Der Waisenstern.
R-WELLENBEREICH AN... KEINE UNGEWÖHNLICHEN ODER NEGATIVEN REAKTIONEN DER MUTTER... R- WELLENMESSWERTE DEUTEN AUF POTENTIAL
MÖGLICHERWEISE ABNORMALER TALENTE KLASSE 1 AN...
NORMALE GEBURT... KEINE R- WELLENREAKTION AUF TRAUMA ZURÜCKZUFÜHREN. MONITOREN BEI POSTOPERATIVER PRÜFUNG NORMAL... SÄUGLING ANSONSTEN NORMAL UND GESUND...
ALTER DER MUTTER: 22... NAME: ANASAGE... GROSSELTERN UNBEKANNT...
Namoto sah Flinx nicht an, als die Schrift fortfuhr: VATER UNBEKANNT, BEI GEBURT NICHT ANWESEND...
Flinx zwang sich zur Ruhe. Jetzt, da diese Qual vorbei war, wunderte er sich über seine Erregung. Die Information, die er jetzt erhalten hatte, besagte wenig - und was den unbekannten Vater anging, nun, man hatte ihn auch früher schon einen Bastard und auch viel Schlimmeres genannt. Aber all diese neuen Informationen verrieten ihm immer noch nicht, ob Lynx ein Familienname war oder nur einer, den man ihm bei der Geburt gegeben hatte. Ohne dieses Wissen - oder weitere Informationen - hätte er sich die ganze Mühe sparen können.
»Irgendwelche Informationen«, fragte er mit monotoner Stimme, »über das weitere Schicksal der... « - das Wort kam ihm überraschend leicht über die Lippen - »Mutter?«
Namoto gab die Frage an die Maschine weiter. Die Antwort war kurz und inhaltsreich.
MUTTER GESTORBEN... AUSSERPLANET, 537 N. V. ... WEITERE EINZELHEITEN VERFÜGBAR...
»Erklären Sie die...«, begann Flinx, aber Namoto ließ ihn nicht weiterreden.
»Einen Augenblick, Philip.«
Pip richtete sich nervös auf, als sein Herr und Meister unruhig reagierte.
»Nennen Sie mich nicht so. Ich heiße Flinx, nur Flinx.«
»Trotzdem einen Augenblick, bitte.« Namoto benutzte eine kleine Tastatur, um der Maschine manuell Instruktionen einzugeben. Aus ihren Tiefen war ein leises Summen zu hören. Ein winziges Rad mit millimeterbreitem Band, so schmal, daß man es kaum zu sehen vermochte, fiel aus einem kaum sichtbaren Schlitz. Gleichzeitig leuchtete der Bildschirm zum letzten Mal auf.
AUSDRUCK DER GELIEFERTEN INFORMATION ABGESCHLOSSEN... SEKUNDÄRINFORMATION ZEHN STANDARDMONATE ZWEI WOCHEN VIER TAGE VOR DEM HEUTIGEN DATUM ENTNOMMEN...
Namotos Augen verengten sich. »Jemand hat sich tatsächlich an Ihrer Akte zu schaffen gemacht.« Und wieder zu der Maschine gewandt: »Erbitte Identifizierung, mit welcher Berechtigung Information entnommen wurde.«
ERFÜLLUNG DES AUFTRAGES UNMÖGLICH... BERECHTIGUNG SOFORT NACH INFORMATIONSENTNAHME STORNIERT...
»Hübsch«, meinte Namoto, sonst nichts. Nur ›hübsch‹. »Ihr Bekannter wollte sichergehen, daß niemand anderer Zugang zu den Informationen hatte, die er gestohlen hat.«
Vor Flinx' geistigem Auge entstand ein rotgerändertes Bild - Challis! Selbst im Augenblick seines vermeintlichen Todes hatte der Händler ihn noch getäuscht. Er hatte dem Flinx-Roboter gestanden, wo er sich seine Information über Flinx beschafft hatte, ohne es für nötig zu finden, noch hinzuzufügen, daß die kritische Information dort nicht mehr vorhanden war.
Was er in den Kirchenarchiven zurückgelassen hatte, reichte gerade aus, um jemanden zu befriedigen, der sich beiläufig dafür interessierte, und zu verhindern, daß Löschungsalarmsignale ausgelöst wurden.
Und Flinx bezweifelte, daß Challis mit seiner Rückkehr in die Hauptstadt rechnete. Er würde also seine Suche von neuem beginnen müssen - diesmal ohne den leisesten Hinweis darauf, wohin der Händler diesmal geflohen war. Eine leise Stimme redete in seiner Nähe auf ihn ein.
Namoto hatte einige Tasten betätigt und reichte ihm jetzt das Band. »Hier ist eine Kopie dessen, was der Dieb im Archiv gelassen hat.« Flinx nahm die Spule entgegen, seine Bewegungen waren langsam und wirkten verstört. »Was den Rest betrifft, so tut es mir leid, was immer es auch war. Ich vermute, wenn Sie den Inhalt der Archive kennenlernen wollen, müssen Sie den Bekannten wiederfinden und ihm einige direkte Fragen stellen. Und wenn Sie das tun, wäre ich Ihnen zu Dank verpflichtet, wenn Sie die nächste Kirchenbehörde verständigten.« Der Padre blickte ernst als er das sagte. »Diebstahl von Kirchenakten ist ein sehr schwerwiegendes Vergehen.
Dieses Band - und das andere, das gestohlen wurde - ist ein vielfach vergrößertes Duplikat des Archivoriginals. Sie können es auf einem Mikroscanner lesen.« Er stand auf. »Wenn Sie es noch einmal lesen wollen, dann benutzen Sie das Gerät in der übernächsten Nische. Wenn Sie mich noch einmal sprechen wollen, finden
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