Der Wald der Könige

hatte, zuckte sie die Achseln und meinte: ›Es spielt sowieso keine Rolle.‹ Und dann beichtete sie mir, dass es Mr. Minimus Furzey war.
    ›Wir sagen deiner Mutter noch nichts‹, entgegnete ich.
    Am nächsten Tag ging ich zu Mr. Furzey. Wie du dir vorstellen kannst, war ich sehr wütend. Ich fühlte mich offen gestanden hintergangen. Doch als ich bei ihrem Häuschen ankam, war ich sehr höflich und bat ihn um ein Gespräch unter vier Augen. In seinem kleinen Garten, wo niemand uns hören konnte, eröffnete ich ihm, dass ich Bescheid wisse. Ich erkundigte mich, was er jetzt zu unternehmen gedenke. Und weißt du, was er geantwortet hat?
    ›Oh, mein Gott‹, meinte er nur. ›So etwas passiert mir ständig.‹ Und er schüttelte den Kopf. ›Ihnen ist doch klar, dass ich kein Geld habe.‹
    Ich habe keine Ahnung, was ich mit ihm gemacht hätte, wenn nicht in diesem Moment Mrs. Furzey aus dem Haus gekommen wäre. Sie lächelte mir freundlich zu, und mir wurde klar, dass sie nicht im Geringsten ahnte, was hier gespielt wurde.
    ›Was gibt es?‹, fragte sie. ›Können wir etwas für Sie tun?‹
    ›Eigentlich nicht‹, entgegnete ich. ›Ich wollte nur mit Mr. Furzey über ein Vogelnest reden, das ich gefunden habe.‹
    Ich war zornig, weil er Dorothy so etwas angetan hatte, aber als ich Mrs. Furzey sah, tat sie mir ebenfalls Leid.
    ›Sehr gut‹, sagte sie. ›Er kennt sich besser mit den Tieren im New Forest aus als jeder andere.‹
    ›Nun‹, meinte Furzey rasch. ›Wir unterhalten uns ein andermal weiter, Pride. Lassen Sie mir einen oder zwei Tage Zeit.‹ Und da ich in Gegenwart von Mrs. Furzey nicht darüber sprechen wollte, ging ich. Natürlich hat er sich nie bei mir gemeldet. So war er eben, ein richtiger Tunichtgut, doch dagegen war man machtlos.
    Meine Frau hat mich dann überredet, den Oberst aufzusuchen. Ich habe eine Woche gewartet, bevor ich es ihr beichtete. Sie war sehr wütend und hat Dorothy ordentlich den Kopf gewaschen.
    Ich war nicht sicher, ob es richtig war, sich an den Oberst zu wenden. Der Oberst war Forstaufseher, und ich war bei den Forstaufsehern angestellt. Es ist nicht ratsam, seinen Arbeitgeber in Verlegenheit zu bringen. Aber meine Frau setzte mir so zu, dass ich mich schließlich auf den Weg nach Albion Park machte.
    Obwohl es mir schrecklich peinlich war, erklärte ich ihm alles so kurz wie möglich. Ich sagte, dass ich noch immer auf Antwort von Mr. Minimus Furzey wartete.
    Der Oberst lief so rot an, dass ich schon befürchtete, er könnte einen Herzanfall kriegen.
    ›Es war ganz richtig, dass Sie sofort zu mir gekommen sind‹, sagte er dann zu meiner Erleichterung. ›Diesen Mann‹ – und dabei zitterte er vor Wut – ›sollte man auspeitschen.‹ Dann schwieg er eine Weile. ›Weiß meine Tochter davon?‹
    ›Nein, Sir‹, erwiderte ich. ›Und ich habe nicht vor, es ihr zu erzählen.‹
    ›Gut. Dafür bin ich Ihnen sehr dankbar, Pride.‹ Er schüttelte den Kopf. ›Das mit Ihrer Tochter tut mir sehr Leid. Es ist nicht das erste Mal.‹ Nachdenklich sah er mich an und fügte hinzu:
›Ich nehme an, Sie sind sicher…‹ Doch dann hielt er inne und schlug mit der Faust auf den Tisch. ›Nein, natürlich war er es, verdammter Schweinekerl. Pride‹, sagte er schließlich, ›überlassen Sie die Sache mir. Ich werde alles regeln.‹ Er sah mich an. ›Ich möchte nicht, dass darüber gesprochen wird. Einverstanden?‹
    ›Ja, Sir‹, erwiderte ich.
    Und wirklich kam Furzey eine Woche später zu mir. Er war sehr verlegen, gab mir zehn Pfund und versprach mir mehr, wenn das Kind erst einmal geboren sei. Ich bin sicher, dass das Geld vom Oberst stammte. ›Ich soll Ihnen ausrichten, dass wir uns um das Kind kümmern werden‹, sagte er zu mir. ›Es soll alles haben, was es braucht.‹
    Also blieb Dorothy zu Haus und bekam ihr Kind. Mir wäre es lieber gewesen, wenn wir damals in der Försterhütte und nicht in Fritham gewohnt hätten, wo jeder uns sehen konnte. Doch dagegen war nichts zu machen. Wahrscheinlich geschehen derartige Dinge im New Forest genauso wie anderswo. Trotzdem schämten wir uns alle. Den Vater erwähnten wir nie. Ich habe keine Ahnung, was die Nachbarn sich gedacht haben.
    Es war ein Mädchen, ein hübsches kleines Ding, wie ich zugeben muss.
    Einige Monate nach der Geburt wurde ich nach Albion Park gerufen, diesmal von Mrs. Albion.
    ›Kennen Sie die Hargreaves in Cuffnells?‹, fragte sie mich. Ich wusste, das Cuffnells ein Herrensitz in der Nähe von