Der Waisenstern.
mich plötzlich vermißt, würde das sehr unangenehm für Sie sein.«
»Meine liebe Rudenuaman«, wandte er ein, »ich habe Sie nicht bedroht. Das würde ich auch nie tun... Sie waren uns viel zu wertvoll - Sie ebenso wie vor Ihnen Ihre Tante. Ich möchte keinen anderen Menschen im Commonwealth als Kontaktperson haben, aber wenn das Kind entkommt, wird diese ganze Operation, beim Sande-der-das-Leben-beherbergt, eingestellt werden müssen. Sollte eine Untersuchungskommission der Kirche diesen Stützpunkt filzen und feststellen, daß er zum Teil von der kaiserlichen Rasse finanziell unterstützt und betrieben wird, könnte das als Casus belli dienen. Das Imperium hat zwar keine Angst, würde es aber vorziehen, jetzt nicht in Feindseligkeiten mit dem Commonwealth verwickelt zu werden. Wir wären also gezwungen, die Mine zu zerstören und alle Spuren dieser Anlage zu beseitigen.«
»Aber Sie würden Jahre brauchen, um all das zu ersetzen«, meinte sie.
»Mindestens einige Jahre«, pflichtete der Baron ihr bei. »Und das ist noch eine optimistische Schätzung. Angenommen, die Kirche käme auf die Idee, dieses System mit bemannten Festungen zu bewachen anstatt mit leichtgläubigen Automaten? Dann könnten wir nie wieder hierher zurückkehren.«
»Ich hatte recht«, erklärte Sylzenzuzex befriedigt. »Keine private Gesellschaft verfügt über ausreichende Mittel, um einen Friedenswächter der Kirche zu umgehen. Nur eine Raumregierung wie das Imperium könnte das schaffen.«
Der Baron salutierte nach Art der AAnn, ein Gruß, der andeutete, daß sie gerade einen Pyrrhussieg errungen hatte. »Das ist richtig, junge Dame. Und das Imperium würde sich auch nicht wie eine private Gesellschaft daran stören, daß Ihre Kirche diese Welt mit dem Edikt belegt hat. Was uns stört, ist, daß sie im Territorium des Commonwealth liegt. Das Gefährliche an einer Entdeckung liegt in den diplomatischen Konsequenzen, nicht etwa in irgendeinem imaginären Teufel, den jemand in ihrer Hierarchie hier versteckt hat.«
»Und Sie haben nichts auf dieser Welt gefunden, das die Quarantäne rechtfertigte?« fragte Flinx, in dem wieder einmal die Neugierde die Oberhand über die Vorsicht gewonnen hatte.
»Nichts, mein junger Freund«, erwiderte der hochgewachsene AAnn. »Kalt und feucht ist sie, aber sonst höchst gastfreundlich.«
Flinx musterte den Baron scharf und versuchte, in sein Bewußtsein einzudringen, aber ohne Erfolg. Sein Talent versagte ihm den Dienst. »Sie riskieren einen interstellaren Krieg, nur um Kredit zu gewinnen?«
»Was haben Sie gegen Geld? Das Imperium lebt ebenso davon wie der Commonwealth. Wer weiß«, lächelte der Baron, »vielleicht bin ich auch unabhängig von meiner eigenen Regierung hier tätig. Was der Arkazy nicht im Sand sieht, beißt ihn auch nicht, vyanar. - Und jetzt müssen Sie mich entschuldigen, wir haben nämlich ein abhanden gekommenes Kind, um das wir uns kümmern müssen.«
Er verschwand durch die Tür.
Flinx hätte ein Dutzend Fragen gehabt, die er gerne dem AAnn-Aristokraten gestellt hätte. Aber der Baron hatte zwar nicht zu erkennen gegeben, daß er ihn erkannt hatte, als er seine Frage beantwortete, dennoch blieb die Gefahr bestehen, daß Flinx sich in einer längeren Unterhaltung verriet. Wenn der AAnn je argwöhnte, daß Flinx einer jener Leute gewesen war, die ihn und das Imperium vor ein paar Monaten um das Krang gebracht hatten, würde er den Jungen bei lebendigem Leibe vivisezieren. Besser, das nicht zu riskieren.
Sie warteten, während Teleen langsam ihre Fassung zurückgewann, die unter der Aufregung über Mahnahmis Flucht und der Auseinandersetzung mit dem verärgerten Baron gelitten hatte. Flinx sah durch eine zerbrochene Fensterscheibe zu, wie in der Ferne zwei große Militärshuttles aus einem Hangar unter dem Landestreifen von einem Aufzug nach oben befördert wurden. Ein Wagen, in dem sich zweifellos Riidi WW befand, hielt neben einem der Shuttles an, und einige Gestalten entstiegen ihm und eilten in das wartende Schiff.
Als der Wagen wieder weggefahren war, donnerten die beiden Shuttles in den Himmel, wo sie vermutlich ein Schiff der großen Marine von AAnn erwartete. Mahnahmi hatte einen ziemlich großen Vorsprung, aber Flinx wußte, daß sein gemietetes Raumboot selbst gegen ein kleines Militärschiff keine Chance hatte. Freilich hatte das Mädchen einen Verstand wie ein Atomreaktor: wozu sie unter entsprechendem Streß fähig war, vermochte niemand zu sagen. Der Baron
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