Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Waisenstern.

Der Waisenstern.

Titel: Der Waisenstern. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
Vom Netzwerk:
Die frühen primitiven Gesellschaftsformen von Hivehom hatten sie stets fasziniert. Sie hatte davon geträumt, sich damit den Rest ihres Lebens zu beschäftigen, sobald sie ihr Examen abgelegt und als Padre nach Hause zurückgekehrt war - etwas, wozu es jetzt nie kommen würde, wie sie ihm verbittert vorwarf.
    Er ignorierte sie. Das mußte er, sonst bestand die Gefahr, daß er in seinem Entschluß wankend wurde.
    Erneut fragte er sich, weshalb ein scheinbar unschuldiger, bewohnbarer Planet wie Ulru-Ujurr unter Edikt geraten konnte. Die Information, die sie in der galaktographischen Abteilung studiert hatten, die langen Listen von Statistiken, die ihn in kurzer Folge zum Entführer, Betrüger und Bankrotteur hatten werden lassen, gingen darauf nicht ein.
    Eine Sorge zumindest war schnell behoben, als das kleine Schiff den Supralichtsprung machte, der sie dem unmittelbaren Zugriff möglicher Verfolger entzog. Nach den einfachen Skalen am Armaturenbrett flog das Schiff mit Höchstgeschwindigkeit auf dem Kurs, der den von Flinx eingegebenen Koordinaten entsprach.
    Flinx störte es eigentlich nicht, daß er wieder einmal pleite war. In gewisser Weise empfand er darüber sogar Erleichterung. Er hatte sein ganzes Leben in mittellosem Zustand verbracht. Daß dieser vertraute Zustand jetzt ganz abrupt wieder eingetreten war, war vielleicht mit dem Gefühl zu vergleichen, das man empfindet, wenn man einen teuren Galaanzug gegen ein paar bequeme alte ausgefranste Arbeitshosen vertauschte.
    Die Zeit, die sie auf der Reise verbrachten, war nicht vergeudet. Flinx beschäftigte sich die ganze Zeit mit dem Schiffscomputer und verbesserte seine rudimentären Kenntnisse der Navigation und der Schiffsbedienung, wobei er sich respektvoll von der Handsteuerung fernhielt. Er schämte sich seiner Ignoranz nicht. Grundsätzlich wurden alle KK-Schiffe von Computern gesteuert. Stellare Entfernungen und Geschwindigkeiten waren einfach zu überwältigend, als daß ein einfacher organischer Verstand mit ihnen hätte zurechtkommen können.
    Die Homanx-Crews, die die großen KK-Frachter bemannten, dienten dort lediglich als Vorsichtsmaßregel und zur Bedienung der Passagiere. Sie bildeten eine Art Sicherungssystem, um einzuspringen, wenn Maschine und Steuersystem des Schiffes einmal ausfallen sollten.
    Es war ein Glück, daß er sich so für das Schiff interessierte, denn Sylzenzuzex erwies sich als alles andere als eine anregende Reisebegleiterin. Sie zog es vielmehr vor, in ihrer Kabine zu bleiben, die sie nur verließ, um sich beim Autokoch ihre Mahlzeiten zu holen.
    Mit der Zeit freilich war selbst die Geduld, die man sich im Leben unter der Erde erwirbt, dahin, und sie verbrachte mehr und mehr Zeit auf der luxuriös ausgestatteten Brücke des Schiffes. Dennoch beschränkte sich ihre Konversation, wenn sie sich schon einmal dazu herabließ, etwas zu sagen, auf einsilbige Bemerkungen, mit denen sie bitter ihre Lage beklagte.
    Diese bereitwillige Unterordnung unter die Realität belastete Flinx noch mehr als ihr Schweigen. »Ich verstehe Sie nicht, Sylzenzuzex. Sie sind wie ein Mensch, der seiner eigenen Beerdigung beiwohnt. Ich habe doch gesagt, daß ich Ihnen bestätigen werde, daß ich Sie gegen Ihren Willen entführt habe. Da muß doch jeder einsehen, daß Sie keine Schuld an dem haben, was geschieht?«
    »Das verstehen Sie nicht«, murmelte sie. »Ich könnte einfach nicht so lügen. Weder gegenüber meinen Vorgesetzten in der Kirche noch gegenüber meiner Familie oder meiner Wabenmutter. Ganz bestimmt nicht gegenüber meinen Eltern. Ich bin freiwillig mitgekommen.« Ihr elegant geformter Kopf, der im Deckenlicht wie das Meer glänzte, senkte sich bedrückt.
    »Ich verstehe das nicht«, ereiferte sich Flinx. »Sie hatten keine Wahl. Ich habe von Ihnen verlangt, daß Sie Ihre Schuld begleichen. Wie kann Ihnen das jemand vorwerfen? Und was unser verbotenes Ziel angeht - das war einzig und allein meine Wahl. Sie hatten keinen Einfluß auf meine Entscheidung und haben dennoch genügend Einwände vorgebracht.« Während er sich so ereiferte, lag sein vorgekochtes Essen in einem Behälter und wurde kalt. Pips schwarze Augen musterten seinen Herrn und Meister nachdenklich.
    Sylzenzuzex sah ihn an. »Es gibt immer noch einige Dinge, die die Menschen an uns nicht verstehen«, sagte sie, und dann wandte sie sich ab, als wäre damit zu diesem Thema alles gesagt, was es zu sagen gab.
    Immer eine bequeme Ausrede, dachte Flinx wütend. Ob Mensch oder

Weitere Kostenlose Bücher