Der Wald wirft schwarze Schatten
Jacke wieder an.
Wald zu beiden Seiten. Dunkel und dicht. Die Straße ist schmaler geworden, statt vier Spuren nur noch zwei. Bald wird sie noch enger. Die Fichten werden näher kommen, die Kiefern werden sich über die Straße beugen, bis sie ganz nah sind und ihre Zweige gegen die Karosserie schlagen. Dann ist der Weg zu Ende. Dann beginnt der Pfad. In einen Wald, der um einen Punkt da drinnen dicht herumgewachsen ist. Um einen bestimmten Punkt.
Es ist jetzt vollkommen dunkel, aber er wird die Stelle trotzdem finden. Selbst blind würde er die Hütte finden. So viele Male, wie er den Pfad gegangen ist, seit er dieses Land verlassen hat.
Als sie ein paar Jahre in Ammerud gewohnt hatten, wurde ihm klar, was zu tun war. Sie würden die Stadt für immer verlassen und in den Wald ziehen. Die Hütte ausbauen. Sie isolieren und winterfest machen. Den Schornstein ausbessern, Holz fällen. Sie würden eine Art Pionierleben führen, in vollkommener Einheit mit der Natur. Die Lebenshaltungskosten würden niedrig sein. Keine Miete, kein Kredit. Ihr Verbrauch war ja bereits gering, sie wussten, wie man sparte. Die Ausbauarbeiten konnte er selbst machen. Verwenden, was der Wald hergab. Sie mussten natürlich auch auf fertige Materialien zurückgreifen. Aber er hatte einige Ersparnisse, damit würden sie durch den ersten Winter kommen.
Nach einer Weile würden sie selbstverständlich Geld verdienen müssen. Aber er bekam sicher einen Job im Sägewerk unten im Tal, das der jüngste Bruder seiner Mutter immer noch bewirtschaftete. Nicht, dass er sich bei seinen Verwandten anbiedern wollte, im Gegenteil. Er würde ihnen zunächst nicht sagen, dass sie dort wohnten. Sie würden es niemandem erzählen, sondern für sich bleiben. Denn das war das Entscheidende: dass sie ihre Ruhe hatten. Nur sie drei draußen im Wald. Keiner, der stören konnte.
Linker Hand wird der Mjøsa-See sichtbar. Düster, schwarz und einsam. Er blickt auf die Lichtkegel, die die Autoscheinwerfer auf die Straße vor ihm werfen, und sieht, wie der Asphalt ihm entgegenkommt, unter ihm verschwindet, in rasenden Streifen aus Licht und Dunkelheit. Sieht aus wie ein Fluss, denkt er. Ein reißender Fluss. Als würde er gegen den Strom schwimmen.
Er fährt ein bisschen zu schnell, er merkt es in den Kurven. Dabei hat er es nicht eilig, ihm ist ja niemand auf den Fersen. Er friert immer noch. Ihm ist, als würde jemand neben ihm sitzen. Er schaut zum Beifahrersitz. Leer, natürlich. Er wirft im Spiegel einen Blick zur Rückbank, dreht sich nach hinten, um sich zu vergewissern. Der Wagen zieht nach links, und Wilhelm wird von den starken Frontscheinwerfern eines Fernlasters geblendet, der ohrenbetäubend hupt. Er reißt das Steuer herum und bringt sich gerade noch in Sicherheit. Hält an, macht zitternd den Motor aus. Er legt den Kopf aufs Steuer und schließt die Augen. Es ist ganz still, bis auf den Puls, der in seinem Hals hämmert.
Er biegt ab unter das leuchtende Dach einer Tankstelle. Füllt Benzin in den Tank und den Kanister, geht hinein, nickt dem Jungen hinter der Kasse zu. Holt sich eine Cola, lässt sich Zigaretten und Streichhölzer geben, bezahlt. Als er wieder hinter dem Steuer sitzt, stürzt er die Cola hinunter, reißt die Packung Marlboro auf und steckt sich eine Zigarette zwischen die Lippen. Er fummelt ein Streichholz aus der Schachtel, rollt es zwischen den Fingern.
Dass sie sie hierzulande immer noch aus Holz machen. Wie viele Streichhölzer ergibt eine Fichte? Eine Million? Zwei? So viele, wie dieses eine kleine Streichholz an Bäumen niederbrennen könnte, unter den richtigen Bedingungen. Er startet den Motor, rollt von der Tankstelle. Zündet die Zigarette an. Hebt wie üblich reflexartig die Hand, fasst sich an den Gürtel. Doch, er ist abgesichert, wie immer. Sie ist da, wo sie sein soll. Der Wald steht jetzt dichter.
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Luke sitzt in seinem kleinen Raumschiff, dem Speedracer. Wolf und ihn umgibt nur eine Kapsel. Sie sausen durch die Nacht. Um sie herum ist das Universum, die bodenlose Finsternis. Aber Luke hat ein Laserlicht, damit kann er die Sterne anleuchten, nach schwarzen Löchern Ausschau halten und Meteoriten ausweichen, die ihnen entgegenkommen. Es ist natürlich trotzdem gefährlich, denn durch das Licht sind sie vom Todesstern aus, wo der Fürst der Finsternis, Darth Vader und die Sturmtruppen wohnen, leichter zu entdecken. Sie können den Lichtstrahl durch ihr Fernglas sehen und die
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