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Der Wald des Vergessens

Der Wald des Vergessens

Titel: Der Wald des Vergessens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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verkehrst«, hatte er erwidert und die Einladung der Universität hochgehalten.
    »Ich gehe wahrscheinlich nicht hin«, sagte sie. »Außer, wenn du vielleicht Lust hättest mitzukommen? Mal sehen, wie die intellektuellen Eierköpfe so leben und ein Loch in ihren Alkohol machen?«
    Ihr Vorschlag war so beiläufig, so wenig bedrohlich erfolgt, daß es ihm ganz geschickt vorgekommen war, darauf einzugehen, und als er dann auf der Party war, war er bewußt nicht an ihrer Seite geblieben, sondern hatte ihr ebenso bewußt (und kindisch?) klargemacht, daß er hier genauso daheim war wie an jedem x-beliebigen Ort, den aufzusuchen ihn die Lust überkam.
    Aber den Abend hatte er wirklich genossen, und vielleicht veranlaßte ihn das Gefühl, daß er mehr als nur sexuellen Genuß empfand, vor ihren Einladungen auf der Hut zu sein.
    Selbstanalysen dieser Art waren ihm eigentlich fremd, und er mochte sie gar nicht. Was er mochte, waren Situationen, in denen er instinktiv wußte, wie er sich zu verhalten hatte, d.h. neunundneunzig Prozent seines bisherigen erwachsenen Lebens. Cap Marvell bedeutete Ärger. Selbst wenn sie nicht das Gesetz übertrat, würde sie sich immer an dessen Rand bewegen, und er war sich nicht sicher, ob er wollte, daß sein eigener Anarchismus durch ihre Verachtung für die Konventionen, wenngleich anders geartet als seine, ständig auf dem Prüfstand war.
    »Es könnte mir schließlich wie Peter Pascoe ergehen!« sagte er sich entsetzt. Er bewunderte Ellie sehr, aber es war einfach nicht zu übersehen, daß der arme Peter durch einige gefährliche Wasser gesegelt war, seit sie die Hand am Ruder hatte. Nur hatte Ellie wenigstens nichts dagegen, ihre Hauer in ein so richtig saftiges Steak zu schlagen.
    Die Erinnerung an die Tofupastete gab den Ausschlag. Das Mittagessen war endgültig gestrichen. Erfreut, daß er eine Entscheidung gefällt hatte, fuhr er hinaus nach Wanwood House. Er hatte keine feste Vorstellung von dem, was er dort wollte, doch Wields ungutes Gefühl paßte so sehr zu seinem eigenen Mißtrauen gegenüber Privatarmeen, daß ihm ein genauerer Blick nicht fehl am Platze schien.
    Als er das Büro betrat, sah nicht Patten vom Schreibtisch auf, sondern ein dunkler, gutaussehender, sportlich wirkender Mann in einem teuren Nadelstreifen.
    »Wer zum Teufel sind Sie denn?«, fragte der Fremde. »Von Anklopfen haben Sie wohl noch nie was gehört?«
    »Gehört schon«, sagte Dalziel. »Ich bin Dalziel. Und wer zum Teufel sind Sie?«
    »Ach ja. Nach Des’ Schilderung hätte ich wissen sollen, wer Sie sind. Simon Sanderson, Gründer und Seniorteilhaber von TecSec. Wie kann ich Ihnen helfen, Kommissar?«
    Dalziel schob die Frage, wie Des Patten ihn beschrieben hatte, beiseite und versank in einen Sessel. »Ich war der Meinung, Sie verbringen Ihre Zeit damit, auf Achse zu sein und Leuten, die es sich nicht leisten können, Verträge aus den Rippen zu leiern.«
    Willst du jemand kennenlernen, knall ihm einen vor den Latz und schau zu, wie er reagiert. Gedanken des Vorsitzenden Dalziel, 244.
    Sanderson lächelte, als habe er Unterricht bei Jack Nicholson gehabt. Er öffnete eine Schublade seines Schreibtischs, entnahm ihr eine Flasche und zwei Gläser, die er beide füllte und von denen er eines dem Dicken reichte.
    »Auf daß wir uns näher kennenlernen«, sagte er.
    »Sie mich auch«, sagte Dalziel.
    Sie tranken. Es war Tomintoul.
    Gedanken des Vorsitzenden Dalziel, 244(a): Wenn ein Schlag vor den Latz Tomintoul zur Folge hat, was bringt dann ein Tritt in die Eierchen zutage?
    Er sagte: »Weshalb sind Sie aus der Armee geflogen, Hauptmann?«
    »Ich habe die Gelder der Offiziersmesse unterschlagen und die Frau Oberst gevögelt«, kam es wie aus der Pistole geschossen. »Das sage ich immer, wenn ich gefragt werde. Die Wahrheit, müssen Sie wissen, ist weniger glaubwürdig, und alle denken dann, man hätte etwas zu verbergen.«
    Er schenkte erneut die Gläser voll. Das ist ein Spinner, für den ich mich erwärmen könnte, dachte Dalziel.
    Er sagte: »Ganz unter uns, zu verstecken hat jeder was. Gewöhnlich ist es tatsächlich die Wahrheit. Versuchen Sie es bei mir.«
    »Ich war zu einem Kurzurlaub in Bosnien, als mein Fahrer mit meinem gepanzerten Wagen über eine Mine fuhr. Ein paar Tage später, beim Öffnen des x-ten Genesungswunsches meiner vielen Fans, fiel mir auch ein Schreiben des Verteidigungsministeriums in die Hände, das sich jedoch als Trennungswunsch herausstellte. Bei anderen Rängen nennt man

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