Der Wald der Könige
betrachteten sie den Wagen, aber Furzey war erstaunlicherweise nicht aufgewacht.
»Jetzt.«
Sie liefen davon, allerdings nicht weit, und versteckten sich hinter dem Ginsterbusch, wo Andrew sie schon erwartete.
»Ihr wisst, was ihr zu tun habt«, sagte Nathaniel und fing an, sich auszuziehen. Die anderen nahmen ihre Posten ein. Nun konnte der Spaß richtig losgehen.
Wie durch ein Wunder rührte sich das Schwein über eine Minute lang nicht von der Stelle. Und dann setzte es sich in Bewegung.
Es war zwar viel kleiner als das Pferd, aber schwer und sehr kräftig. Der Wagen rollte los, doch dem Schwein war es offenbar nicht ganz recht, in seinem Bewegungsdrang von einem Gegenstand gehemmt zu werden, der ihm überdies noch folgte. Mit einem lauten Grunzen versuchte es loszurennen. Wieder verhinderte der Wagen die Flucht und ließ das Schwein nicht entrinnen. Die Wut des Tiers wuchs. Mit zornigem Gebrüll und Gequieke versuchte es sich von der Deichsel zu befreien.
Caleb Furzey schlug die Augen auf. Er war endlich aus seinem Schlaf erwacht und blinzelte verwirrt.
Der Vollmond stand hoch über Wilverley Plain. Um Caleb Furzey herum war alles in ein unheimliches, silbriges Licht getaucht. Der »Nackte Mann« reckte seine Arme in den Himmel, als hole er aus, um nach Caleb zu schlagen. Wieder blinzelte der Bauer. Was für ein seltsames Geräusch hatte ihn da geweckt? Er richtete sich auf und beugte sich vor. Sein Pferd war verschwunden. Stattdessen hing etwas anderes im Geschirr, das so seltsame Laute ausstieß, dass er erschrocken zurückwich. Der Wagen drohte umzukippen.
Das Schwein wurde in die Luft gehoben. Es quiekte, kreischte und ruderte wild mit den Beinen. Und Caleb Furzey stieß einen Schreckensschrei aus.
Sein Pferd hatte sich bei Vollmond in ein Schwein verwandelt. Jeder Bauer wusste, was das zu bedeuten hatte: Hexen und Feen. Jemand hatte ihn verzaubert! Er wollte schon aus dem Wagen klettern, als er noch etwas viel Schrecklicheres bemerkte. Zwischen den Ginsterbüschen huschten unter lautem Geheule kleine nackte Gestalten herum. Sie waren überall. Ganz sicher waren das Elfen. Er musste verrückt gewesen sein, bei Vollmond ausgerechnet nach Burley zu fahren. Während die Gestalten weiter umherwimmelten, steigerte sich das Quieken des Schweins zu einem ohrenbetäubenden Getöse. Der Wagen schwankte hin und her. In seiner Angst sah Caleb, wie sich das Schwein vom leuchtenden Mond abhob. Mit einem Aufschrei schlug er die Hände vors Gesicht und ließ sich bäuchlings in den Wagen fallen, der wieder nach vorne kippte.
Und so lag der arme Caleb Furzey, zu einer Kugel zusammengerollt und zitternd vor Furcht, etwa eine halbe Stunde lang da. Nachdem es eine Weile still geblieben war, wagte er, den Kopf zu heben.
Der Mond stand hoch am Himmel. Der »Nackte Mann« reckte noch immer drohend die Äste. Aber das Schwein war verschwunden, und auch die Elfen hatten sich offenbar wieder unter die Erde zurückgezogen. Etwa zweihundert Meter entfernt auf der silbrig beschienenen Ebene von Wilverley Plain weidete sein Pferd friedlich das Gras ab.
Ungefähr anderthalb Kilometer weiter gab Nathaniel seine letzten Anweisungen: »Kein Wort, nicht einmal an eure Brüder und Schwestern. Vergesst nicht, wenn jemand redet, ist es vorbei mit uns.« Er betrachtete sie feierlich. »Schwört es.« Alle folgten der Aufforderung. »Dann ist es gut«, meinte Nathaniel.
Wyndham Martell konnte nicht schlafen. Im großen Haus der Burrards war es still. Die anderen waren längst zu Bett gegangen. Doch er saß immer noch hellwach in seinem Zimmer.
Durch das Fenster fiel Mondlicht herein. Martell sagte sich, dass es der Vollmond war, der ihn keinen Schlaf finden ließ.
Man hatte den alten Francis Albion nach Hause gebracht. Zuerst hatte der Arzt einen Schlaganfall vermutet, war dann allerdings zu einem anderen Ergebnis gelangt. Man hatte den Kranken mit ein wenig Brandy gestärkt und nach etwa einer Stunde, begleitet von Reverend Gilpin, nach Hause geschickt.
Obwohl seine Anwesenheit offenbar unerwünscht war, hatte Martell gewartet und den Wirt des Angel Inn angewiesen, ihn auf dem Laufenden zu halten, bevor er zu den Burrards zurückkehrte. Er hatte Fanny kurz bei der Abfahrt gesehen, ohne dass sie ihn bemerkt hätte. Sie wirkte gefasst, aber aus ihrem Gesicht war alle Farbe gewichen. Gewiss war ihr der Zwischenfall peinlich, obwohl dazu seiner Ansicht nach überhaupt kein Anlass bestand.
Eine andere Frage ließ ihn einfach
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