Der Wald des Vergessens
Anthony Grindals Kondolenzbrief in der einen und seinem Blutgeld in der anderen Hand dasaß?«
Und plötzlich sah Pascoe sieben Sovereigns im Schlamm schimmern.
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Vierter Teil
WANWOOD
Among the beds of Lillyes, I
have sought it oft, where it should lye;
Yet I could not, till it self would rise,
Find it, although before mine Eyes. [51]
Eins
W as hast du?« fragte Andy Dalziel und packte so viel Zweifel in die drei Silben, daß sich der ungläubige Thomas im Vergleich anhört, als stellte er dem Premierminister eine Fangfrage.
»Sie haben gehört, was ich gesagt habe«, erwiderte Pascoe.
»Ja, Junge, aber ich bin mir nicht sicher, ob ich mich nicht verhört hab. Du sagst, daß der Schädel, den du für mich vom alten Tod geholt hast, deinem eigenen Urgroßvater gehört, der in Flandern von einem Exekutionskommando erschossen wurde?«
»Nein«, sagte Pascoe geduldig. »Das war mein anderer Urgroßvater, der auch Pascoe hieß. Der mit dem Schädel ist derjenige, der verwundet nach Hause geschickt wurde, und als er entdeckte, was seinem Vetter an der Front zugestoßen war, hat er sich auf den Weg nach Wanwood Hospital gemacht, um mit Leutnant Grindal ein Hühnchen zu rupfen.«
»Ach ja. Und dieser Grindal, der dort Patient war und an Kriegsverletzungen und Neurasthenie litt«, sagte Dalziel, der eindeutig besser aufgepaßt hatte, als er vorgab, »schlägt also deinen Uropa mit seinen Krücken zusammen und buddelt die Leiche ein, nachdem er ihr die Kleider ausgezogen hat, um sie in Liverpool zu deponieren, weil er eine falsche Spur legen will? Ihm ist nicht zufällig der große, böse Wolf begegnet, während er gerade dabei war?«
»Verdammt noch mal, über so was macht man keine Witze!« explodierte Pascoe.
Dalziel sah ihn scharf an und sagte dann: »Und wer lacht hier? Ich hab nur gesagt, daß ich als Arbeitsthese bessere Rennpferde gesehen habe, die vor einen Milchwagen gespannt waren.«
»Das mag ja sein«, sagte Pascoe, dem sein Ausbruch leid tat. »Die Familie weiß auf jeden Fall mehr, als sie verlauten läßt. Ich würde gern noch einmal nach Kirkton fahren und mich mit Batty senior unterhalten.«
»Aber nur in deiner Freizeit«, sagte Dalziel streng. »Hier gibt es was zu tun, und du hast dich in letzter Zeit nicht gerade überanstrengt.«
Pascoe widersprach ihm nicht. Der Dicke sah nicht danach aus, als ob er in Stimmung für Einwände wäre, und es war sowieso mehr als nur ein Körnchen Wahrheit in dem, was er sagte.
Auch wußte Pascoe, daß er die Augen davor schloß, daß Dalziels persönliche Probleme mindestens so tief reichten wie seine eigenen und ein ganzes Stück näher an der Gegenwart waren.
»Gibt es etwas Neues im Fall Wendy Walker?«
»Nichts.«
»Und wird, äh, Ms Marvell noch immer verdächtigt?« Die harten, glänzenden Augen tasteten sein Gesicht wie ein Sicherheitssensor ab, der jeden Zug für spätere Zugriffe katalogisiert.
»Unverändert«, sagte Dalziel lakonisch, was Pascoe so interpretierte, daß weder etwas zur Belastung noch zur Entlastung der Verdächtigen aufgetaucht war.
Er sagte: »Sie mögen sie sehr?« Wobei er auf halbem Weg von der Aussage zur Frage wechselte.
Die Augen schienen diesmal die Innenmaße seines Schädels auszuloten.
»Hast du vor, mir einen Rat zu geben, Peter? Ich kann dich nur warnen, daß ich schon vom Weisen aus Enscombe unterwiesen wurde.«
»Da ich nun schon einmal angefangen habe, kann ich ebensogut zu Ende reden«, sagte Pascoe. »Schließen Sie Frieden mit ihr, bevor Sie sich sicher sind. Wenn Sie sie so sehr mögen, heißt das.«
»Wenn ich das wüßte, würde ich weder dir noch Old Mother Riley [52] hier zuhören«, knurrte Dalziel und warf einen Blick auf Wield, der gerade ins Zimmer getreten war. »Was ist denn mit dir los? Hast du in der Ecke stehen müssen, weil du gestern abend zu spät gekommen bist?«
In der Kunst, Wields Gesichtsausdruck zu interpretieren, hatte Dalziel es weit gebracht. Für Pascoe hätte er alles bedeuten können, von Belustigung bis Entzücken.
»Unten ist eine Frau, die gewaltig auf die Pauke haut, Sir«, sagte er.
Cap Marvell, dachte Pascoe, und er sah Dalziel an, daß der dasselbe dachte.
»Mrs. Howard«, fuhr Wield fort. »Sie will wissen, wie lange wir ihren Mann noch festhalten wollen.«
»Aber ich dachte …«, fing Pascoe an.
»Richtig gedacht. Haben wir. Gestern abend«, sagte Wield. »Es gab keinen Grund, ihn noch länger festzuhalten.«
»Warum ist er
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