Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Wald des Vergessens

Der Wald des Vergessens

Titel: Der Wald des Vergessens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
Vom Netzwerk:
vernichtender als ihr J’accuse-Gefunkel, und Dalziel spürte, wie es ihm in Schauern den Rücken hinunterlief. Da öffnete sich die Tür, und das breite, besorgte Gesicht von George Headingley erschien.
    »Hallo, Sir. Wir haben erfahren, daß Sie da sind. Können wir Sie kurz sprechen?«
    »Wenn es sein muß«, sagte Dalziel zögernd und trat hinaus auf den Korridor, nachdem er sich Cap Marvells leise dampfenden Busen noch einmal nachdrücklich eingeprägt hatte.
    »O. K., George«, sagte er, »bring mich auf den neuesten Stand.«
    Headingley, ein Mann mittleren Alters mit rosa Gesicht, traurigem Schnauzer und kleiner Plätzchenwampe, sagte: »Die da drin gehören zu ANIMA , den Tierschützern, und sie …«
    »Mir völlig egal, von mir aus können sie zu den Dagenham Girl Pipers gehören und hier proben«, unterbrach Dalziel ihn. »Es kommt einzig und allein darauf an, daß es Zeugen sind. Was haben sie also gesehen?«
    »Bisher haben wir erst eine Aussage auf Band. Die anderen sind nicht gerade sehr kooperativ, aber die eine …«
    »Ja. Wendy Walker. Wetten, daß es das erste Mal in ihrem Leben ist, daß sie mit der Polizei zusammenarbeitet? Hören wir uns also das Band an.«
    Headingley führte ihn in ein kleines Büro, in dem das Tonbandgerät aufgebaut war. Dalziel hörte aufmerksam zu und sagte dann: »Diese Cap, die mit der Oberweite …«
    »Marvell. Captain Marvell, verstehen Sie? Sie ist der Boss, nur daß sie und die Walker sich nicht grün sind.«
    »Ist mir aufgefallen. Sie scheint ihre Mucken zu haben.«
    »Ja, Sir. Patten, das ist der Boss von TecSec, meint, daß sie allen Ernstes vorhatte, auf ihn loszugehen.«
    »Bei ihrem Gewicht könnte sie einen satten Schlag landen«, sagte Dalziel, bei der Erinnerung lächelnd.
    »Es war ein Drahtschneider, mit dem sie ausholen wollte. Wir haben ihn hier, Sir. Wo der hintrifft, wächst kein Gras mehr.«
    Dalziel betrachtete das schwere Gerät. »Einpacken und auf Blutspuren untersuchen.«
    »Es ist doch niemand verletzt worden!« protestierte Headingley.
    »Nicht hier, hier wurde niemand verletzt.«
    »Sie denken doch nicht etwa an Redcar … aber das sind doch Frauen, Sir!«
    »Die Welt ändert sich, George«, sagte Dalziel. »Was hast du mir sonst noch zu bieten, außer dieser einen Aussage?«
    »Ich habe mich mit Dr. Batty unterhalten, als ich gekommen bin …«
    »War er hier, als du eingetroffen bist?«
    »Ja, Sir. Vermutlich hat Patten ihn vor uns benachrichtigt. Dann habe ich draußen alles soweit organisiert, und jetzt habe ich gedacht, daß ich mich besser darum kümmere, für die Damen eine Erfrischung aufzutreiben. Ich habe diesen Howard gefragt – er gehörte mal zu uns –, aber er hat gesagt, er darf die Tür nicht verlassen, also bin ich selbst losgezogen. Ich habe die Kantine gefunden und die Teemaschine in Gang gesetzt …«
    »Du bist mit Sicherheit der am höchsten bezahlte Teaboy, seit Geoffrey Howe aus dem Kabinett ausgeschieden ist«, sagte Dalziel. Doch der alte George kannte wenigstens seine Grenzen. Warum draußen naß werden und im Weg stehen, wenn man jemand wie Wieldy hatte, der mühelos in jeder Lebenslage ein Besäufnis organisieren konnte, selbst in Wales, an einem Sonntag und hundert Kilometer von der nächsten Brauerei entfernt.
    »Und was nun, Sir?« fragte Headingley. »Aussagen?«
    Dalziel dachte nach. »Die einzige, die was zu sagen hat, ist die Walker, und deren Aussage haben wir. Gib ihnen allen eine Tasse Tee und nimm Namen, Adresse und das Übliche auf, kein großes Theater, eher gemütlich, aber versuch herauszukriegen, ob eine von ihnen schon mal hier war.«
    Headingley sah ihn verdutzt an, und der Dicke sagte mit didaktischer Klarheit: »Wenn wir ihnen den Überfall im Sommer anhängen können, haben wir die halbe Strecke nach Redcar zurückgelegt.«
    »O ja, ich verstehe. Sie denken also wirklich …«
    »Fürs Denken werde ich nicht bezahlt, George. Dafür hab ich jemand eingestellt, aber der Typ treibt sich auf einer Beerdigung rum, so daß ich einsam und allein klarkommen muß. Patten!«
    Geschlossene Türen und dicke Wände vermochten nichts gegen Dalziels Stimme, und einen Augenblick später tauchte der Wachmann auf.
    Dalziel sagte: »Die Damen gehen jetzt in die Kantine, um eine Tasse Tee zu trinken, und anschließend gehen sie nach Hause. Ich nehme an, Sie haben alle Tiere weggeschlossen?«
    »Keine Sorge. In die Nähe der Labors kommen die nicht ein zweites Mal«, sagte Patten

Weitere Kostenlose Bücher