Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Wald des Vergessens

Der Wald des Vergessens

Titel: Der Wald des Vergessens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
Vom Netzwerk:
in der Armee zwischen Ehrlichkeit und Unehrlichkeit, Disziplin und Brutalität zieht, und degradiert worden wäre. Das Militär weiß natürlich, dafür ist es schließlich das Militär, wie wertvoll solche Leute sind, und es dauerte nie lange, bis er wieder seinen vorherigen Rang innehatte. Wie bei der Polizei, würde ich sagen.«
    »Nein«, sagte Dalziel. »Wenn man bei der Polizei degradiert wird, braucht man mehr Glück als Lazarus, um es wieder nach oben zu schaffen. War’s das?«
    »Das war’s. Habe ich meine dreißig Silberlinge verdient?«
    »Nein, Mädel. Das würde dich sowohl zu Judas als auch zur Jungfrau Maria machen. Beides geht nicht. Es sei denn, du bist Captain Sanderson.«
    Nun saßen sie schweigend da. Sie weiß, daß ich nicht deshalb gekommen bin, dachte Dalziel. Sie hat mich erwartet, seit Wield hier war. Warum wohl? Ihm fielen Gründe ein. Und er wußte genug darüber, wie komplex die Menschen sind, um davon auszugehen, daß es außerdem Gründe geben mochte, auf die er nicht kam.
    Er sagte: »Du hast dich noch gar nicht nach Wendy erkundigt.«
    »Kurz bevor du eingetroffen bist, hatte ich im Krankenhaus angerufen. Noch immer keine Veränderung.«
    Sie klang aufrichtig besorgt. Aber es mochte um Wendy stehen, wie es wollte, besorgt würde sie immer sein.
    Er sagte: »Bist du mit Sergeant Wield klargekommen?«
    »Er war … interessant. Ich mochte ihn. Er hat so eine Art, daß man sich wohl fühlt.«
    »Irgendein Grund, warum du dich nicht wohl fühlen solltest?«
    »Nur mein schlechtes Gewissen, daß ich es mit seinem Boss getrieben habe«, sagte Cap. »Ich gebrauche absichtlich die Vergangenheit. Ich habe das deutliche Gefühl, daß du nicht gekommen bist, um unartig zu sein.«
    »Und warum bin ich dann gekommen?«
    »Da muß irgend etwas mit Wendys Unfall sein. Die Fragen, die dein Mr. Wield gestellt hat … mißversteh mich nicht, verraten hat er nichts. Aber in den vergangenen zehn Jahren haben mir eine Menge Polizisten Fragen gestellt, und ich kenne den Unterschied zwischen Routinefragen und solchen, die auf etwas abzielen.«
    »Warum sollten wir dir Fragen zu Wendy Walkers Unfall stellen?«
    Es war eine dämliche Frage, noch nicht einmal unter dem Aspekt zu rechtfertigen, daß man Katz und Maus miteinander spielte. Beim Katz-und-Maus diente jeder Schritt nach vorn und jeder anscheinende Rückzug einem bestimmten Zweck, und man kam ein wenig weiter voran. Aber diese Frage brachte nichts, sie schlug nur Zeit tot, während er sich darüber klarzuwerden versuchte, in welche Richtung er marschieren wollte. Unsicherheit war nicht die Geistesverfassung, die er gewöhnlich in den Vernehmungsraum mitbrachte.
    Sie machte sich nicht die Mühe, ihm zu antworten. Ihr Schweigen bestätigte das fehlende Niveau der Frage.
    Sie weiß, daß ich mich schwertue, dachte er. Also ist es clever, ihr vorzumachen, daß ich mich mehr abmühe, als tatsächlich der Fall ist.
    »Schau her«, sagte er. »Das alles fällt mir schwer. Ich hätte vielleicht einen meiner Leute schicken sollen.«
    »Das hast du doch«, sagte sie. »Mr. Wield.«
    »Ich meinte, jemand, der einen höheren Rang hat, meinen DCI , Peter Pascoe.«
    »Und warum hast du das nicht getan?«
    »Weil ich es dir schulde – uns beiden schulde –, selbst zu kommen. Verstehst du?«
    Er führte sie in Versuchung, zuzustimmen, zuzugeben, daß sie wußte, worum es ging.
    Sie nippte an ihrem Scotch.
    »Ja, ich glaube«, sagte sie langsam.
    Herr im Himmel. Warum machte sein Herz keinen Satz wie sonst, wenn sich der erste Haarriß zeigte? Warum fühlte sich die Rolle des zögernden Inquisitors, die er hier spielte, so verdammt real an?
    Sie fuhr fort. »Ich begreife, daß da etwas an Wendys Unfall dir Sorgen macht. Eigentlich ist das ja klar. Es war Fahrerflucht. Und aus deinem ganzen Verhalten zu schließen, kann ich nur folgern, Andy, daß du, so unglaublich es scheint, mich im Visier hast. Trifft das zu?«
    Sie blickte ihn mit großen Augen und mit einer so unschuldigen Aufrichtigkeit an, daß man sie als Quotenfrau in ein konservatives Kabinett aufgenommen hätte.
    Sein Herz verhärtete sich. War sie schuldig, dann legte sie es darauf an, schwer zu kriegen zu sein. War sie unschuldig, na ja, dann hatte sie ja nichts zu befürchten, oder?
    Es war an der Zeit, die Karten auf den Tisch zu legen. Entweder waren sie ihr bekannt, oder sie waren ihr nicht bekannt. Egal, wie die Wahrheit aussah, sie noch länger geheimzuhalten, war Zeitverschwendung.
    Er

Weitere Kostenlose Bücher