Der Wald des Vergessens

Titel: Der Wald des Vergessens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill

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schon wieder? Du hast doch nicht etwa wieder mit den Tasten gespielt oder ein paar Kontostände angehackt?«
    »Nein, Sir. Ich habe mit Mr. Charlesworth gesprochen. Der hat mit ein paar Freunden gesprochen.«
    Arnie Charlesworth war einer der führenden Buchmacher der Stadt und ein alter Saufkumpan Dalziels.
    »Du hast doch hoffentlich nicht meinen Namen mißbraucht, Junge?« erkundigte sich Dalziel mißtrauisch.
    »Keineswegs, Sir. Mr. Charlesworths liebevoller Respekt vor Ihnen erwies sich als sehr nützlich. Es scheint, daß Patten die ersten zwei Monate nach seinem Ausscheiden aus der Armee damit verbracht hat, seine Abfindung mittels verschiedener komplizierter Wetten sozusagen mit mündlichen Mitteln zu einem großen Vermögen zu machen. Er war seinem Ziel auch ganz hübsch nahe, aber am Ende stürzte dann entweder das Pferd oder hatte eine nicht ganz einwandfreie Karotte gefressen. Sie wissen, wie sehr sich Buchmacher in die Hose machen, wenn sie verlieren. Patten zahlte. Entweder das oder die Intensivstation. Dann verschwand er für einige Monate von der hiesigen Wettszene, bis er im Sommer erneut aufkreuzte, Teilhaber bei TecSec war und wieder Geld in der Tasche hatte.«
    »Er hat sich also an einen Ort abgesetzt, wo die Buchmacher ihn nicht kannten, hatte eine Glückssträhne, stockte das, was er übrig hatte, so weit auf, daß er genug hatte, um sich als Teilhaber einzukaufen. Wield, an diesem Fall würgst du wirklich rum.«
    »Wollen Sie, daß ich die Sache fallenlasse, Sir?«
    Dalziel trank sein Bier aus und musterte nachdenklich den Boden seines Glases.
    »Du glaubst noch immer, daß da irgendwas los ist, ja?«
    Wield verstand Dalziels Frage nicht nur als Aufforderung, daß ein weiteres Glas keine schlechte Idee sei, und antwortete: »Vielleicht kommt ja letzten Endes nicht viel dabei heraus, aber irgendwas ist da los, ja.«
    »Dann stochere halt weiter. Ich habe die Fühler ausgestreckt, ob gegen diesen Sanderson in der Armee irgendwas vorliegt.«
    »Offiziell, Sir?« sagte Wield, verbarg aber das Vergnügen, das er an diesem nachträglichen Vertrauensbeweis des Dicken hatte.
    »Offiziell, das bringt nichts. Sobald ein Zivilist bei der Armee mit Fragen über irgendeinen ihrer Leute ankommt, fangen die an ›Auf ihr christlichen Soldaten‹ zu singen. Nein, bei so was fährt man besser mit persönlichen Kontakten. Wenn was auftaucht, melde ich mich. Vielleicht kann ich ja zwischenzeitlich die Hälfte deiner Aufmerksamkeit auf die Knochen im Wald zurücklenken? Nur weil du ein paar Tonnen Dreck auf Dr. Tod abgeladen hast, heißt das noch lange nicht, daß du deine Hände waschen und alles vergessen kannst.«
    »Ja, Sir. Ich hätte es beinahe vergessen. Kurz bevor ich die Fabrik verlassen habe, kam eine Nachricht für Sie vom forensischen Labor durch. Es sieht so aus, als hätten Dr. Gentrys Filter was gebracht.«
    »Nützliches?« fragte Dalziel hoffnungsvoll.
    Wield zuckte die Achseln. »Nützlich« war kein Wort, das Gentry häufig benutzte. Er sah seinen Job darin, Entdeckungen zu machen. Wozu sie genutzt wurden, das war die Sache gröberer Lebensformen wie etwa Kommissare.
    »O. K., Wieldy, warum flitzt du da nicht mal kurz hin …«
    »Tut mir leid, Sir«, sagte Wield fest. »Ich habe heute nachmittag frei, schon seit mehr als einer Stunde. Es sei denn, Sie haben Überstunden genehmigt …?«
    »Nur wenn du Blech dafür nimmst«, sagte Dalziel. »Wo zum Teufel steckt eigentlich Peter? Er ist der einzige, der es fertigbringt, aus Tod was Sinnvolles rauszukriegen. Ich hab’s gewußt, daß ich ihn nicht nach Kirkton hätte abhauen lassen sollen. Ich wette mit dir, das Miststück schnüffelt da oben rum und versucht nachzuweisen, daß er von den Lords in dem verdammten Herrenhaus abstammt.«
    Obwohl Wield die Anspielung nicht verstand, verteidigte er Pascoe sogleich.
    »Der DCI würde keine Zeit vergeuden, Sir«, sagte er vorwurfsvoll. »Was immer er gerade tut, Sie können Ihren letzten Penny darauf verwetten, daß es getan werden muß.«
    »Ja.O. K., Wieldy«, sagte der Dicke. »Aber was immer er tut, lohnt sich nicht, wenn es bedeutet, daß ich mich aufmachen und mit der wandelnden Leiche Gentry reden muß!«

Neun
    D as Portal der Kirche war abgeschlossen.
    Ein Mann, der Zuflucht suchte oder nur ein wenig Schutz vor dem Regen, hatte im modernen Kirkton schlechte Karten.
    Pascoe stellte den Kragen hoch und lehnte sich gegen das alte Holz. Es war ihm gelungen, auf dem ungepflegten Kirchhof