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Der Wald des Vergessens

Der Wald des Vergessens

Titel: Der Wald des Vergessens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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zuversichtlich.
    »Nein, Junge, ich spreche von Ihren Leuten. Hier wird nicht mehr der starke Mann gespielt, verstanden?«
    »Weil es Frauen sind, meinen Sie? Hören Sie mal, die kräftige Kuh mit dem Namen Cap, die hat mich fast einen Kopf kürzer gemacht, mit einem verdammt großen Drahtschneider.«
    »Ach ja? Ihr Kopf sieht völlig in Ordnung aus«, sagte Dalziel und musterte kritisch das Haupt seines Gegenübers.
    »Ihr hab ich das nicht zu verdanken«, sagte Patten. »Ich wollte nur sagen, wenn meine Leute angegriffen werden …«
    »Grund zur Freude«, sagte Dalziel. »In Harrogate gibt’s ein Haus, da kostet es gutes Geld, sich von einer hübschen Frau prügeln zu lassen. Wollen Sie die Adresse haben? Fertig, George? Alles unter Kontrolle?«
    »Ja, Sir. Und wie steht es mit Ihnen, Sir? Wo wollen Sie hin?«
    »Ich?« sagte Dalziel und leckte sich erwartungsvoll die Lippen. »Ich gehe dahin, wo Dr. Batty sein Single Methanol aufhebt.«

Sieben
    A m nächsten Morgen, auf Pascoes Fahrt in Richtung Norden, fiel zwar das Barometer, aber seine Stimmung stieg. Als er den Sendebereich von Radio Mid-Yorkshire erreicht hatte, trommelte horizontaler Hagel wie Schnellfeuer auf sein Auto, aber die vertraute Mischung aus Oldies und Dorfklatsch tönte ihm in den Ohren wie der erste Kuckucksruf im Frühling.
    Yorkshire scheint meine Heimat zu werden, dachte er, während er einen Schlager von Boney M mitsang.
    Es folgten Nachrichten, eine Mischung aus lokalen und nationalen Neuigkeiten. Eine Meldung ließ ihn aufhorchen.
    »Die Polizei bestätigte die Entdeckung menschlicher Überreste auf dem Gelände von Wanwood. In Wanwood House sind die Labore von ALBA Pharmaceuticals untergebracht. Die Untersuchungen zur Todesursache sind noch nicht abgeschlossen. Zu Berichten, daß die Entdeckung von protestierenden Tierschützern gemacht wurde, wollte sich der Polizeisprecher nicht äußern.«
    In Peter Pascoes geübten Ohren klang die Meldung sehr danach, als würde Andy Dalziel ganz fest auf dem Fall sitzen, und schon mit der Hälfte seiner mächtigen Hinterbacken im Gesicht klang selbst die Stimme der Nation, wie sie so zur Nation sprach, leicht gedämpft.
    Die Nachricht bestätigte ihn in seinen bislang halbherzigen Überlegungen, daß es sich lohnen könnte, einen Umweg zu machen, um Adas Reste zu entsorgen. Dalziel war der Auffassung, daß man ihm für eine 24-Stunden-Beurlaubung eine ganze Woche mit 25-Stunden-Arbeitstagen schuldete. Wenn er nun auch noch einen Mordfall auf dem Tisch hatte, würde er aus den fünfundzwanzig Stunden täglich wahrscheinlich dreißig machen, besonders da Peter ganz allein für die Ermittlungen zum ALBA -Anschlag im vergangenen Sommer zuständig gewesen war. Man hatte ihn als Chief Inspector überhaupt nur deshalb hinzugezogen, weil eine Verbindung zum Mord in den Laboren von Frazer Greenleaf oben in Redcar nicht auszuschließen war. Es machte immer irgendwie besonderen Spaß, an einem Fall zu arbeiten, der nicht im eigenen Zuständigkeitsbereich lag. Dalziel konnte gut delegieren und hatte weder eingegriffen noch die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen, als Pascoe ihm sagen mußte, daß die Ermittlungen ins Nichts geführt hatten. Andererseits zweifelte Pascoe keine Minute daran, daß Dalziel ihn persönlich dafür verantwortlich machen würde, die menschlichen Überreste draußen in Wanwood übersehen zu haben, selbst wenn sie zwei Meter tief eingebuddelt waren!
    Das Gebot der Stunde lautete also, Adas Überreste loszuwerden, damit die Urne daheim keine Wurzeln schlagen würde. Er ging jede Wette ein, daß selbst Ellie, deren Interesse am Haushalt von gewissenhafter Zurückhaltung war, die hydriotaphische [9] Verzierung auf ihrem Kaminsims nicht mitmachen würde.
    Nach Leeds war es nur ein kleiner Umweg. Mit etwas Glück wäre er in einer halben Stunde in der Stadt und wieder draußen.
    Seine fromme Hoffnung verendete in dem System von Einbahnstraßen, das so gnadenlos war wie die Westfront. Selbst als er dort ankam, wo er hinwollte, schien wo er hinwollte nicht mehr zu existieren. Ein kleiner Trost war, daß der Hagel aufgehört hatte und der böige Wind Löcher in die Wolkendecke riß, die so groß waren, daß von Zeit zu Zeit ein Sonnenstrahl den Weg nach unten fand.
    Er fuhr auf den Parkplatz eines Billigmarktes und sprach einen anscheinend unter einem Kriegstrauma leidenden Alten an, der für eine Kolonne verirrter Einkaufswagen verantwortlich war.
    »Ist das hier die Kirkton

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