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Der Wald wirft schwarze Schatten

Der Wald wirft schwarze Schatten

Titel: Der Wald wirft schwarze Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kari F. Braenne
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aus orangefarbenem Plastik und einen Hocker, auf dem eine Waschschüssel und eine Kanne stehen. Alles ist von einer grauschwarzen Dreckschicht bedeckt. An der Wand hängt ein gesprungener Spiegel mit einer kleinen Ablage, auf der eine Tube Solidox-Zahncreme im Retro-Look liegt, daneben drei Zahnbürsten, schwarz von Staub und Dreck, eine Handseife und eine Haarbürste. Er greift nach der Haarbürste und sieht, dass noch Haare daran sind. Lang. Blond. Alt. Schnell legt er sie wieder hin, geht rückwärts aus der Tür und schließt sie fest hinter sich. Geht zurück vors Haus. In der Senke an der Vorderseite findet er einen Haufen halb überwachsenes Gerümpel, ein paar durchgerostete Farbeimer und die fast nicht mehr erkennbaren Gestelle von Campingstühlen.
    Wieder diese Unruhe. Er hat schweißnasse Hände. Sein Herz schlägt schneller als üblich. Jemand könnte kommen. Irgendjemand. Könnte kommen und ihn mitnehmen. Sie beide mitnehmen. Die Dunkelheit kann sie umfangen. Der Finsterling. Unsinn. Es gibt nichts zu fürchten. Hier ist niemand. Es ist einfach nur still. Der große stille Wald. Beinahe ein Idyll. Die einzige Gefahr könnte vielleicht der Bär sein, aber der ist aller Wahrscheinlichkeit nach pappsatt. Er ist einfach nur müde. Das ist das Problem. Müde, weil er zu wenig geschlafen hat. Und außerdem ist er ja auch noch zwei, drei Stunden Auto gefahren, bevor sie den langen Marsch durch den Wald gemacht haben. Vielleicht ist er auch nicht ganz in Ordnung. Vielleicht brütet er etwas aus, eine Erkältung.
    Er schaut zum Himmel und entdeckt, dass die Sonne unbemerkt untergegangen ist. Sie können nicht länger warten, sie müssen jetzt ihre Sachen zusammenpacken und sich auf den Rückweg machen.
    Lukas kommt auf ihn zugelaufen.
    «Guck mal, Papa!», ruft er und streckt ihm einen Fuß entgegen. Er hat die kleinen Gummistiefel aus dem winzigen Kinderzimmer angezogen.
    «Sie sind nur ein ganz bisschen zu eng!»
    «So, so. Aber jetzt musst du wieder deine eigenen Schuhe anziehen. Wir müssen aufbrechen, weißt du?»
    «Was ist denn das da?», fragt Lukas.
    Ein paar Schritte entfernt, gut verborgen hinter Wacholder und Heidekraut, sind eine Betonkante und ein Deckel aus grauen Planken zu erkennen.
    «Vielleicht ein Brunnen?»
    «Ich hab ihn zuerst entdeckt! Sollen wir ihn aufmachen?», fragt Lukas.
    «Nein», sagt Robert. Wieder spürt er dieses Unbehagen. Mit ihm stimmt wirklich etwas nicht.
    Lukas packt den Deckel, zerrt daran. «Der ist aber schwer! Hilf mir mal, Papa.»
    «Wir lassen das lieber, Lukas.»
    «Aber ich will wissen, was drinnen ist.»
    «Nein», sagt Robert und schiebt den Jungen weg.
    Lukas fällt rückwärts. «Mann, Papa!»
    «Entschuldige, Lukas. Das war keine Absicht. Aber solche alten Brunnen können ganz schön gefährlich sein. Wo hast du denn deine Schuhe gelassen?»
    «Drinnen.»
    «Setz dich hierhin», sagt er und zeigt auf einen alten Baumstamm. «Zieh die Gummistiefel aus, ich hole deine Schuhe.»
    «Ich kriege sie nicht aus.»
    «Sind sie so eng?»
    Robert setzt sich neben Lukas und zerrt an den Stiefeln, bis er sie ihm schließlich ausgezogen hat.
    «Ich hab keine Lust, zurückzugehen», mault Lukas. «Ich schaffe das überhaupt nicht durch den ganzen Wald.»
    «Tut mir leid, mein Schatz, aber du musst.»
    Er geht hinauf zur Hütte, packt schnell ihre Sachen zusammen und geht in das Kinderzimmer, um die Schuhe zu holen. Die Micky-Maus-Hefte liegen auf dem Bett verstreut, dazwischen der kleine grüne Anorak. Robert wird es plötzlich schwindelig. Er kneift die Augen zusammen, stützt sich gegen die Wand.
    Lukas kommt herein.
    «Papa? Was ist denn, Papa? Wieso stehst du so da? Findest du die Schuhe nicht?»
    «Die Schuhe.»
    «Ich hab sie nämlich versteckt, Papa.»
    «Dann hol sie.»
    Lukas kriecht unter das Bett. «Hier sind sie! Ui, da ist auch noch was anderes!»
    Der Junge rollt eine Flasche unter dem Bett hervor. Robert hebt sie auf. Kyrillische Buchstaben auf einem schimmeligen Etikett. Russischer Wodka. Ungeöffnet. Voll. Genau so voll, wie er wäre, wenn er die Flasche austrinken würde. Was er natürlich nicht tun wird. Er schraubt den Verschluss auf, es knackt. Er hält die Öffnung unter die Nase, schnüffelt und probiert einen winzigen Schluck. Nicht übel. Das ist wohl das Einzige an diesem verflixten Ort, was noch gut erhalten ist. Er schraubt die Flasche wieder zu und stellt sie auf den Boden. Lukas ist wieder unter das Bett gekrochen.
    «Komm, Lukas. Wir gehen

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