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Der Wald des Vergessens

Der Wald des Vergessens

Titel: Der Wald des Vergessens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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sanitaire«, entgegnete Batty. »Nach dem Schaden, den diese Wahnsinnigen im vergangenen Sommer angerichtet haben, stand für uns fest, daß die Polizei ganz eindeutig nicht in der Lage ist, uns zu schützen, und deshalb haben wir selbst Schritte unternommen, diesen Kriminellen das Handwerk zu legen.«
    »Kriminellen«, sprach Dalziel ihm nach, als hätte er das Wort noch nie gehört. »Sie wollen also Klage erheben, Sir?«
    Batty erwiderte: »Wenn die Entscheidung bei mir läge, ja. Normalerweise legen wir keinen Wert darauf, diesen Wahnsinnigen auch noch Sauerstoff zuzuführen, indem wir dafür sorgen, daß sie bekannter werden, aber vermutlich ist es in diesem Fall unvermeidlich?«
    »Ja«, sagte Dalziel. »Wenn im Hinterhof eine Leiche ausgegraben wird, ist der Gestank in der Regel schlimmer als der von Sauerstoff.«
    »Wie ich befürchtet hatte, obgleich vermutlich alles davon abhängt, wie diplomatisch man vorgeht. Troll, was sagst du dazu?«
    Dalziel warf dem Pathologen einen Blick zu, der ihn warnte, seine Spekulationen auch nur einen Zentimeter weiter zu treiben als am Rand des Kraters.
    »Es ist noch zu früh, David, es ist noch zu früh«, murmelte Longbottom.
    »Und wir nähern uns auch der Frühe, und zwar der morgendlichen«, sagte Dalziel mit einem Blick auf seine Uhr. »Vielleicht könnte ich jetzt die Zeugen sehen?«
    »Ja, ich denke wohl. Patten wird Sie hinbringen. Troll, laß uns versuchen, dich von außen trocken und von innen entsprechend feucht zu machen.«
    Mit einer entschuldigenden Gebärde in Richtung Dalziel ließ sich der Pathologe wegführen. Dalziel, der sein Kerbholz so sorgfältig auf dem neuesten Stand hielt wie ein erfahrener Wirt, versah Battys Holz mit einer weiteren kleinen Kerbe und folgte dem Wachmann durch eine der Sacktüren einen langen Korridor hinunter.
    »Wir haben sie hier unten eingeschlossen«, sagte Patten.
    »Eingeschlossen?«
    »Sie haben Hausfriedensbruch begangen, und als sie im Gebäude waren, sind sie Amok gelaufen. Einer meiner Leute hat einen Schlag in den Magen einstecken müssen, mich hat man bedroht …«
    »Ach ja?« fragte Dalziel interessiert. Vielleicht bestand doch eine Verbindung zu Redcar. »Wurde irgendwer richtig verletzt?«
    »Mehr die Würde, denn sonst was«, lautete Pattens rätselhafte Antwort. »Da sind sie.«
    Am Ende des Korridors waren sie nach links abgebogen. Dalziel sah sogleich den Wachmann, der lässig gegen eine Tür lehnte, den Kopf in einer Rauchwolke. Kaum hatte er gemerkt, daß sich jemand näherte, zog er seine Uniform glatt und stand stramm. Von der Zigarette keine Spur. Dalziel bewunderte den Taschenspielertrick und wettete, daß sie in der großen Tasche auf den dunkelgrünen Hosen verschwunden war.
    »Rühren, Jimmy«, sagte Patten. »Das ist Kriminalkommissar Dalziel.«
    »Ich weiß«, sagte der Mann. »Wie geht es Ihnen, Sir?«
    Dalziel war daran gewöhnt, daß man ihn erkannte, wußte aber immer gern, warum.
    »Kenne ich Sie?«
    »Eigentlich nicht, Sir. Aber ich kenne Sie. Ich war im Knast von Dartleby beschäftigt, bis ich das Pensionsangebot angenommen habe. PC Howard, Sir.«
    »Hast den Herrn gewechselt, was? In Ordnung, mein Junge. Du kannst jetzt abhauen.«
    Der Mann warf einen unglücklichen Blick auf Patten, und der sagte: »Wir haben schließlich unsere Befehle …«
    »Das hat Eichmann auch gesagt, und sie haben ihn doch gehängt. Verpiß dich. Und, übrigens, Howard …«
    »Ja, Sir?«
    »Dein Schwanz hat Feuer gefangen.«
    Dalziel wandte sich von dem Ex-Polizisten ab, und während der auf seine Tasche einschlug, betrat der Kommissar das Zimmer – und blieb wie angewurzelt stehen.
    »Verdammte Scheiße«, sagte er.
    Vor dem großen Heizkörper des Raumes standen leise dampfend acht Frauen. Jede so schmutzig, daß Dalziels Oma im Grab rotiert hätte.
    Dieser Wield, fluchte er innerlich. Hatte absichtlich nichts verraten. Das würde er dem Scheißkerl heimzahlen!
    Eine Frau löste sich aus dem Haufen und kam mit den Worten auf ihn zu: »Gott sei Dank, der Leierkastenmann ist da. Jetzt werden wir vielleicht die Affen los.«
    Dabei bedachte sie Patten mit einem giftigen Blick. Der sah sie gleichgültig an. Dalziel musterte die Frau mit dem intensiven Interesse eines Gourmet, dem ein neues Gericht vorgesetzt wird. Nicht, daß da viel gewesen wäre, das den Appetit anregte. Sie hatte weniger Fleisch auf den Knochen als ein abgenagter Hühnerflügel, und ihre Wangen waren blaß und ausgemergelt wie vom Wind

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