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Der Wald des Vergessens

Der Wald des Vergessens

Titel: Der Wald des Vergessens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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Schädel gespalten.«
    »Bist du ein Herzchen«, sagte Dalziel.
    »Es war also ein Fehler«, erwiderte sie. »Die Theorie lautet also, daß ich mich irgendwie verplappert hatte, daß ich der wahnsinnige Killer von Redcar bin und deshalb beschlossen hatte, Wendy zum Schweigen zu bringen, bevor sie die Neuigkeit unter die Leute bringt? Dürftiges Skript. Ich meine, zuerst hätte ich herausfinden müssen, was Wendy wirklich vorhatte, oder? Wie habe ich das angestellt?«
    »Sie hat was gesagt, was dich stutzig gemacht hat.«
    »Ach so. Und das hat gereicht?«
    »Gereicht, daß du sie ein bißchen genauer unter die Lupe genommen hast.«
    »Am nächsten Tag, meinst du? Nun, ich habe ein Alibi für einen Großteil des Tages, wenn du dich erinnerst. Ich habe ihn mit einer Stütze der Gesellschaft verbracht … ach du liebe Scheiße. Andy, ist es das, was du von mir denkst? Daß ich die Beine breit gemacht habe, um dich auszuholen? Was für eine Scheiße.«
    Ihre Verzweiflung machte ihn ganz fertig. Er sehnte sich nach einem Schluck, und sei es nur von dem Lösungsmittel. Aber das war nicht der richtige Zeitpunkt, lockerzulassen.
    »Du wolltest, daß ich über sie spreche, erinnere ich mich. Und sie war gerade bei dir gewesen, und ihr hattet euch gestritten. Aber du hattest es nicht gewagt, die Wahrheit aus ihr herauszuholen, weil du wußtest, daß ich jeden Augenblick auf der Matte stehen konnte.«
    Sie sah ihn erstaunt an.
    »Das hast du gehört? Aber du hast gar nichts gesagt …«
    »Es gab nichts zu sagen«, erwiderte er. »Damals hab ich nur gedacht, das ist was unter Frauen …«
    »Und nun kommt dabei heraus, daß du mich verdächtigst, ihren Bruder umgebracht zu haben. Und daß sie mir auf der Spur war … und wie habe ich die Wahrheit entdeckt? Wenn du gelauscht hast, dann weißt du auch, daß kein Wort über Mark Shufflebottom und Redcar gefallen ist!«
    Aggressive Verteidigung, häufig ein Zeichen, daß man sich dem Ziel näherte. Aber auch eine natürliche Reaktion, rief er sich ins Gedächtnis. Beruhigte er sich.
    »Das stimmt«, räumte er ein. »Du kannst dir nicht sicher gewesen sein. Bei weitem nicht. Und du hättest noch einmal mit ihr sprechen müssen. Als du erfahren hast, daß sie Ellie Pascoe ihr Herz ausschütten wollte, könnten bei dir die Alarmglocken geläutet haben.«
    »Ich kann das alles nicht glauben«, sagte sie fast flüsternd. »Andy, du redest, als seist du dir sicher, daß –«
    »Nein, mein Mädel, nun mach dir doch nichts draus. Das ist nur so eine Art zu reden. Ich mach das immer so. Es ist Routine, alles Routine. Ich muß gründlich sein. Wie beim ersten Mal, als ich hier war. Da hab ich dich gefragt, wo du warst, als der Anschlag auf Redcar verübt wurde und der erste Anschlag auf Wanwood.«
    »Ja, und ich habe dir Rede und Antwort gestanden.«
    »Ich weiß. Nur jetzt brauche ich halt eine Menge Einzelheiten, Tage, Uhrzeiten, Zeugen. Für die Akte.«
    Sie stand auf, verließ das Zimmer und kam einen Augenblick später mit ihrem Kalender zurück. Er lächelte sie ermutigend an. Es war halb aufrichtig, halb Verstellung, er wußte selbst nicht, wo die Grenze verlief. Es war doch wohl besser, das Ekelpaket zu spielen, als mit diesen Wechselbädern weiterzumachen?
    Einen Augenblick lang sah sie ganz entspannt aus, als sie ihren Kalender durchblätterte. Dann blickte sie auf, mit vor Verwirrung riesigen Augen, und fragte: »Andy, warum verlangst du das eigentlich von mir? Ich weiß, du sagst, daß es dein Job sei, daß es nur Routine sei, aber ich kann nicht glauben, daß du so tun mußt, selbst um den Schein zu wahren, als wäre es allen Ernstes möglich, daß ich versucht haben könnte, Wendy Walker neulich abends umzubringen.«
    »Du bist früher weg.«
    »Um das Interview im Fernsehen zu sehen. Ich habe dich gefragt, ob du mitkommst.«
    »Du hast gewußt, daß ich das nicht tun würde.«
    »Und wie zum Teufel hab ich das gewußt?«
    Er grinste sie verschwörerisch an und sagte: »Kinderspiel, wenn man die nötige Übung hat.«
    Sie sagte: »Du willst damit sagen, daß ich dich manipuliert habe?«
    »Warum nicht? Du bist sehr redegewandt. Wenn du dich draußen rumgetrieben hättest, bis Wendy Walker gekommen wäre, hättest du mit Sicherheit kein Problem gehabt, sie dazu zu bringen, zu dir in den Lieferwagen zu steigen, um bei einem Gespräch ihre Zweifel und Schwierigkeiten auszuräumen. Und für ihr Fahrrad wäre auch genug Platz gewesen.«
    Das mit dem Fahrrad sagte er ganz

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