Der Wald der Könige
Ingenieure von der London-Südwest-Eisenbahngesellschaft.‹ Immerhin war Mr. Grockleton, egal, was man sonst von ihm hielt, Magistrat und ein wichtiger Mann. Ich konnte mir einfach nicht vorstellen, dass er ein solches Vorhaben anging, ohne zu wissen, was er tat.
›Der Boden besteht aus Tonerde und Kies‹, sagte Furzey. ›Und das Wasser aus dem ganzen New Forest versickert dort.‹ Oder so ähnlich. Ich verstand kein Wort davon und hörte ihm deshalb gar nicht richtig zu. Also fing Gilbert an, dort zu arbeiten.
Bald jedoch kamen wir dahinter, was Furzey gemeint hatte. Zuerst schien der Bau nicht weiter schwierig. Zwischen Brockenhurst und Sway besteht der Boden aus Sand und Kies, die sich leicht bewegen lassen. Deshalb waren im ersten Jahr alle zufrieden. Allerdings sind die Dinge im Forest nicht immer das, was sie zu sein scheinen.
Du weißt ja, dass der Strand ziemlich trocken wirkt, wenn man sich in den Sand setzt. Doch wenn ein Kind mit Eimerchen und Schaufel zu buddeln anfängt, stößt es bald auf Wasser. Der nasse Sand ist schlammig und hat keinen Halt. Wie sich herausstellte, war das im ganzen südlichen New Forest so. Bei Sway gab es einige kleine Bächlein, die man sehen konnte. Doch darunter befand sich eine riesige Sickerfläche. Das Wasser sank durch den Ton und den Kies. Jedes Mal, wenn man grub und versuchte, einen Damm zu bauen, fiel alles wieder in sich zusammen. Nach kurzer Zeit nannte man die Gegend ›Sirupminen‹, weil die Erde so golden und zähflüssig wie Sirup war. Bald lag die Arbeit Monate hinter dem Zeitplan zurück.
Nur Grockleton schien das nicht zu stören. ›Es wird schon gut gehen‹, sagte er. ›Das ist der Weg in die Zukunft.‹
Offenbar war der Boden des New Forest da anderer Ansicht.« George schüttelte bedauernd den Kopf. »Doch nach einer Weile sah es aus, als würden sie es trotzdem schaffen. Die Schienen zwischen Arnewood und Sway, wo es die größten Schwierigkeiten gegeben hatte, wurden ordentlich verlegt. Und die Dämme wirkten solide.
Zur Feier des Tages wollte Mr. Grockleton ein Picknick auf der Heide neben den Gleisen veranstalten. Wahrscheinlich fand er, das wäre gut für die Moral, wie es damals hieß.
Und er ließ sich wirklich nicht lumpen: eine Blaskapelle, mehr Pasteten und Kuchen, als man essen konnte, Bier und Apfelwein. Es herrschte eine Stimmung wie auf einem Volksfest. Und er hatte sich einen wunderschönen, warmen Augustnachmittag dafür ausgesucht. Alle waren eingeladen. Die Familien der Arbeiter, Leute aus Lymington und Sway und sogar aus Christchurch. Oberst und Mrs. Albion kamen. Und die Furzeys auch.
Es muss ein wenig merkwürdig ausgesehen haben – zwei- oder dreihundert Leute und eine Blaskapelle, die neben einem halb fertigen Eisenbahngleis mitten auf der Heide in der prallen Sonne saßen. Doch dann passierte etwas noch viel Seltsameres.
Ist dir schon einmal aufgefallen, dass es den Leuten zu Kopf steigt, wenn sie zu viel Geld verdienen? In Sway gab es so einen Mann. Er hatte eine Leidenschaft für Beton. Vielleicht war er Mr. Grockleton ein wenig ähnlich. Am liebsten hätte er alles, was er in die Finger bekam, in Beton eingegossen. Und er baute einen Turm aus Beton, einen riesigen Kasten, den man auch heute noch kilometerweit sehen kann. Es heißt, er wollte nach seinem Tod oben auf dem Turm beigesetzt werden. Damals war er noch nicht fertig. Ich werde den Anblick nie vergessen, wie er, etwa einen halben Kilometer von dort, wo wir saßen, in den blauen Himmel ragte.
Die Leute waren guter Laune. Selbst Grockleton, der recht sauertöpfisch sein konnte, war so freundlich wie schon lange nicht mehr. Er organisierte Spiele für die Kinder, wir veranstalteten ein Rennen, und als Furzey alle zum Tauziehen zusammenrief, machte er auch mit.«
»Es war schon später Nachmittag, die Albions und einige Leute aus Christchurch verabschiedeten sich bereits, als ich bemerkte, dass der kleine Jack verschwunden war.
Er war ein furchtloser kleiner Junge mit dunklem Haar und strahlenden Augen, der auf jeden Baum und jedes Dach kletterte. Und obwohl er ständig in Schwierigkeiten steckte, musste man ihn einfach gern haben, denn er war so fröhlich und so mutig.
Ich wusste, dass er nicht weit sein konnte. Er hatte einen anderen Jungen kennen gelernt, der ein bisschen älter war als er selbst, was ihn sicher faszinierte. Der Junge hieß Alfie Seagull und stammte aus Lymington, und die beiden hatten gerade noch miteinander gespielt. Also war
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