Der Wald des Vergessens
Zeitung?«
»Doch, das war das Problem. Alle Berichte darüber, wo man sie gefunden hatte, mit dem Fahrrad ein Stück weiter, legten nahe, daß sie von einem Auto angefahren worden war, das nach Westen fuhr, deshalb war ihm nicht klar, wie es etwas damit zu tun haben konnte.«
»Der Herr steh uns bei, wenn die verdammten Bürger zu Kriminalisten werden«, sagte Dalziel. »Uhrzeit?«
»Gegen halb neun.«
Es paßte.
Pascoe sagte: »Gute Arbeit, Dennis. Danke.«
Als die Tür wieder zu war, fuhr er fort: »O. K., noch ein Indizienbeweis, aber wir sind noch weit davon entfernt, etwas vorlegen zu können, mit dem wir die Staatsanwaltschaft beeindrucken. Wir brauchen noch etwas …«
»Es gibt noch was«, sagte Dalziel tonlos.
O Schiete, dachte Pascoe. Kein Bettgeflüster, das wäre wirklich unter aller Würde …
»Sie sagt, sie hat die Party in der Universität früher verlassen, um nach Hause zu gehen und ihr Interview im Fernsehen zu sehen. Nun, ich habe es mir zusammen mit Saufnase auf der Party angesehen. Sobald es vorbei war, bin ich zu ihrer Wohnung gefahren. Nur, daß die völlig im Dunkeln lag. Dann sah ich, wie sie von den Garagen herkam, wo sie ihr Auto parkt, und in das Gebäude ging.«
»Was haben Sie danach gemacht, Sir?« fragte Pascoe.
»Bin nach Hause gefahren.«
Pascoe stieß einen Seufzer der Erleichterung aus.
Kripochef vögelt Killer nach der Tat
war eine Schlagzeile, die er sich nicht vorstellen wollte.
»Haben Sie sie damit konfrontiert, Sir?« fragte Wield.
»Noch nicht. Aber ich hab sie mehrmals gefragt, ob sie geradewegs von der Party nach Haus gefahren ist, um das Interview zu sehen. Sie hat es jedesmal bejaht.«
»Man muß ihr die Frage direkt stellen, Sir«, sagte Pascoe drängend.
»Bring das deiner Großmutter bei«, fauchte der Dicke. Dann fuhr er sich mit der Hand über das Gesicht, was Pascoe auf den Gedanken brachte, bei einer Mondfinsternis dabeizusein.
»Tut mir leid«, sagte Dalziel. »Ich hab grad versucht zu überlegen, wie ich es verwenden würde, wenn ein unabhängiger Zeuge damit angekommen wär und nicht ich selbst es erlebt hätte. Ich glaub, ich hätt es trotzdem für mich behalten. Aber sicher bin ich mir nicht. Pete, es ist Zeit, daß ich das tu, was ich schon viel früher hätte tun sollen. Du übernimmst die Leitung des Falls.O. K.?«
»Gütiger Herr, Sir, Ihr Gedächtnis läßt nach«, sagte Pascoe. »Sie haben doch schon gestern beim Mittagessen erklärt, den Fall nicht weiterführen zu können, als Ellie uns erzählt hat, was Wendy Walker im Sinn hatte. Nur auf mein Drängen hin haben Sie Ms Marvell gestern nachmittag selbst befragt, weil ich das Gefühl hatte, die persönliche Beziehung würde sich positiv auf die Wahrheitsfindung auswirken. Erinnerst du dich, Wieldy?«
»Ganz recht«, sagte Wield. »Das heißt, man müßte schon ganz schön blöde sein, wenn man sich nicht darüber im klaren wäre, daß jemand mit Ihrer Erfahrung weiß, daß er sich dem Vorwurf der Befangenheit aussetzt, wenn er bei einem Fall ermittelt, in den er persönlich verwickelt ist.«
Dalziel sah seine beiden Untergebenen einen Augenblick mit leerem Blick an, dann lächelte er schwach.
»Meine Vergeßlichkeit muß daran liegen, daß ich meine Drinks mixe. Ich nehm von jetzt ab weniger Wasser. Was haben Sie jetzt vor, Chief Inspector?«
»Erst noch eine Frage, Sir. Diese Cap Marvell. Ich habe sie noch nicht kennengelernt. Alles, was ich über sie weiß, habe ich von meiner Frau und von Ihnen. Sagen Sie mir, könnte sie es Ihrer Meinung nach getan haben?«
»Mein Gott, da gibt man dem Scheißkerl ein bißchen Macht, und schon steigt sie ihm geradewegs zu Kopf«, sagte Dalziel. Aber es stand keine Wucht hinter der Abfuhr. Pascoe sah, daß er ernsthaft über die Frage nachdachte. Wie er vermutlich die ganzen letzten vierundzwanzig Stunden ernsthaft darüber nachgedacht hatte.
Er sagte: »In der Hitze des Gefechts auf einen Wachmann losgehen und ihn versehentlich töten. Ja, ich kann mir vorstellen, daß sie das fertigbringt. Ich könnte es mir auch von mir selbst vorstellen. Auch von dir, Wieldy. Von dir vielleicht nicht, Peter, aber genau weiß ich es nicht. Aber wenn du es getan hättest, würdest du dich wahrscheinlich stellen, gestehen und Wiedergutmachung leisten.«
»Und Ms Marvell?«
»Die nicht. Die denkt wie ich, was passiert ist, ist passiert, und warum sich stellen und für was leiden, was man nicht beabsichtigt hat und was man nicht ändern kann? Und sie
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