Der Wald des Vergessens
wäre auch verdammt gut darin, ihre Spuren zu verwischen. Anders als Lady Macbeth.«
Schade, dachte Pascoe. Lady Macbeth trifft Falstaff. Wäre ein großartiges Schauspiel gewesen.
Er sagte: »Und wenn wir von einem Unfall ausgehen? Sie sagen, sie sei gut im Verwischen von Spuren. Wie weit würde sie gehen? Kaltblütiger Mord?«
Dalziel sagte: »Vor zwei Tagen hätte ich gesagt, unmöglich.«
»Und zwei Tage später?«
Der Dicke zögerte nicht.
»Als Mensch noch immer unmöglich. Aber ich habe zu viele arme Schwachsinnige erlebt, die mit ihrem Schwanz gedacht haben, um davon beeindruckt zu sein. Als Polizist muß die alte Regel gelten. Schuldig, bis die Unschuld bewiesen ist. Ich hoffe, daß dir der Beweis gelingt. Und weil ich es so verdammt sehr hoffe, habe ich dir den Fall übergeben.«
Er stand auf und verließ das Zimmer.
Pascoe sagte: »Das alles vertont, und du hast die größte Liebesarie aller Zeiten.«
»Ja, und ich weiß auch genau, wer die Partie singt.«
»Wer?«
»Pavarotti«, sagte Wield. »Er müßte dafür allerdings noch ein bißchen zunehmen.«
Dalziel auf dem Flur hörte sie lachen. Er hatte nichts dagegen, selbst wenn sie über ihn oder die Zwickmühle, in der er steckte, lachten.
Wenn ein Mann in meinem Alter die Eier in die Mangel kriegt, verdient er, daß man über ihn lacht, dachte er. Und sie waren gute Jungs und bemühten sich nach besten Kräften, sie mit möglichst wenig Schmerz zu befreien.
Etwas getröstet strebte er dem Klo zu.
Dreizehn
J immy Howard war noch in polizeilichem Gewahrsam, aber nur noch so eben.
Nach dem Eintreffen des Anwalts, den TecSec geschickt hatte, stritt er jegliche Kenntnis vom Inhalt des Umschlags ab.
Als die Laboranalyse vorlag, zeigte sich, daß Howard auch ohne sein Abstreiten mehr oder weniger aus dem Schneider gewesen wäre, da die Kapseln Ketaminhydrochlorid enthielten, ein mildes Halluzinogen, das unter dem Straßennamen Special K bekannt war, einen mäßigen Straßenwert hatte, aber noch nicht auf der Liste der verbotenen Substanzen stand.
Das kleine Drogendezernat hatte den Fall mit der Begründung an Wield zurückgegeben, man habe zu viel anderes zu tun, um Zeit auf einen Fall zu verschwenden, bei dem es um einfachen Diebstahl und Hehlerei zu gehen schien.
Jane Ambler war am Abend in ihrer Wohnung befragt worden. Sie hatte geleugnet, Howard einen Umschlag gegeben zu haben, und hatte auch keine Reaktion gezeigt, als von Fingerabdrücken die Rede war, eine Gelassenheit, die dadurch bestätigt wurde, daß nur ein einziger brauchbarer Daumenabdruck auszumachen war. Der gehörte eindeutig Howard und gab Wield den dünnen Faden an die Hand, mit dem er den Ex-Polizisten vorläufig in Haft hielt.
Eine Durchsuchung der Wohnung Jane Amblers und des Hauses von Howard hatte nichts erbracht.
Wield trug alles Peter Pascoe vor, und der meinte: »Sieht nach dem Versprechen eines Politikers aus. Man sticht rein, und was hat man in der Hand? Dein Beweis ist, daß du eine Person gesehen hast, die Jane Ambler gewesen sein
könnte
, die Jimmy Howard einen Umschlag gab, welcher der gewesen sein
könnte
, den du unter seiner Fußmatte gefunden hast und der eine legale Droge enthielt. Ohne Geständnis ist da gar nichts zu machen.«
»Ich kam gut mit Howard voran, bis dieser Hübschling von TecSec aufkreuzte«, sagte Wield düster.
»Sonderzulage«, sagte Pascoe. »Aber er wird es schwierig finden, weiter in Wanwood zu arbeiten, wenn er nicht selbst fahren kann. Sein Lappen ist doch mindestens wieder für ein weiteres Jahr weg.«
»Ja. Großartiges Ergebnis«, sagte Wield.
»Und wie steht es mit der Ambler? Wird sie weich?«
»Bei der schmilzt noch nicht einmal Butter.«
»Im Mund?«
»Egal wo«, sagte Wield drastisch. »Du magst sie nicht?«
»Ich habe gesehen, wie sie einem Äffchen eine Spritze verpaßte.«
Pascoe hob die Augenbrauen über die unprofessionelle Reaktion eines Mannes, den er immer als unübertroffenen Profi angesehen hatte. Vielleicht hatte Dalziel ja doch recht, und Wield hatte sich in Enscombe verändert.
»Auf jeden Fall bedeutet es einen Fall weniger, und wir brauchen alle Kräfte, um die Sache mit der Marvell zu lösen.«
»Um herauszufinden, wer Wendy Walker umgebracht hat, willst du sagen«, verbesserte ihn Wield sanft.
»Ja, das habe ich gemeint. Hör zu, ich glaube, es ist höchste Zeit, daß ich die berühmte Cap kennenlerne. Warum versuchst du nicht, mit Wendy Walkers Schwägerin Verbindung aufzunehmen, der Witwe
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