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Der Wald ist schweigen

Der Wald ist schweigen

Titel: Der Wald ist schweigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Mustermann
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»Die erste E-Mail von Laura stammt vom 16. April. Diese Darshan wurde aller Wahrscheinlichkeit nach Anfang Mai getötet. Seit wann lebt Laura im Sonnenhof?«
    »Seit dem ersten Juli.«
    »Vermutlich sind sich Darshan und Laura also nie begegnet.«
    »Es sei denn, Andreas Wengert hat sie miteinander bekannt gemacht.«
    »Aber wo? Und warum?«
    »Keine Ahnung. Aber gesetzt den Fall, Andreas Wengert hatte eine Affäre mit dieser Darshan. Wer hätte dann ein Motiv für den Mord an ihr?«
    Ohne auch nur einmal auf ihre Hände zu schauen, dreht sich Judith Krieger eine Zigarette und zum ersten Mal stört es ihn nicht. Sie öffnet das Fenster, bevor sie die perfekt gedrehte Zigarette anzündet und seine Frage beantwortet.
    »Juliane Wengert aus Eifersucht. Laura Nungesser aus demselben Grund.«
    Er nickt. »Oder Andreas Wengert selbst. Vielleicht hat diese Darshan ja gedroht, die Liaison bei seiner Frau zu verpetzen. Immerhin gehört der das Vermögen und sie haben einen Ehevertrag. Im Falle einer Scheidung hätte er nicht viel zu erwarten gehabt. Also hat er Darshan kaltgestellt und sich eine jüngere, fügsamere Freundin gesucht – Laura.«
    »Und wer hat ihn dann Monate später getötet?«
    »Juliane Wengert aus Eifersucht. Wir wissen ja, dass er außer mit Laura auch noch eine Affäre mit Tanja Palm hatte.«
    »Netter Kerl. Aber wäre es für die Wengert nicht logischer gewesen, wiederum die Nebenbuhlerin umzubringen?«
    »Vielleicht war sie zu dem Schluss gekommen, dass ihr Mann sie immer wieder betrügen würde. Oder Andreas Wengert hat Darshan doch getötet – und wurde dann selbst zum Opfer, weil jemand Darshan rächen wollte.«
    Nachdenklich betrachtet Judith Krieger die Glut ihrer Zigarette. »Ehrlich gesagt, ich kann mir nicht vorstellen, dass wir zwei verschiedene Täter suchen. Und es fällt mir auch schwer, zu glauben, dass es sich um eine Täterin handelt.«
    »Weil Frauen nicht so brutal sind, meinst du?«
    »Es braucht auf jeden Fall Kraft und Kaltblütigkeit, eine Frau mit einem Wanderrucksack voller Feldsteine in einem Krater zu versenken. Und im Fall Andreas Wengert konnte der Täter Motorrad fahren, er hatte ein Gewehr und konnte damit umgehen …«
    »So schwer ist das nicht.« Trotzdem muss er ihr Recht geben. Der modus operandi ist nicht weiblich. Was heißt, dass er sich vermutlich wirklich bald bei Miss Marmor entschuldigen darf. Manni drängt den Gedanken beiseite, nimmt ein leeres Blatt Papier und malt ein Kreuz darauf.
    »Mr. X – der große Unbekannte. Das Bindeglied zwischen beiden Opfern. Vielleicht liebt Mr. X Laura und hat seinen Nebenbuhler Wengert beseitigt.«
    »Wo wäre dann das Motiv für den Mord an Darshan?«
    Entnervt wirft Manni den Filzstift auf den Tisch. »Stimmt, das ergibt keinen Sinn.«
    Judith Krieger tippt auf das Kreuz, das er gemalt hat, als sie wieder zu sprechen beginnt. »Das Schnellbachtal. Ich glaube nach wie vor, dass es kein Zufall ist, dass sich die Morde gerade dort ereignet haben. Man müsste sich im Inneren des Sonnenhofs umsehen. Laura, dieser rothaarige Vedanja, Heiner und Beate von Stetten – ich bin sicher, sie wissen viel mehr, als sie der Polizei jemals sagen werden. Und auch die Försterin verschweigt etwas.«
    Darauf also läuft es hinaus. Die Krieger will das, was sie begonnen hat, fortsetzen und er soll seinen Segen dazu geben. Manni merkt, wie sich alles in ihm dagegen sträubt. Kriminalhauptkommissarin Krieger sieht ihm direkt in die Augen, als sie weiterspricht.
    »Ein Deal, Manni, ein Deal. Lass mich zurück in den Sonnenhof gehen und versuchen, ob ich etwas herausfinden kann. Das hätte auch den Vorteil, dass du und der Neue euch auf all die anderen Fäden konzentrieren könntet.«
    »Super. Und wenn du was rausfindest, bin ich der Arsch.«
    »Quatsch! Wenn ich was rausfinde, sage ich dir sofort Bescheid und dann kannst du mit diesen Informationen den Fall lösen und die Lorbeeren dafür einheimsen. Finde ich nichts raus, hast du nichts verloren.«
    »Und Millstätt?«
    »Er muss es ja nicht erfahren. Vorerst ermitteln die Kollegen ja nicht im Sonnenhof, sondern am Tatort. Und wenn Millstätt doch von mir erfährt, übernehme ich natürlich die volle Verantwortung für mein eigenmächtiges Handeln. Das können wir gerne vorab schriftlich festhalten, falls du mir nicht vertraust.«
    Es kann nicht gut gehen. Schon als Manni eine halbe Stunde später seine Wohnungstür aufschließt, kann er nicht mehr begreifen, warum er sich trotzdem darauf

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