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Der Waldläufer

Titel: Der Waldläufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriel Ferry
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überwunden. Die unablässige Wachsamkeit der Indianer war dank desselben Diaz, des energischen Werkzeugs des Herzogs von Armada, der sich seinem Willen gebeugt hatte, getäuscht worden. Ein unermeßlicher Schatz in jungfräulicher Reinheit, noch unberührt seit dem Anfang der Welt, wartete nur auf die Hände, die ihn begierig aufwühlen sollten.
    »Seht«, sagte der Spanier zu Pedro Diaz, »aus jenem Nebel dort unten werden die Anfänge eines neuen Königreichs entstehen, und unser Name gehört nun der Geschichte an. Jetzt habe ich nur noch eine Furcht: nämlich die vor irgendeinem Verrat Cuchillos; und Ihr werdet sie mit mir teilen, wenn Ihr wißt, daß er es ist, der mir das Geheimnis, das jene Berge verhüllen, verkauft hat.«
    Diaz blickte mit nachdenklicher Miene auf die unermeßliche Ebene, die sich vor ihren Füßen ausdehnte. Er
    121 schien einen noch unerkennbaren Punkt in der Ferne zu betrachten. »Ach«, machte er, »ich sehe einen Reiter, der im Galopp herbeikommt; es ist Gayferos oder Cuchillo.«
    »Wollte Gott, es wäre der letztere«, sagte Arechiza, indem er mit dem Auge dem sich nähernden Reiter folgte. »Er ist ein Schelm, den ich lieber im Bereich meiner Hand als fern aus meinen Augen habe.«
    »Ich glaube seinen Schimmel zu erkennen«, antwortete der Mexikaner.
    Nach Verlauf einer Minute erkannten sie wirklich beim Mondschein in dem Reiter, der mit verhängten Zügeln heransprengte, Cuchillo.
    »Zu den Waffen! Zu den Waffen!« schrie Cuchillo. »Die Indianer sind da!« Und noch während er dieses Alarmzeichen gab, stürzte er mit seinem Pferd durch die Öffnung, die von den Schildwachen eben in die Verschanzung gemacht worden war.
    »Cuchillo – die Indianer! Zwei Namen von böser Vorbedeutung«, sagte der Herzog von Armada.

30 Der Angriff auf das Lager
    Bei dem Ruf Cuchillos, der im ganzen Lager widerhallte, wechselten der Spanier und Pedro Diaz einen Blick des Einverständnisses miteinander, als ob derselbe Gedanke in ihrer Seele aufgestiegen wäre. »Es ist sonderbar, daß die Indianer unsere Spuren wiedergefunden haben«, sagte Don Estévan.
    »Sonderbar, in der Tat«, erwiderte Diaz.
    In einem Augenblick war das Lager auf den Füßen. Eine kurze Zeit herrschte überall Verwirrung. Ein allgemeiner Schauder durchlief diese unerschrockenen Männer, die doch an ähnliche Verwirrungen gewöhnt waren und sich schon mehr als einmal mit ihren unversöhnlichen Feinden gemessen hatten. Die Gewehrpyramiden wurden auseinandergenommen, und jeder bewaffnete sich in aller Eile.
    Die Reittiere zitterten gerade, wie Benito darauf aufmerksam gemacht hatte, bei der Witterung der Indianer und rissen an ihren Halftern wie bei der Annäherung eines Pumas oder des Jaguars – einen solch erschreckenden Eindruck machen diese Söhne der Steppe auf sie. Aber die durch den Alarmruf Cuchillos entstandene Unruhe legte sich bald, und jeder stand der Ordnung nach auf seinem Posten, den der Chef schon im voraus für den Fall eines Angriffs bestimmt hatte. Die ersten, die Cuchillo befragten, waren der alte Hirt und Baraja, der zum erstenmal einen solchen Zug mitmachte und den wir von den Erzählungen und düsteren Voraussagungen seines Gefährten unangenehm berührt gesehen haben.
    »Vorausgesetzt, Ihr habt die Indianer nicht auf unsere Spur gelockt«, sagte der alte Vaquero und warf dem Banditen einen argwöhnischen Blick zu, »weiß ich nicht, wie diese sie haben entdecken können.«
    »Ich habe sie in der Tat herbeigezogen!« sagte Cuchillo unverschämt, indem er vom Pferd stieg. »Ich möchte Euch durch hundert solcher Dämonen verfolgt gesehen haben, um zu wissen, ob Ihr nicht wie ich nach dem Lager galoppiert wärt, um Schutz darin zu suchen.«
    »In so einem Fall«, erwiderte Benito ernst, »darf ein Mann, um seine Gefährten zu retten, nicht fliehen; er läßt sich eher skalpieren, als daß er sie verrät. Ich würde so gehandelt haben – ich!« fügte er hinzu.
    »Ein jeder nach seinem Geschmack«, sagte Cuchillo; »aber ich habe nur dem Chef und nicht seinen Dienern Rechenschaft zu geben.«
    »Ja«, murmelte der alte Diener, »es geschieht, was geschehen muß; ein Feigling oder ein Verräter kann nur Feigheit oder Verräterei zeigen.«
    »Sind der Apachen viele?« fragte Baraja seinen ehemaligen Freund, denn seit ihrem Streit in der Hacienda waren ihre Beziehungen etwas abgekühlt.
    »Ich habe nicht Zeit gehabt, sie zu zählen«, erwiderte Cuchillo. »Alles, was ich sagen kann, ist, daß sie ganz nahe sein

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