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Der Wald ist schweigen

Der Wald ist schweigen

Titel: Der Wald ist schweigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Mustermann
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vor dem Bauch.
    »Es lässt sich sicher überprüfen, wo sich Robert Walter seitdem aufgehalten hat.«
    »Der Wald hat Augen – das sagen die Afrikaner, aber ich habe das immer für Aberglauben gehalten.« Diana Westermann spricht leise, als rede sie mit sich selbst. »Waldgeister – was für ein Quatsch. Aber seit ich hier bin, bin ich nicht mehr so sicher. Irgendetwas da draußen starrt mich an. Zuerst habe ich versucht, das zu ignorieren. Es ging nicht.«
    »Ich vermute stark, dass dieses ›etwas‹ ein Jemand ist. Vielleicht tatsächlich dieser Rob oder jemand, den er geschickt hat. Vermutlich aber eher jemand aus dem Schnellbachtal. Wie sieht es mit Ihren Kollegen hier aus? Sie haben erwähnt, dass Sie hier nicht sonderlich beliebt sind. Und Sie haben anonyme Anrufe erhalten.«
    »Ronja«, die Försterin spricht einfach weiter, als hätte sie Judiths Frage gar nicht gehört, »Ronja schlägt einfach nicht an, egal wie sehr ich mich beobachtet fühle. Wenn es ein Mensch wäre, der mich beobachtet, dann müsste Ronja doch anschlagen. Und dann ihr Verschwinden. Das ist so unheimlich. Auf dem Hochsitz, wo ich sie an dem Morgen gefunden habe, steht plötzlich ›Ich krieg dich, du Schlampe.‹ Meinen Sie, dass diese Botschaft mir gilt?«
    »Ich glaube jedenfalls nicht, dass afrikanische Waldgeister solche Botschaften hinterlassen. Warum haben Sie bei unserem letzten Gespräch nichts davon gesagt?«
    »Ich hatte gehofft, es habe nichts mit mir zu tun.«
    »Und warum haben Sie Ihre Meinung geändert?«
    »Weil ich Angst habe. Bitte, Sie müssen mir helfen.«
    »Das versuche ich.« Judiths Gedanken überschlagen sich, ihr Füller kratzt auf dem Papier. Die Angst der Försterin wirkt echt. Aber ist es wahrscheinlich, dass jemand, der sie ermorden will, gleich zweimal das falsche Opfer trifft? Das wäre eine gewaltige, bösartige Perfidie des Schicksals, die jede auf Logik basierende Ermittlung völlig ad absurdum führen würde.
    »Da ist noch etwas, was ich Ihnen sagen muss.«
    »Ja?«
    »Damals, als Ihr Kollege meine Gewehre mitgenommen hat, habe ich ihm nicht alle Waffen ausgehändigt. Ich habe von meinem Vorgänger, Alfred Hesse, neben dem Inventar des Hauses noch eine alte Hahndoppelflinte übernommen. Er hat sie unter seinem Bett verwahrt, für alle Fälle. Ich habe das so belassen, aber das habe ich Ihrem Kollegen nicht gesagt.«
    »Eine Schrotflinte? Welches Kaliber?«
    »16.«
    »Ich muss diese Waffe jetzt natürlich mitnehmen.«
    Die Försterin setzt sich in ihren Schaukelstuhl, zieht die Beine hoch und umklammert sie. »Sie ist nicht mehr da. Am Freitagabend habe ich es bemerkt. Ich habe überall gesucht. Sie ist wirklich fort.«
    Die Tatwaffe, denkt Judith. Oder ist diese ganze Geschichte nur eine Erfindung von Diana Westermann, weil in Wirklichkeit sie die Täterin ist? Doch warum sollte sie dann die Aufmerksamkeit der Polizei auf eine Waffe lenken, die sie bislang aus den Ermittlungen herausgehalten hat? All das ergibt keinen Sinn. Judith versucht, sich den Ärger, der in ihr aufsteigt, nicht anmerken zu lassen. Wenn Diana Westermann schon früher ehrlich gewesen wäre, läge die Tatwaffe jetzt wahrscheinlich im Labor.
    »Wann haben Sie die Waffe das letzte Mal gesehen?«
    »Ich weiß nicht genau, vor ein paar Tagen.«
    »Aber definitiv nach dem Mord an Andreas Wengert?«
    Die Försterin nickt. »Ich glaube, jemand hat damit geschossen. Und Munition fehlt auch.«
    »Marke?«
    »Nichts Besonderes. Ich kann gern die Packung holen.« Die Patronen sind aus dunkelbrauner Pappe, Typ Rottweil Jagd, genau wie die Hülse, die die beiden Ks am Tatort gefunden haben. Judith schiebt die Packung in eine Plastiktüte und sieht der Försterin in die Augen. »Wer weiß von dieser Flinte außer Ihnen und Ihrem Vorgänger?«
    »Niemand.« Die Art, wie Diana Westermann erstarrt, straft sie Lügen, und diesmal ist Judith nicht gewillt, sie zu schonen. »Sie machen sich strafbar, wenn Sie jetzt nicht die Wahrheit sagen.«
    Die Försterin schlingt die Arme fester um ihre Knie. Der Schaukelstuhl quietscht leise.
    »Ich kann nicht.«
    »Doch, Sie können. Zwei Menschen sind vielleicht mit dieser Waffe erschossen worden. Und vielleicht ist das noch nicht das Ende.«
    »Aber es kann nicht sein …«
    »Wer?«
    Diana Westermann seufzt. »Laura.«
    »Laura Nungesser? Das Mädchen vom Sonnenhof? Sie weiß von der Flinte?«
    Endlich hört die Försterin mit dem mechanischen Gewippe auf und sieht Judith an. »Ja. Aber ich kann nicht

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