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Der Wald des Vergessens

Der Wald des Vergessens

Titel: Der Wald des Vergessens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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arbeitete mit demselben Tempo, in dem er sprach, und im Handumdrehen oder auf jeden Fall in beträchtlich kürzerer Zeit, als Pascoe ohne Hilfe gebraucht hätte, sah er die Einträge zu Geburt und Tod von Samuel Pascoe 1898 vor sich. Der Eintragende war ein gewissenhafter Mensch gewesen und lieferte zusätzliche Informationen, die auf dem Grabstein nicht vorhanden waren. Sam Pascoe war den Verletzungen erlegen, die er bei einem Unfall in Grindal’s Mill davongetragen hatte, und er hatte eine Witwe namens Ada und einen Sohn namens Peter hinterlassen. Damit war der Beweis erbracht, nur das Rätsel der Namensänderung blieb ungelöst. Doch während er noch überlegte, war Wood, der die Kopien aus dem Kirchenbuch wie der wilde Westwind durchblätterte, auf einen Teil der Antwort gestoßen.
    »Hier. Samuel und Ada Pascoe, Kirkton, Miter Lane 13, wurde am 15. Juli 1892, am Swithin’s Day, der Sohn Peter geboren. Frage mich, ob es geregnet hat? Nicht der erste. Markierung. 7.4.11. Sprung nach vorn. Ja. Hochzeit. Peter Pascoe mit Alice Clark, ledig.«
    Clark. Das machte Sinn. Alice Pascoe hatte aus … was? Scham? Furcht? Stolz? wieder ihren Mädchennamen angenommen und ihn an ihre Tochter Ada weitergegeben. Die durch Zufall einen Pascoe geheiratet hatte und so wieder den Familiennamen trug. Zufall? Ihm fiel ein, was Dalziel über Zufälle sagte. »Den verdammten Zufall gibt es nicht. Wenn er dir zustößt, hast du gut gearbeitet. Wenn er einem Verdächtigen zustößt, handelt es sich um eine verdammte Lüge.« Es paßte eigentlich nicht zu dieser Situation, außer ganz allgemein: Vertraue nicht dem Zufall.
    Wood war noch nicht fertig.
    »Sprung nach vorn. 13.12.12. Peter und Alice Pascoe, eine Tochter Ada. Was ist das? Selber Monat. Stephen und Mary Pascoe, ein Sohn, Stephen George Colin. Wo kommen denn die her? Neun … zurück. Brr! Nicht nötig. Schnellschuß. 28. August. Stephen Pascoe, Miter Lane 13, mit Mary Quiggins, High Street 3. In letzter Minute. Zusammenhang? Miter Lane. Heiraten in der Nachbarschaft üblich.«
    »Möglich. Ich kann es nicht sagen. Miter Lane, gibt’s die noch?«
    »Den Namen. Mietshäuser. Sechziger. Scheußlich. Keine Pascoes, die ich kenne.«
    »Clarks?«
    »Nicht, daß ich wüßte. Aber Quiggins. Ungewöhnlicher Name. Die alte Mrs. Quiggins lebt noch bei ihrer Tochter in der High Street. Wohl noch in der Nummer 3. Original. Genau gegenüber der Kirche. Über die Pflastersteine. Alles, was übrig ist. Hat das geholfen?«
    »Sie haben mir enorm geholfen«, sagte Pascoe. »Nur noch eines, Sie sagten etwas von ›nicht der erste, Markierung …‹?«
    »Stimmt. Jemand interessiert. Bleistift. Zum Kennzeichnen. Sehen Sie. Ungezogen, aber nur Kopien, kein Schaden. Noch ein Verwandter?«
    »Höchstwahrscheinlich«, sagte Pascoe. »Noch einmal vielen Dank. Ich glaube, der Regen hat aufgehört.«
    »Gut. Schirm zu. Die alten Pfarrkinder empfindlich.«
    Peter kam der Gedanke, daß er vielleicht besser beraten sei, sich einen anderen Schirm zuzulegen, als sich bei seinen Bemühungen, niemanden zu kränken, auf die Sonne zu verlassen. Aber er hatte gelernt, sich nicht einzumischen, wenn es um einen Pfarrer und seinen Gott ging.
    Draußen glänzte das Pflaster schwarz wie auf dem Standbild eines alten französischen Films. Auch das hier war eine Ausstülpung wie damals der Ypernbogen an der Front, ein Stück Vergangenheit, das sich in die Gegenwart hineinbeulte, von allen Seiten von der uneinnehmbaren Verteidigungsmauer des ALBA -Komplexes überragt und eingezwängt. Beim Überqueren der Straße sah er sich vor, dann suchte er die Nummer 3.
    Die Frau, die ihm die Tür öffnete, sah aus, als hätte sie bessere Zeiten gesehen oder genauer, als werde sie von den schlechten Zeiten bedrängt und bedrückt, so gebeugt und schief und krumm war sie. Ihr Oberkörper bildete einen rechten Winkel mit ihren kranken Beinen, und sie stützte ihr Körpergewicht auf einen dicken Schwarzdornstock. Mit zur Seite gedrehtem Kopf, so daß ein glänzendes, mißtrauisches Auge aus Taillenhöhe zu Pascoe hinauffunkelte, sagte sie: »Wir hatten es, wir haben es und wir wollen es nicht« und machte Anstalten, die Tür zu schließen, im Glauben, alle Möglichkeiten erschöpft zu haben.
    »Mrs. Quiggins?« sagte Pascoe rasch. »Ich würde gern kurz mit Ihnen sprechen.«
    »Mutter, wer ist das?« fragte eine andere weibliche Stimme aus dem Inneren.
    »Es ist nur der Mann vom Kaufmann, der das Geld einsammeln will. Ich

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