Der Wald der Könige
sagte etwas zu ihrem Tanzpartner, der mit einem liebenswürdigen Lächeln die Achseln zuckte. Nun bewegte sich der Schwarm, angeführt von Louisa, auf Fannys Vater zu. Louisa beugte sich zu dem alten Mann hinunter und richtete das Wort an ihn. Sein Gesichtsausdruck verriet, dass Mr. Albion sich geschmeichelt fühlte. Tante Adelaide, die mittlerweile aufgewacht war, protestierte, doch der alte Mann tat ihren Einwand ab. Nun stand ihr Vater, ein Mädchen zu jeder Seite, auf. Die anderen kreischten und applaudierten. Mein Gott, Louisa Totton hatte den alten Mann zum Tanzen aufgefordert.
Und dann tanzte er – natürlich ein wenig steif – mit Louisa, die ihn dabei geschickt stützte. Francis Albion tanzte einen Ländler. Die anderen Gäste bildeten einen Kreis um die beiden, und alle klatschten dem alten Mann Beifall, der nach so vielen Jahren wieder das Tanzbein schwang. Und wenn das hübsche junge Mädchen ihn dabei stützen musste, wirkte das nur umso rührender. Fanny stellte sich auf die Zehenspitzen, um besser sehen zu können. Das Herz klopfte ihr bis zum Halse, denn sie freute sich für ihn und fürchtete gleichzeitig um seine Gesundheit. Ihr Vater tanzte mit seinen fast neunzig Jahren in der Öffentlichkeit. Louisa strahlte vor Freude und aufrichtiger Bewunderung. Mit einer Geste, die wohl »jetzt werde ich es euch mal zeigen« besagen sollte, löste sich der alte Francis von seiner Partnerin und vollführte zur allgemeinen Begeisterung ein paar schnelle Schritte. Während Applaus ausbrach, wandte er sich wieder Louisa zu. Doch plötzlich wurde er leichenblass, rang nach Atem, zerrte heftig an seinem Kragen und stürzte bäuchlings auf die Tanzfläche. Mr. Gilpin, der nicht bemerkt hatte, was geschehen war, spielte noch ein paar Takte, bis ihn das entsetzte Schweigen innehalten ließ.
»Oh, meine liebe Miss Albion.« Sie hörte Martells Stimme hinter sich. Ohne sich nach ihm umzudrehen, eilte sie durch die Menge. Mrs. Prides kräftige Arme hatten den zierlichen alten Herrn bereits vom Boden aufgehoben. Wortlos trug sie ihn, gefolgt von Mr. Gilpin und dem Arzt, zum Eingang und an die frische Luft.
Kurz darauf holten die ratlosen Gäste ihre Mäntel und verabschiedeten sich.
Und die arme Mrs. Grockleton, die einen solchen Abend hatte durchmachen müssen, wandte sich verzweifelt an ihren Mann. »Meiner Treu«, jammerte sie.
Das Schwein stand bereit, und der Mond hing hoch am Himmel, als der Wagen mit Caleb Furzey auf dem Pfad quer über die mit Ginster bewachsene Ebene von Wilverley Plain auf sie zugerumpelt kam.
Der Himmel war sternenklar. Der Mond verbreitete ein fahles Dämmerlicht.
Die sechs Jungen warteten bei dem Baum, der der »Nackte Mann« hieß. Das Schwein war erstaunlich ruhig, wahrscheinlich deshalb, weil sie es gut gefüttert hatten. Nur hin und wieder grunzte es.
Immer näher kam das Gefährt. Das Pferd ging im Schritt. Caleb Furzeys Füße ragten über den Wagenrand. Der leere Wagen wirkte als Klangkörper, der sein Schnarchen geisterhaft verstärkt zum Himmel emporsteigen ließ.
Nathaniel und Andrew Pride traten vor. Da das alte Pferd sie erkannte, blieb es sofort stehen, als Nathaniel es am Zaumzeug nahm.
Es war nicht weiter schwierig, das Tier auszuschirren. Andrew hatte die Aufgabe, es wegzuführen und es nur an einem Baumstumpf auf der anderen Seite der Ebene anzubinden, und zwar hinter einem großen, einige Meter entfernten Ginsterbusch. Dann mussten sie nur noch das Schwein an Stelle des Pferdes vor den Wagen spannen.
Das selbst gebastelte Geschirr erfüllte seinen Zweck sehr gut, doch die Deichsel des Wagens war viel zu hoch. Vergeblich versuchten zwei der Jungen, sie herunterzudrücken.
Zwei weitere Jungen hängten sich mit ihrem ganzen Gewicht an die Deichsel. Diese senkte sich zwar ein Stück, aber nicht tief genug. Außerdem schien dem Schwein die Sache nicht geheuer zu sein. Nathaniel hielt das Tier, das eine beachtliche Größe aufwies, nur mit Mühe fest. Wenn es die Flucht ergriff, würde er es nicht daran hindern können. Während er sich an das Geschirr des Schweins klammerte, hörte er aus dem Wagen ein Geräusch. Calebs Füße bewegten sich, und das Schnarchen hörte auf.
Plötzlich kippte der Wagen vorwärts, und ein Poltern ertönte. Caleb war nach vorne gerollt.
»Schnell.«
Nun war es eine Sache von Minuten, das Schwein anzuschirren. Nathaniel hielt das Tier weiterhin fest und versuchte es zu beruhigen. Dann traten die anderen zurück. Ängstlich
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