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Der Wald Steht Schwarz Und Schweiget

Der Wald Steht Schwarz Und Schweiget

Titel: Der Wald Steht Schwarz Und Schweiget Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Tessendorf
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ich.«
    »Er sollte Anzeige erstatten.«
    »Ich werde es ihm ausrichten«, versprach Olga. »Gekommen aber bin ich, um mich nach dem Stand der Dinge zu erkundigen. Wie steht es um Hanna?«
    Olga lächelte ein wenig verlegen. Sie wusste natürlich, dass Kriminalhauptkommissar Kirschbaum ihr keine Auskunft über den Stand der Ermittlungen geben würde. Während der Fahrt hatte sie vergebens versucht, Ines zu erreichen, in der Hoffnung, dass sie etwas in Erfahrung gebracht hatte. Olga wollte keine Zeit mehr ungenutzt verstreichen lassen. Ihr wurde dieses Warten langsam unerträglich. Ob es klug war, ausgerechnet zu Kirschbaum zu gehen, oder nicht, war ihr egal. Sie musste etwas tun oder zumindest Klarheit gewinnen in dieser ganzen absurden Geschichte. Sie wurde einfach das Gefühl nicht los, dass die Sache noch längst nicht vorbei war.
    »Bisher ist Johanna von Nahmen die einzige Tatverdächtige.« Kirschbaum sah Olga eindringlich an, damit ihm auch nicht die geringste Gemütsregung entging.
    »Aber wo sind die Beweise?« Olga kam sich albern vor. Als ob er ihr das sagen würde! »Wenn Robert Hunter der einzige Zeuge ist, können Sie gleich wieder von vorn anfangen.«
    »Allen Menschen fällt es schwer zu akzeptieren, dass jemand aus ihrer Mitte ein Verbrechen begangen haben soll«, sagte Kirschbaum und neigte den Kopf zur Seite. »Und dann noch einen Mord   … das ist unvorstellbar! Ich kann Sie gut verstehen, ich würde Ihre Freundin gern wieder nach Hause schicken, glauben Sie mir. Aber in vielen Fällen bewahrheitet sich der schlimme Verdacht, nicht selten durch ein Geständnis.«
    Olga lachte verächtlich auf. »Darauf können Sie lange warten. Sie war es nicht, glauben Sie mir.« Olga spürte,dass sie besser gehen sollte, sie würde sich nur lächerlich machen. »Kann ich Hanna sehen oder mit ihr telefonieren?«
    »Das entscheidet der Untersuchungsrichter. Aber bei Tötungsdelikten   …«, er schüttelte langsam den Kopf, »besteht Verdunklungsgefahr. Tut mir leid.«
    Kirschbaum sah ehrlich mitfühlend aus. Olga erhob sich. Sie war niedergeschlagen und wütend darüber, dass sie Hanna nicht helfen konnte.
    Als Olga wieder vor dem Polizeipräsidium stand, war ihr fast schlecht. Etwas lief hier gänzlich falsch. Kirschbaum gab ihr keinerlei Auskunft, und nach allem, was sie von Ines gehört hatte, belasteten die Beweise Hanna zu Recht. Aus Sicht der Polizei.
    Olga ahnte, dass irgendetwas ganz anders war. Irgendetwas, das bisher alle übersehen hatten. Die nächtlichen Ereignisse hatten sie nur in dieser Ahnung bestärkt. Sie selbst war doch auch in der Nähe des Tatorts gewesen. Warum wurde sie nicht verdächtigt? Olga ahnte auch, dass sie mit niemandem über die Sache reden durfte. Vielleicht würde sie Ines einweihen. Benno aber mussten sie außen vor lassen.
    »Juli, Juli, was hast du da losgetreten?«, sagte sie leise, als sie auf dem Weg zur Schwebebahn war. »Wer hat dich nur so gehasst? Ich verstehe das nicht.«
    In der Innenstadt stieg Olga aus, sie wollte Benno im Museum besuchen. Am Telefon hatte er gesagt, er sei den ganzen Tag dort. Die Arbeit habe ihn fest im Griff. Olga verstand sofort, was er meinte, als sie ihn mitten im Foyer stehen sah, umringt von Reportern. Alle wollten vom Kurator des Museums, der auch für die Presse zuständig war, Informationen zur William-Turner-Ausstellung, die am Wochenende eröffnet werden sollte.
    Als er Olga entdeckte, sah er übertrieben gequält zu ihr herüber, doch Olga wusste, dass er sich auch tatsächlich so fühlte. Mit einem kleinen Kopfnicken bedeutete er ihr, sich ins Café zu setzen, bis er fertig war. Olga konnte sogar aus der Ferne erkennen, dass er nicht rasiert und völlig übermüdet war.
    »Ich habe eine interessante Beobachtung gemacht«, sagte Benno, als er eine halbe Stunde später ins Museumscafé kam und sich schwer in einen der metallenen Lehnstühle fallen ließ. Er sah aus, als hätte er am liebsten die Füße auf den Tisch gelegt. Unauffällig reckte er sich und bestellte einen doppelten Espresso sowie ein großes Stück Obstkuchen.
    »Ich sag dir, Robert   …«, er beugte sich verschwörerisch zu Olga herüber, »…   ist genau das, was alle ahnen.«
    »Ja, ein Ekel! Tolle Erkenntnis, Benno!«
    »Er führt irgendwas im Schilde. Und er klaut nicht nur Backsteine für seine Doppelgarage. Nachts, wenn die braven Bürger vor dem Fernseher sitzen, wird der aktiv. Flattert in seinem Steinbruch herum wie eine Fledermaus.«
    »Hast du dich

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