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Der Wald: Roman

Der Wald: Roman

Titel: Der Wald: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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Mädchen auf!« Er blieb über dem reglosen Körper stehen. »Oh Gott«, keuchte er.
    Julie erhob sich auf die Knie. Sie versuchte, den Reißverschluss zuzuziehen, aber ihre Hände zitterten zu stark, weshalb sie die Jacke mit den Armen zuhielt.
    Benny kam langsam näher, unsicher, die Hände ausgestreckt, als hätte er Mühe, die Balance zu halten.
    Scott stand auf. Er starrte einen Augenblick den leblos daliegenden Angreifer an, dann lief er zu Julie. »Bist du verletzt?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Er … er hat Karen was angetan.«

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    Scott ließ sich auf die Knie fallen. Karen lag reglos auf dem Schlafsack, die Arme und Beine gespreizt. Er legte ihr eine Hand unter den Brustkorb, spürte das Auf und Ab ihrer Atmung und begann zu weinen.
    »Karen?«, flüsterte er. Sie rührte sich nicht.
    In einem Wanderschuh neben ihrem Kopf fand Scott eine Taschenlampe. Er schaltete sie ein und leuch tete Karen ins Gesicht. Ihre Augenlider zitterten, öffneten sich aber nicht. Die linke Wange war geschwollen. An manchen Stellen war die Haut feucht. Zahnab drücke an den Wangen und um ihren Mund. Alles verschwamm vor Scotts Augen. Er schluchzte leise und wischte sich mit dem Handrücken die Tränen aus dem Gesicht.
    »Dad?« Julies Stimme. »Was ist mit ihr?«
    »Sie lebt.«
    »Kann ich reinkommen?«
    »Ja.«
    Julie kroch durch den Eingang und kniete sich neben ihn. »Ist sie ohnmächtig?«
    »Ja.« Er leuchtete an ihr herab.
    Julie stöhnte, als der Lichtstrahl die nassen, glänzenden Stellen und die unregelmäßigen Zahnabdrücke auf Karens Schultern und Brüsten erfasste. »Mein Gott«, murmelte sie.
    Die Finger des Eindringlings hatten Kratzer und rote Druckstellen auf ihrer Haut hinterlassen, aber Scott sah weder Blut noch Stichwunden.
    »Geht es allen gut?«, rief Benny vor dem Zelt.
    »Ja«, antwortete Scott. »Bleib draußen.«
    Die Abdrücke endeten an Karens Rippen. Scott stieß Julie an. Sie rutschte aus dem Weg, und er beugte sich über Karen und richtete die Lampe auf ihre Vagina. Dort waren weder Blut noch Sperma. Ihre Beine schienen unversehrt zu sein.
    »Dad?«, flüsterte Julie. »Er hat sie vergewaltigt.«
    Er nickte.
    »Meinst du, es wird ihr wieder gutgehen?«
    »Ich …« Seine Stimme brach. »Ich weiß nicht. Da.« Er reichte Julie die Taschenlampe. »Geh zu meinem Zelt. Hol ihr Sweatshirt. Es liegt in meinem Schlafsack.«
    Wortlos eilte sie aus dem Zelt.
    Scott entdeckte Karens Jogginghose zwischen ihren Schuhen und der Zeltwand. Sie war ordentlich zusammengefaltet.
    Mein Gott, sie muss hier nackt gelegen und auf mich gewartet haben. Wenn Benny bloß ein paar Minuten eher eingeschlafen wäre … wenn es nicht geregnet hätte … wenn ich nicht so verflucht besorgt um alle anderen gewesen wäre und einfach die ganze Zeit bei ihr geschlafen hätte …
    Scott strich über Karens ausgestrecktes Bein, schob eine Hand unter die Wade und hob sie an. Er stülpte die Jogginghose über ihren Fuß und steckte auch das andere Bein hinein. Als Julie zurückkam, hatte er Karen die Hose angezogen. Gemeinsam hoben sie sie in eine sitzende Haltung und stülpten ihr das Sweatshirt über den Kopf. Scott führte die schlaffen Arme in die Ärmel. Er legte sie sanft nieder und deckte sie mit dem Schlafsack zu.
    Julie kniete neben ihm und blickte auf das dunkle Bündel. Er legte einen Arm um sie. »Wie geht’s dir, Tiger?«
    »Einigermaßen.«
    »Großer Gott.«
    »Geht es dir gut?«
    »Ja.«
    »Du wirst erfrieren.«
    Scott bemerkte am Rande seines Bewusstseins, dass er nur seine Boxershorts trug. Er war nass und zitterte. »Es geht schon«, sagte er.
    »Ich glaube, der Mann ist tot.«
    »Ja. Es tut mir leid, dass es Nick war. Das hätte nicht sein müssen. Ich … es ist so schrecklich.«
    »Ich seh nach, wie es ihm geht. Wenn du mich nicht mehr brauchst.«
    Scott nickte.
    Julie entfernte sich. Sie brachte ihm ihren Schlafsack und legte ihn um seine Schultern. »Benny und ich – wir bleiben in dem anderen Zelt.« Sie gab ihm einen flüchtigen Kuss auf die Wange und ging.
    Benny packte Julies Arm, als sie sich vor dem Zelt aufrichtete. Er sah sie an, und der Regen pladderte auf seine Brillengläser. »Geht es ihr gut?«
    »Sie ist bewusstlos.«
    »Was hat er mit ihr gemacht?«
    »Er hat sie k. o. geschlagen.«
    »Ich weiß, aber …«
    »Warum gehst du nicht zurück ins Zelt? Du bist völlig durchnässt.«
    Sein Kinn begann zu zittern. »Ich muss wissen, wie es ihr geht!«
    »Sie kommt wieder auf die

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