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Der Waisenstern.

Der Waisenstern.

Titel: Der Waisenstern. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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weil hinter ihm die unbestechlichen Maßstäbe der Vereinigten Kirche stehen.«
    »So jemanden möchte ich einmal kennenlernen«, spottete Rudenuaman und setzte sich auf der Couch zurecht. »Jemanden, der wirklich unbestechlich ist.«
    »Ich auch«, gab Flinx zu.
    Sylzenzuzex fuhr zu ihm herum. »Auf wessen Seite stehen Sie denn eigentlich, Flinx?« Die feinen Härchen auf der Rückseite ihres b-Thorax sträubten sich.
    »Ich weiß nicht«, gab er ehrlich zu. »Ich habe noch nicht sorgfältig genug alle Seiten studiert.«
    »Würden Sie die meine gern kennenlernen?« fragte Teleen plötzlich.
    »O ja«, nickte er eifrig. Sylzenzuzex gab sich gleichgültig, aber er spürte ihr Interesse.
    »Also gut«, entschied die Frau, offensichtlich impulsiv. »Linda... «
    »Wagen, Madam - und Wächter?«
    »Nur einen Fahrer und noch einen.«
    Die Leibwächterin sah sie unsicher an. »Madam, glauben Sie, daß...?«
    Rudenuaman fegte ihre Einwände beiseite. Sie wollte jetzt die unangenehmen Ereignisse des Nachmittags vergessen, sie mit irgend etwas überlagern. Und wenn sie Gelegenheit bekam, zu prahlen und sich in der Bewunderung ihrer unfreiwilligen Gäste zu sonnen, so war das die beste Therapie für sie. »Du machst dir zu viele Sorgen, Linda. Wo können die denn schon hin? Ihr Schiff ist gestohlen, der Baron hat unser Fahrzeug genommen, und diese Welt wird um so unwirtlicher, je weiter man sich von diesem Stützpunkt entfernt. Die laufen bestimmt nicht weg.«
    »Richtig«, nickte Flinx. »Außerdem ist meine Begleiterin verletzt.«
    »Was stört Sie das denn?« ereiferte sich Sylzenzuzex.
    Er drehte sich verärgert zu ihr um. »Weil es mich trotz allem, was geschehen ist, und ich bedauere vieles davon, bekümmert, was Ihnen geschieht - ob Sie das nun glauben wollen oder nicht!«
    Sylzenzuzex musterte ihn von hinten, denn er hatte auf dem Absatz kehrtgemacht und die Hände in die Taschen seines Overalls geschoben. Sicherheitssemantik, archäologische Chronophysik - all das schien im Vergleich mit diesem undurchdringlichen jungen Menschen geradezu einfach. Hätte sie gewußt, daß die beiden anderen Frauen diese Meinung, die sie von ihm hatte, in unterschiedlichem Grade teilten, hätte ihr das vielleicht gut getan.
    Zweifellos wäre es leichter gewesen, Flinx zu verstehen, wenn er sich nur selbst verstanden hätte...

10
    Der Wagen summte leise, während sie einen leichten Abhang hinauffuhren, der mit einem niedrigen Gewächs bestanden war, das an Heidekraut erinnerte. Flinx lehnte sich zurück und blickte durch das transparente Dach. Hinter den Bergwerksanlagen bildete das Gebirge fast eine senkrechte Wand, welche weitere zweitausendfünfhundert Meter über dem See in die Höhe stieg.
    Im Augenblick galt seine Aufmerksamkeit weder der herrlichen Szenerie noch ihren augenblicklich recht düsteren Zukunftsperspektiven oder Sylzenzuzex' gelegentlichen pfeifenden Schmerzenslauten. Statt dessen konzentrierte er sich ganz auf jenes gestohlene Band, welches vielleicht den Schlüssel zu den ersten Jahren seines Lebens enthielt. Und für ihn war dieses Band noch immer untrennbar mit Conda Challis verbunden, der nicht mehr weiter vor ihm fliehen würde.
    Flinx hatte bereits den Luxus gesehen, mit dem Teleen aux Rudenuaman sich umgab. Ohne Zweifel besaß Challis irgendwo in dem Gebäude hinter ihnen ein ähnliches, wenn auch vielleicht nicht ganz so prunkvolles Appartement... vielleicht sogar in demselben Gebäude. Zu guter Letzt würde man Challis' Räume reinigen und seine Habseligkeiten entfernen, um den Raum anderweitig benutzen zu können. Im Augenblick hatte man zweifellos die Zugänge versiegelt und drinnen alles so gelassen, wie es war, darunter auch jenes Band, das nun so verlockend nahe war.
    Wenn man diese unberechenbare junge Frau dazu überreden könnte, sie noch eine Weile am Leben zu lassen, würde er vielleicht noch Gelegenheit bekommen, sich die gestohlene Spule anzusehen. Wenn sie freilich bemerkte, wie verzweifelt er das Band begehrte, dann könnte sie durchaus imstande sein, es vor seinen Augen in einen Säurebehälter fallen zu lassen.
    Es sprach von ihrem Größenwahn, vielleicht auch ihrem Selbstvertrauen, daß sie Challis hatte töten lassen. Es würde beträchtliche Mühe kosten, sein Verschwinden zu vertuschen - nicht daß seine Untergebenen sehr viel dagegen würden einzuwenden haben. Den Agenten der Rudenuaman Enterprises sollte es keine Schwierigkeiten bereiten, einige Überlebende zu finden, die nur zu

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