Der Wald der Könige

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Autoren: Edward Rutherfurd

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sein. Und der dunkle Wald wurde ohnehin nur von Gesindel – Wilderern, Köhlern und Kesselflickern – bewohnt. Wer wusste, von welchen Vorfahren diese Bewohner des New Forest überhaupt abstammten? Sollten die Wünsche der Krone wirklich hinter die Anliegen herumvagabundierender Tunichtgute zurücktreten?
    Albion lächelte. »Ich schlage vor, dass Eure Lordschaft das selbst beurteilen«, erwiderte er freundlich. »Denn als Nächstes werden Sie einen dieser Leute selbst befragen können. Meinen Pächter Mr. Pride.«
    Natürlich war es ein Risiko, Pride vor der Kommission aussagen zu lassen, denn er hatte eine klare Haltung zu dieser Sache. Wie alle Bauern im Wald hasste und verabscheute er Cumberbatch und die Waldbehörde. Womöglich würde er in Wut geraten, ausfallend werden und ihrer Sache schaden. Doch Albion hatte diese Frage offen mit ihm erörtert, und Pride hatte versprochen, sich diplomatisch auszudrücken.
    Die andere Schwierigkeit war der junge George, Prides Sohn.
    Persönlich machte Albion es George Pride nicht zum Vorwurf, dass er eine Stelle bei der Waldbehörde angenommen hatte. Schließlich war er nicht der Einzige gewesen. Irgendwie musste man ja sein Geld verdienen, und George hatte Frau und Kinder. Doch Vater Pride dachte anders darüber. Es war zu einem Streit gekommen. Pride hatte geschworen, seinem Sohn niemals zu verzeihen, und seit George für Cumberbatch arbeitete, sprach er nicht mehr mit ihm. Und da Familienzusammenhalt im New Forest einen großen Stellenwert genoss, war dieses Zerwürfnis eine ernste und traurige Angelegenheit.
    Ob Cumberbatch die Tragweite dieser Zusammenhänge begriff, stand auf einem anderen Blatt. Für den Oberaufseher war nur von Bedeutung, dass der Vater eines seiner Angestellten gegen ihn aussagte, und das würde ihm gewiss nicht gefallen. Er konnte den jungen George zwar nicht deswegen entlassen, doch er würde ihm sicher das Leben schwer machen. Albion bedauerte das, aber er hatte beschlossen, George Pride wenn nötig für das Allgemeinwohl zu opfern. Wenn Pride senior die Nerven behielt, würde seine Aussage viel bewirken.


    Als Pride sich erhob, wandten sich ihm interessierte Blicke zu. Man forderte ihn freundlich auf, vor der Kommission Platz zu nehmen. Kerzengerade saß er da. Selbst der junge Pair musste zugeben, dass Mr. Pride einen sehr respektablen Eindruck machte. Der Vorsitzende sprach ihn in mildem Ton an.
    »Wo wohnen Sie?«
    »In Oakley.«
    »Und wie lange wohnen Sie schon dort?«
    »Immer.«
    »Immer?« Der Vorsitzende schmunzelte. »Immer ist wohl nicht gut möglich, Mr. Pride. Vermutlich meinen Sie damit, seit Ihrer Geburt.«
    »Das soll heißen, dass meine Familie schon immer dort lebt, Eure Lordschaft.« Pride runzelte die Stirn. »Nein, immer stimmt nicht ganz. Aber schon vor der Zeit von König Wilhelm.«
    »Damit meinen Sie sicher König Wilhelm IV, den Vorgänger unserer Königin, oder vielleicht König Wilhelm III.?«
    »Nein, Sir, ich meine König Wilhelm den Eroberer, der den New Forest eingerichtet hat.«
    Ein wenig erstaunt blickte der Vorsitzende Oberst Albion an, der diese Aussage mit einem Lächeln und einem Nicken bestätigte.
    »Wie groß ist Ihr Bauernhof?«
    »Früher waren es dreieinhalb Hektar, inzwischen sind es fast fünf. Die dreieinhalb habe ich vom Oberst gepachtet, den Rest als Freibauer gekauft.«
    »Haben Sie Familie?«
    »Zwölf Kinder, Sir. Gelobt sei der Herr.«
    »Und Sie können zwölf Kinder mit einem so kleinen Hof ernähren?«
    »Im New Forest, Sir, sind fünf Hektar eine gute Größe. Man kann sie bewirtschaften, ohne Helfer einzustellen. Abhängig vom Wetter machte ich zwischen vierzig und fünfzig Pfund Gewinn.« Das war zwar kein Vermögen, doch ein Kleinbauer konnte davon bequem leben.
    »Was bauen Sie an?«
    »Den Großteil meines Landes benutze ich als Weide und ernte dort auch Heu. Dann pflanze ich auf einem kleinen Stück Kohl, Gemüse und Wurzeln an…«
    »Rüben?«
    »Ja. Und Hafer.«
    »Wie viel Vieh haben Sie?«
    »Ich besitze vier Milchkühe, zwei Färsen und zwei Jährlinge. Milch und Butter verkaufen wir in Lymington. Außerdem halte ich drei Zuchtsäue, die zwei- oder dreimal im Jahr werfen. Dazu haben wir noch ein paar Ponys. Die Zuchtstuten laufen das ganze Jahr über frei im New Forest herum.«
    »Ich habe gehört, dass die Kühe des New Forest über besondere Vorzüge verfügen. Könnten Sie mir die bitte schildern?«
    »Die meisten sind gescheckt, Eure Lordschaft. Trotz ihrer