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Der Waldläufer

Titel: Der Waldläufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriel Ferry
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war bleich wie der Tod. Die Kugel, die ihm der Kanadier aufs Geratewohl hin nachschickte, hatte Cuchillos Schädel so nahe gestreift, daß sie ihn aus dem Sattel warf. Nun hätte ihn Bois-Rosé ohne Zweifel wie ein giftiges Gewürm mit dem Fuß zertreten, wenn sein Pferd nicht so wunderbar dressiert gewesen wäre. Als das edle Tier nämlich sah, daß sein Herr sich nicht bis zu ihm erheben konnte, bückte es sich vor Cuchillo nieder, der nun die Mähne ergriff und sich in den Sattel schwang. Als das Pferd fühlte, daß er fest in die Bügel gestiegen war, galoppierte es schnell genug vorwärts, um seinen Reiter dem Messer Bois-Rosés, der in großen Sätzen herbeikam, zu entreißen.
    Das war aber nicht die einzige Gefahr, in der der Bandit schwebte. Als er mit seinen beiden Mitschuldigen Oroche und Baraja zusammengetroffen war und alle drei sich mit Don Estévan und Diaz, die sie am bezeichneten Ort erwarteten, wieder vereinigt hatten, brauchte der Spanier Cuchillo nicht zu fragen, um zu erfahren, daß Fabian noch einmal seinem Haß entgangen war. An der niedergeschlagenen Miene der beiden Taugenichtse, an der Blässe des Banditen, der noch betäubt im Sattel wankte, hatte Don Estévan alles erraten.
    In seiner Erwartung betrogen, fühlte der Spanier in seinem Herzen zuerst eine dumpfe Wut kochen, die aber bald zum Ausbruch kam. Er spornte sein Pferd gegen Cuchillo und schrie mit donnernder Stimme: »Feiger, ungeschickter Hund!« Und in seiner blinden Wut bedachte er gar nicht, daß Cuchillo allein die geheimnisvolle Lage des Val d'Or kannte, und zog eine Pistole aus den Halftern.
    Glücklicherweise für den Banditen warf sich Pedro Diaz rasch zwischen ihn und Don Estévan, dessen Wut sich nach und nach besänftigte.
    »Was sind es für Männer, die bei ihm sind? Wer sind sie?« fragte der Spanier.
    »Die beiden Jaguartöter«, antwortete Baraja.
    Eine kurze Beratung fand in einiger Entfernung und mit leiser Stimme zwischen Don Estévan und Pedro Diaz statt; sie endete mit folgenden Worten, die alle vernehmen konnten: »Wir wollen die Brücke über den Salto de Agua zerstören«, sagte der letztere; »und es müßte nicht mit rechten Dingen zugehen, wenn sie uns vor Tubac einholten!«
    Die Reiter galoppierten vorwärts. –
    Fabian hatte tags vorher Don Estévan zu Cuchillo sagen hören, daß er nur einige Stunden vor seiner Abreise nach dem Presidio in der Hacienda verweilen würde. Die letzten Ereignisse, die am vorigen Abend bei Don Agustin stattgefunden hatten, mußten diese Abreise noch beschleunigt haben. Es war also keine Zeit zu verlieren. Pepes Pferd wurde jetzt ein kostbares Hilfsmittel, um darauf den Flüchtigen zu folgen und ihnen nötigenfalls den Weg abzuschneiden; es blieb nur noch übrig zu bestimmen, wer es besteigen sollte, um ein so gefährliches Unternehmen zu wagen, wie das war, sich allein der Flucht von fünf bewaffneten Reitern zu widersetzen.
    »Das bin ich!« sagte Fabian. Mit diesen Worten sprang er auf das Pferd los, das erschrocken zurückfuhr; er ergriff den Halfter, mit dem es festgebunden war, und warf ihm sein Taschentuch über die Augen. An allen Gliedern zitternd, blieb das Pferd unbeweglich stehen. Fabian holte Pepes Sattel, schnallte ihn wie ein Mann fest, der an solche Arbeit gewohnt ist, schlang dann den Lasso so fest um die Nase, daß er zugleich Zügel und Kappzaum bildete, und wollte eben, ohne das Taschentuch, das wie eine Kappe über den Augen lag, wegzunehmen, in den Sattel springen, als Pepe auf ein Zeichen Bois-Rosés sich rasch ins Mittel legte.
    »Sachte, sachte! Wenn irgend jemand das Recht hat, dieses Pferd zu besteigen, so bin ich es; mir gehört es nach dem Recht der Eroberung!«
    »Aber seht Ihr denn nicht«, erwiderte Fabian ungeduldig, »daß diesem Pferd das Zeichen des Eigentümers noch nicht aufgebrannt ist? Das heißt, es ist noch niemals geritten worden; und wenn Ihr etwas auf Eure gesunden Gliedmaßen haltet, so werdet Ihr es nicht versuchen!«
    »Das muß meiner Entscheidung überlassen bleiben«, antwortete Pepe, der nun vorwärts trat, um den Fuß in den Steigbügel zu setzen.
    Aber das Pferd hatte kaum, obgleich die Augen verhüllt waren, gespürt, daß eine Hand sich fest auf den Sattelknopf stützte und ein Fuß fest in den Bügel trat, als ein wütender Seitensprung und einige plötzliche Sätze vorwärts den gewesenen Grenzjäger ganz betäubt zehn Schritt weit wegschleuderten.
    Pepe hatte seinen zornigen Lieblingsschwur noch nicht ganz

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