Der Waisenstern.
Thranx, das hatte nichts zu sagen - stets die Bereitschaft, in absoluten Werten Zuflucht zu suchen. Warum eigentlich hatten angeblich intelligente Wesen solch schreckliche Angst vor Vernunft und Logik? Er starrte zur vorderen Luke hinaus und war unsagbar enttäuscht. Das Universum wurde auch nicht von emotionellen Prinzipien gelenkt. Er hatte nie begreifen können, weshalb die Menschen sich von so primitiven Regungen leiten ließen.
»Wie Sie wollen«, brummte Flinx. »Dann kümmern wir uns eben um wichtigere Dinge. Erzählen Sie mir etwas über diese Friedenswächterstation, die uns daran hindern soll, auf dieser Welt zu landen.«
Ein pfeifendes Geräusch ertönte, womit sie eine große Menge Luft durch ihre Atemröhren preßte - bei einem Thranx entsprach das einem Seufzen. »Wahrscheinlich sogar mehrere. Ich vermute, daß zwischen einem und vier davon in Synchronorbit um den Planeten kreisen. Ich bin nicht sicher. Es stehen nämlich nur wenige Welten UNTER EDIKT, so daß nur selten über das Thema diskutiert wird. Und über die Welten selbst gibt es natürlich keine Informationen. Ich kann mir aber vorstellen«, meinte sie, trat an eine Konsole und blickte gelangweilt auf die Instrumente, »daß man uns signalisieren wird oder irgendwie aufzuhalten versucht und uns befehlen wird, umzukehren.«
»Und wenn wir eine solche Warnung ignorieren?«
Sie vollführte das Thranxäquivalent eines Achselzuckens. »Dann wird man uns wahrscheinlich die Flügelklappen wegblasen.«
Flinx' Stimme klang jetzt sarkastisch. »Ich dachte immer, die Kirche würde nur Sanftmut und Verständnis verbreiten.«
»Das tut sie auch«, konterte sie, »und es erfüllt jeden mit Sicherheit und Befriedigung, zu wissen, daß die Entscheidungen der Kirche durchgeführt werden.« Ihre Stimme hob sich. »Glauben Sie, daß die Kirche eine ganze Welt UNTER EDIKT stellt, weil es irgendeinem Ratsherrn Spaß macht?«
»Ich weiß nicht«, erwiderte er unberührt. »Vielleicht bekommen wir Gelegenheit, darüber etwas zu erfahren.«
Ohne Warnung erschien plötzlich aus dem Nichts eine fliegende Festung. Im einen Augenblick waren sie noch im freien Weltall allein und näherten sich dem vierten Planeten einer unauffälligen Sonne, im nächsten Augenblick hatte sich ein Fahrzeug mit sechs Spitzen, die aus ihren Hauptachsen ragten, ihrer Geschwindigkeit angepaßt und trieb neben ihnen dahin. Das Schiff war um ein Vielfaches größer als ihr eigenes winziges Fahrzeug.
»Automatische Friedenswachtstation vierundzwanzig«, sagte eine mechanische Stimme freundlich über die Lautsprecher. Der Tridischirm konnte kein Bild aufnehmen.
»An unidentifiziertes Fahrzeug Klasse sechzehn-R. Im Namen der Kirche und des Commonwealth wird Ihnen mitgeteilt, daß die Welt, die Sie anfliegen, Unter Edikt steht. Sie werden hiermit aufgefordert, abzudrehen und Ihren Doppelka-Antrieb einzusetzen. Eine Shuttlelandung auf dem vierten Planeten ist verboten, ebenso ist der Aufenthalt in der Umgebung dieser Welt verboten.
Sie haben nach Beendigung dieser Mitteilung dreißig Standardminuten Zeit, um Ihren Navigationscomputer neu zu programmieren. Versuchen Sie nicht - wiederhole: versuchen Sie nicht, den vierten Planeten anzufliegen. Versuchen Sie nicht, näher als fünf Planetendurchmesser heranzukommen. Sollten Sie dieser Aufforderung nicht nachkommen, werden geeignete Schritte unternommen.«
»Eine höfliche Art, uns mitzuteilen, daß die uns sonst in kleine Stückchen blasen«, erklärte Sylzenzuzex trocken. »Können wir jetzt umkehren?«
Flinx gab keine Antwort. Er studierte das Gebilde aus Metall, das neben ihnen durchs All trieb. Daß es ungeheuer schnell war, viel schneller als dieses kleine Fahrzeug, war bereits unter Beweis gestellt worden.
Ohne Frage waren jetzt einige unterschiedliche Waffen von höchster Wirksamkeit auf sie gerichtet, während er sich noch überlegte, was er als nächstes tun sollte. Sie konnten ebenso wenig einen verzweifelten Landungsversuch unternehmen, als es ihm möglich war, zu Hause auf den Ebenen vor den gelerianischen Sümpfen einer Devilope davonzulaufen.
»Weshalb habe ich Sie mitgenommen«, erklärte er der Thranx. »Ganz bestimmt nicht, weil Ihre Gesellschaft so angenehm ist.« Flinx trat zur Seite und gab damit den Blick auf ein eingeschaltetes Gerät frei. »Hier ist das Tridi. Geben Sie Ihre Identität und Ihren Kirchenrang an oder den Sicherheitscode - was man eben braucht, um eine Landefreigabe zu bekommen.«
Sie rührte
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