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Der Wald der Könige

Der Wald der Könige

Titel: Der Wald der Könige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Rutherfurd
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unverminderter Kraft weiter. Wenn man die Tür öffnete, blies er einen fast um. Die Frau begann sich furchtbare Sorgen um ihre Kinder zu machen. Furzey versicherte ihr, dass seine Schwester und die anderen Dorfbewohner sich um sie kümmern würden, und verbat ihr zu gehen. Und so arbeitete Tom, gewärmt vom Kohlebecken, weiter an seinem Wagen, während sie ihm Gesellschaft leistete. Dreimal rief Bruder Adam sie alle zum Gebet zusammen.
    Maria brannte darauf, endlich nach Hause zurückkehren zu können. Toms Gegenwart war ihr unangenehm. Ihre älteste Tochter würde schon auf die kleinen Geschwister achten, aber sicher befürchteten sie alle, dass ihr etwas zugestoßen war. Und außerdem war da noch Luke.
    Was würde er tun? Sicher hatte er sich gefragt, wo sie steckte, als sie an diesem Abend nicht erschienen war. Ob er versuchen würde, im Haus etwas Essbares zu finden? Was war, wenn die Kinder ihn sahen? Den ganzen Tag wartete sie aufgeregt darauf, dass der Schneesturm endlich nachließ.
    Sonst gab es nicht viel für sie zu tun. Wenn Bruder Adam hin und wieder erschien, betrachtete sie ihn aufmerksam. Sie sah den Laienbrüdern an, dass sie nicht richtig warm mit ihm wurden. »Der ist kalt wie ein Fisch«, meinte Tom achselzuckend. Doch von Leuten, die nicht aus dem New Forest stammten, hatte Tom ohnehin keine hohe Meinung.
    Ganz offensichtlich kam Bruder Adam aus einer anderen Welt, aber sie hielt ihn nicht für gefühlskalt. Als er im Dämmerlicht der großen Scheune mit ihnen betete, schwang in seinem sanften Tonfall eine Gewissheit mit, die sie beeindruckte. Sicher war er viel klüger als einfache Leute wie ihresgleichen. Auch wenn sie das Tom gegenüber nicht erwähnte, fand sie den Mönch auf seine Weise sehr interessant.
    Maria war überrascht, als sich am späten Nachmittag die Tür der Scheune öffnete. Das Heulen des Windes drang herein. Der Mönch schloss sie rasch hinter sich, näherte sich dem Kohlebecken und winkte Maria zu sich.
    Eine Weile stand er da und musterte sie neugierig. Wie Tom war er kräftig gebaut, allerdings ein wenig größer. Im Schein des Kohlebeckens, das ihren Rücken wärmte, wirkten seine Augen seltsam dunkel. Tom arbeitete nur wenige Meter von ihnen entfernt beim Licht einer Lampe und schien doch weit weg zu sein.
    »Mir war zuerst nicht klar, dass du es warst, mit der ich am Tor der Abtei gesprochen habe.« Also erinnerte er sich an sie! »Außerdem habe ich gerade erfahren, dass Luke, der Flüchtige, dein Bruder ist.« Ihr fiel auf, dass er leise sprach, damit Tom sie nicht hören konnte.
    Angst durchfuhr sie. Sie konnte ihm nicht in die Augen sehen. Natürlich war ihre Verwandtschaft mit Luke allgemein bekannt; allerdings wäre es ihr lieber gewesen, dieser gefährlich kluge Mann hätte nichts davon geahnt. Sie ließ den Kopf hängen. »Ja, Bruder. Der arme Luke.«
    »Der arme Luke? Kann sein.« Er hielt inne und flüsterte dann: »Weißt du, wo er ist?«
    Nun blickte sie ihn unverwandt an. »In diesem Fall, Bruder, hätten wir es Euch bereits gemeldet. Ich finde, er hätte nicht davonlaufen sollen, wenn er unschuldig ist. Und mein Mann würde ihn sowieso anzeigen.« Da diese Antwort im Großen und Ganzen der Wahrheit entsprach, hielt sie es nicht für nötig, Bruder Adams Blick auszuweichen. Aber offenbar konnte man ihn nicht so leicht täuschen.
    »Es besteht durchaus die Möglichkeit, dass er sich an dich gewandt hat.«
    Der Geruch seiner Kutte stieg ihr in die Nase, es roch nach Wachs und nach feuchter Wolle – und nach seinem Körper.
    »Inzwischen könnte er am anderen Ende von England sein.« Sie seufzte. Eigentlich war auch das nicht gelogen.
    Er betrachtete sie nachdenklich. Wenn er eine Frage stellte, entstanden Falten auf seiner breiten Stirn. Aber wenn er überlegte, neigte er leicht den Kopf, und seine Stirn wurde wunderschön glatt.
    »An jenem Morgen vor der Abtei«, begann er zögernd, »meintest du, es hätte auch ein Unfall sein können. Dass er Bruder Matthew vielleicht gar nicht schlagen wollte. Wenn ja, sollte er sich stellen und erzählen, wie es wirklich war.«
    »Ich glaube nicht, dass er hierher zurückkehren wird«, erwiderte sie bedrückt. »Dazu wäre der Weg viel zu weit.« Das schien den Mönch zufrieden zu stellen.
    Dann aber tat sie etwas, das für sie völlig neu war.
    Wie zeigt eine Frau einem Mann, dass sie ihn begehrt? Durch ein Lächeln, einen Blick, eine Geste vielleicht. Doch damit hätte sie einen Mönch wie Bruder Adam nur

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