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Der Wald: Roman

Der Wald: Roman

Titel: Der Wald: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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ungefähr der einzige seiner Freunde, den Alice akzeptierte. »Mal abgesehen von seinen guten Manieren«, fuhr Alice fort, »würde er Julie und Benny nicht in ein Zelt stecken. Sie sind zu alt, um zusammen zu schlafen.« Dieses Argument hätte Flash beinahe überzeugt. Trotzdem zog er seine Wette nicht zurück. Vielleicht würden sie ja drei Zelte mitnehmen, für jedes Kind eines und …
    »Hier drüben?«, fragte Nick.
    Flash drehte sich um. Sein Sohn stand auf einer zwei Meter breiten Fläche zwischen zwei Fichten und hielt ein aufgerolltes Zelt in den Armen. »Ja, da ist es gut. Aber warte noch einen Moment, wir müssen erst den Boden säubern.«
    Gemeinsam fegten sie die Zweige und Pinienzapfen weg, die dort herumlagen. Dann rollten sie das rote Zelt aus und legten es flach hin. Sie steckten die Fiberglasstangen zusammen, schoben sie an den vier Ecken unter die Plane, führten die Spitzen am Boden und an der Decke in die entsprechenden Ösen und richteten das Zelt auf. In nicht einmal fünf Minuten waren sie fertig. Sie mussten nur noch die Abspannleinen befestigen.
    »Ich hol das Beil«, sagte Flash.
    Er ging zu seinem Rucksack. Scott, Karen und Benny waren fast mit dem Aufbau eines Zwei-Personen-Zeltes fertig, das seinem eigenen ähnelte. Julie hockte an der Feuerstelle und goss Benzin aus einer Aluminiumflasche in den Campingkocher.
    Flash durchwühlte seinen Rucksack. Sein Magen knurrte. Er versuchte, sich an den Essensplan zu erinnern, den er gemeinsam mit Scott aufgestellt hatte, aber ihm fiel nicht mehr ein, was sie für diesen Abend vorgesehen hatten. Wahrscheinlich eine der Eintopfkonserven. Mit Pudding als Dessert – entweder Schokolade oder Vanille. Er hoffte auf Vanille. Es gab nichts Besseres als Vanillepudding, besonders, wenn er nicht richtig durchgerührt war und sich noch kleine Klümpchen darin befanden.
    Als er mit dem Beil zurück zum Zelt ging, sah er, dass Nick ins Leere starrte. Nein, nicht ins Leere. Er starrte Julie an. Das Mädchen hielt den kleinen Kocher hoch und wedelte mit einem brennenden Streichholz darunter, um das Benzin anzuwärmen, damit es besser zündete.
    Wäre das nicht was, dachte Flash, wenn Nick und Julie zusammenkämen? Er fragte sich, ob Scott damit einverstanden wäre. Es gab keinen Grund, warum er dagegen sein sollte. Nick ist ein prima Junge, ein hochdekorierter Pfadfinder, ein guter Schüler und mein Sohn. Das Mädchen könnte es wirklich schlechter treffen.
    Und Nick auch. Viel schlechter. Soweit Flash wusste, war der Junge noch nie mit einem Mädchen verabredet gewesen, das auch nur halb so attraktiv war wie Julie.
    Sie schüttelte das Streichholz aus, drehte den Benzinhahn auf und runzelte die Stirn.
    »Ich kümmere mich um die Heringe, Nick. Geh mal rüber und sieh nach, ob Julie Hilfe mit dem Kocher braucht.«
    Sein Sohn zuckte die Achseln.
    »Geh schon. Vielleicht ist die Düse verstopft.«
    »Also … okay. Bin gleich wieder da.« Er ging zu ihr. Julie lächelte, als er sich näherte. »Funktioniert es nicht?«
    »Das Ding will einfach nicht so, wie ich will.«
    »Lass mal sehen.«
    Nur nicht schüchtern, mein Junge, dachte Flash und hob einen Hering auf.

8
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    Karen hockte am Bach, zitterte und klapperte mit den Zähnen. Erst vor ein paar Stunden hatte sie sich dort noch abgekühlt. Da hatte sich das Wasser auf ihrer heißen Haut wie Eis angefühlt. Jetzt, nachdem die Sonne untergegangen und ein frischer Wind aufgekommen war, kam ihr das Wasser fast warm vor.
    Außer Benny hatten bereits alle ihr Geschirr abgespült und waren ins Lager zurückgekehrt. Er stand am anderen Ufer und wedelte mit seinem Aluminiumteller durch die Luft, um ihn zu trocknen, während Karen den großen Topf ausschrubbte. Er war so schlau gewesen, eine Jacke anzuziehen, ehe er zum Bach ging. Karen trug noch immer ihre Shorts und die dünne Bluse. Die Bluse wärmte überhaupt nicht. Der Wind wehte hindurch, als hätte sie gar nichts am Leib.
    Benny setzte sich ihr gegenüber auf einen Stein. Er wischte den Teller an einem Bein seiner Jeans ab. »Ist dir nicht schrecklich kalt?«, fragte er.
    »Ich bin eine einzige Gänsehaut.«
    »Soll ich dir eine Jacke holen?«
    »Schon in Ordnung, ich bin fast fertig. Trotzdem danke.«
    »Seltsam, dass es so kalt wird.«
    »Das liegt an der Höhe, glaub ich. Tagsüber wird man gebraten und nachts tiefgefroren.«
    »Ja. Merkwürdig. Ganz anders als zu Hause.«
    »Das ist eine der tollen Sachen beim Camping«, sagte sie. »Man sehnt sich richtig

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