hatte.
    „Hast du etwas zum Tee?“, fragte er. Dobrynin dachte nach und da fiel ihm ein, dass in seinem Sack nur die beiden angebissenen Zwiebackstücke übrig waren.
    „Nein. Wir haben alles am Flugplatz gegessen …“
    „Na schön.“ Der Komsomolze winkte bescheiden ab und zog unter seinem Bett einen kleinen Eisentresor hervor, öffnete ihn mit einem dicken Spezialschlüssel und daraufhin erschienen auf dem Nachtkästchen eine Dose mit Zuckerstücken und eine Schachtel Kekse, auf der ein Rotarmist auf einem Wachposten abgebildet war. Die Kekse hießen auch so – „Auf dem Posten“, und ihr Geschmack erinnerte an den staatlichen Zwieback, obwohl sie wesentlich mürber waren.
    „Aaach!“, seufzte der Komsomolze, als er von dem Keks abbiss, und er schüttelte den Kopf, als ob er sich etwas von der Seele reden wollte.
    „Schwer ums Herz?“, fragte Dobrynin, der etwas Bekanntes aus diesem Seufzer heraushörte.
    „Jaaa“, zog Zybulnik in die Länge. „Man hat’s nicht leicht.“
    „Welche Schwierigkeiten gibt es denn hier?“
    „Verschiedene“, antwortete der Komsomolze. „Im Grunde besteht die Schwierigkeit natürlich in der Arbeit mit der einheimischen Bevölkerung. Sie sind schließlich Wilde. Nur zwei von ihnen sprechen eine einigermaßen menschliche Sprache, also Russisch, einer davon ist ein Schamane, der hiesige Pope, also ein Feind der Arbeiterklasse, und der zweite ist einfach ein waschechter Verräter. Und die anderen: eingeschüchterte, ungebildete Leute und fast alles Diebe!“
    „Jaaa …“, sagte diesmal Dobrynin langsam, verstand Zybulnik und erinnerte sich an seine Heimatkolchose, in der allerdings alle Russisch sprachen.
    „Ich bin schon das zweite Jahr hier“, fuhr der Komsomolze nach einem weiteren Seufzer fort.
    „Und was ich schon alles gemacht habe! Fast nicht zu glauben! Karten von gefährlichen Orten erstellt, zwei Götter ausgetauscht …“
    „Was?“, fragte Dobrynin nach.
    „Ach“, winkte der andere ab. „Auf dem Weg in die Stadt zeige ich es dir, es ist schwierig zu erklären. Nimm dir Zucker, sag nur Kriwizkij nichts davon!“
    „Warum, nimmt er ihn dann?“, wollte Dobrynin wissen.
    „Natürlich nimmt er ihn.“ Zybulnik nickte. „Der Schamane liebt Zucker ganz fürchterlich. Und er ist doch jetzt Kriwizkijs Vertreter.“
    „Was?!“, rief der Volkskontrolleur aus. „Der hiesige Pope ist der Vertreter des leitenden Kommunisten der Stadt?!“
    „Ja“, sagte Zybulnik. „Was soll man machen? Es gibt hier keinen zweiten Kommunisten innerhalb der nächsten tausend Kilometer. Wir haben zwar drei Völker des Nordens in die Partei aufgenommen, also jene, die hier in der Nähe wohnen, aber die haben keinen Tau von Russisch und außerdem sind das alles Diebe. Und auf den Schamanen hören sie wenigstens. Was er ihnen sagt, das machen sie. Und er sagt ihnen das, was Kriwizkij ihm sagt.“
    „Aha“, begriff Dobrynin. „Das bedeutet, der Schamane ist der Vertreter der einheimischen Intelligenzija, auf die man sich verlassen muss?!“
    „Ja, genau!“, bestätigte der Komsomolze Dobrynins Gedanken. „Und trotzdem ein Schweinehund! Und wie er Zucker mag! Kein Pferd auf der Welt mag Zucker so wie er!“ Der Gedanke an sein Pferd wischte das Lächeln von Dobrynins Gesicht und er erinnerte sich an Grigorij,

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