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Der Wald der Könige

Der Wald der Könige

Titel: Der Wald der Könige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Rutherfurd
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könne vor einer Untersuchungskommission des britischen Parlaments mit diesem albernen Geschwätz durchkommen? Doch einige der Mitglieder nickten.
    »Außerdem möchte ich die außergewöhnlichen Schätze erwähnen, die der New Forest dem Naturforscher bietet«, fuhr Minimus fort. »Wahrscheinlich sind Sie sich dessen nicht bewusst, dass die folgenden Tierarten…«
    Der Oberst lauschte verwirrt. Fliegen, Insekten, Hirschkäfer. Englische und lateinische Namen, die er noch nie zuvor gehört hatte. Gewiss langweilte Furzey mit seiner Litanei von Krabbelgetier die hohen Herren zu Tode. Aber, wie der Oberst erneut verblüfft feststellte, zeigten sich einige von ihnen beeindruckt. Und so ging es weiter und weiter. Feststellungen, die den alten Albion in Erstaunen versetzten, und Begriffe, die er nur teilweise verstand. Minimus war in seinem Element. Dann kam er zu seinem Schlussplädoyer.
    »Dieses Gebiet ist wirklich einzigartig und auch von großer Bedeutung für unser Land. Von einem ehemaligen königlichen Jagdgebiet hat es sich zu einem Ort der Inspiration, der Bildung und der Erholung für die Menschen auf dieser Insel entwickelt.
    Der New Forest gehört der Bevölkerung. Und um ihretwillen müssen wir ihn bewahren.«
    Minimus war am Ende seiner Ausführungen angelangt. Die Kommission setzte eine kurze Pause an. Die Zuschauer verließen den Saal. Während Oberst Albion ganz bestürzt dasaß, trat Mr. Eyre lächelnd auf ihn zu.
    »Das war starker Tobak«, stellte er fest. »Genau das, was wir jetzt brauchen. Finden Sie nicht?«
    Albion fühlte sich noch immer wie benommen, als seine Frau ihn am Abend in die Regent Street begleitete. Mr. Eyre und Lord Henry gaben dort einen Empfang, und obwohl sie sich in den Augen des Oberst dafür einen recht unpassenden Ort ausgesucht hatten, wäre es unhöflich gewesen, fernzubleiben.
    Die Ausstellung über den New Forest, die Mr. Eyre in einer Galerie in der Regent Street veranstaltete, war ein sehr schlauer Schachzug und wurde von der Presse wohlwollend zur Kenntnis genommen. In Großbritannien waren Gemälde, die Tiere und Landschaften darstellten, schon immer beliebt gewesen. Und seit das wilde Schottland durch Königin Viktoria in Mode gekommen war, fand jedes Bild, auf dem eine Landschaft mit Heidekraut oder einem Hirsch zu sehen war, rasch einen Abnehmer.
    Also machte der Oberst gute Miene zum bösen Spiel und ließ sich von seiner Frau in das Gebäude schieben.
    Als sie hereinkamen, drängten sich in der Galerie bereits die Besucher. Soweit Albion zu seiner Erleichterung feststellen konnte, handelte es sich bei ihnen größtenteils nicht um Künstler, sondern um anständige Leute. Bald war er mit einem Admiral im Ruhestand, der aus Lymington stammte, in ein durchaus vernünftiges Gespräch vertieft, das sich um ihre gemeinsame Entenjagd im vergangenen Jahr drehte. Und seine Stimmung erhellte sich noch mehr, als er zufällig ein kleines Bild bemerkte, das einen Sonnenuntergang, Castle Malwood und die Kirche von Lymington zeigte.
    »Das ist wirklich hübsch. Ich habe genauso eines zu Hause. Leider kenne ich den Künstler nicht.«
    Der Admiral konnte ihm da nicht weiterhelfen. Kurz darauf gesellte sich Lord Henry zu ihnen, der Albion nach einem kurzen Blick auf das Bild erstaunt ansah.
    »Mein lieber Freund«, verkündete er erfreut. »Sie haben einen sehr guten Geschmack, denn das Bild ist wirklich ausgezeichnet. Es stammt von einem begabten Künstler namens Minimus Furzey.«
     
     
    1877 wurde das weitere Schicksal des großen Waldgebiets durch den New Forest Act für kommende Generationen festgelegt. Das Gesetz folgte den Empfehlungen der Kommission unter W. H. Smith und hätte für die Bewohner nicht günstiger ausfallen können. Der Waldbehörde wurden keine weiteren Landzuteilungen mehr zuerkannt, sie wurde im Gegenteil dazu verpflichtet, die alten Bäume im New Forest zu schützen, anstatt sie zu fällen. Gegen die übliche Gebühr behielten die Bauern ausdrücklich das Recht, ihr Vieh im Wald grasen zu lassen.
    Doch der schwerste Schlag für die Waldbehörde war eine Klausel, die sich W. H. Smiths Kommission selbst ausgedacht hatte. Die Grafschaftsgerichte der Forstaufseher, die seit dem Mittelalter die Angelegenheiten des New Forest regelten, wurden in einer etwas anderen Form wieder zum Leben erweckt. Unter einem Obersten Forstaufseher, der von der Krone ernannt wurde, sollten sechs ortsansässige Grundbesitzer von den Bauern und Bürgern zu Forstaufsehern

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