Der Waldläufer
seit dem Beginn des Zuges durch die Steppe, daß der Apachenhäuptling sich Stirn gegen Stirn den Weißen gegenüber befand. Sein Name war ihnen bekannt.
»Hierher, Diaz!« rief Baraja. »Hier ist die Pantherkatze!«
Bei Diaz' Namen, dessen Ruf bis zu ihm gedrungen war, suchte der indianische Häuptling mit dem Blick denjenigen, der ihn trug. Die Augen des indianischen Kriegers schienen Flammen zu sprühen, und er zog die Lanze zurück, um Diaz zu durchbohren, der auf den Ruf Barajas herbeigeeilt war. Da durchschnitt Oroches Messer die Hacken seines Pferdes. Der Indianer stürzte durch den Fall seines Tieres auf die Erde und ließ die Lanze fallen, die er in der Hand hielt. Diaz ergriff sie, und während der Apache sich auf ein Knie erhob und ein kurzes Schwert entblößte, drang die Spitze der seiner Hand entschlüpften Waffe in seine nackte Brust.
Der Indianer war tödlich getroffen, aber kein Schrei kam über seine Lippen, seine Augen verloren nichts von ihrem drohenden Ausdruck; ein einziger Wunsch nur malte sich auf seinen schon entstellten Zügen. »Die Pantherkatze hat hartes Leben«, sagte er.
Und mit einer Hand, der der nahe Tod noch nichts von ihrer Kraft geraubt hatte, ergriff der indianische Häuptling entschlossen den Schaft der Lanze, die immer noch von Diaz festgehalten wurde. Ein letzter Kampf begann. Bei jeder Anstrengung des Apachen, seinen Feind an sich zu ziehen und ihn mit einer tödlichen Umarmung zu vernichten, drang das Eisen der Waffe auf seinem blutigen Weg immer weiter vor. Aber bald verließen ihn die Kräfte; die Lanze wurde heftig aus seinem Körper herausgerissen und blieb ganz rot von Blut in Diaz' Händen; der Indianer brach zusammen, warf noch einen herausfordernden Blick auf seinen Feind und rührte sich nicht mehr.
Nachdem ihr Häuptling von den Händen Pedro Diaz' gefallen war, teilten die übrigen Apachen bald dasselbe Los, während ihre Gefährten vergeblich versuchten, die Linie der zusammengeketteten Wagen zum zweitenmal zu durchbrechen. Opfer ihres tollkühnen Mutes, waren die Krieger wie ihr Chef gefallen, ohne nur daran zu denken, um Gnade zu bitten, die sie selbst niemals gewähren. Sie waren gefallen, wie sie fallen mußten: das Antlitz dem Feind zugekehrt und von den Leichen derer umgeben, die ihnen auf der großen Reise nach dem Land der großen Geister vorangegangen waren.
Von den Wilden, die sich im Lager befanden, war nur ein einziger aufrecht im Sattel geblieben. Eine Minute lang blickte er mit glühenden Augen um sich wie ein Tiger, der von den Jägern eingeschlossen ist. Weit davon entfernt jedoch, seine Gegenwart den Feinden zu verbergen, stieß der Indianer abermals sein Kriegsgeschrei aus; aber dieser Ruf verklang in dem wilden Geheul, das außerhalb das Echo der Ebenen weckte. Da benützte der Apache einen Augenblick der Verwirrung, wo die Abenteurer von außen angegriffen wurden und die offene Bresche in der Verschanzung fast freiließen; er setzte mit seinem Pferd hinüber und befand sich bei den Seinigen.
Pedro Diaz hatte vielleicht allein im ganzen Lager den Indianer bemerkt, der dem Verderben seiner Gefährten entronnen war und die Verschanzung übersprungen hatte. Das war eine Beute, die er bedauerte, und der unversöhnliche Feind der Indianer war gewohnt, sich nicht in fruchtlosem Bedauern zu verzehren. Der Abenteurer hatte schnell das Schlachtroß bestiegen, das er der Freigebigkeit Don Agustin Penas verdankte. An seiner linken Hand an der Degenquaste hing eine lange, breite Toledoklinge mit der stolzen spanischen Inschrift:
No la saques sin razon,
No la embaines sin honor.
Entblöße sie nicht ohne Grund,
Stecke sie nicht ein ohne Ehre.
Die Klinge war rot von Blut. Um nicht vom Glanz des Feuers geblendet zu werden, hatte er mit seiner rechten Hand einen Schirm vor die Augen gemacht und warf nun einen forschenden Blick in die ferne Dunkelheit. Plötzlich bemerkte er am äußersten Ende des Lichtkreises einen indianischen Reiter. Das war der Mann, den Diaz suchte. Der Indianer ließ ungestüm sein Pferd tausend verschiedene Schwenkungen machen und stieß ein herausforderndes Geschrei aus. Der Abenteurer dachte an das Wort des Hacenderos wegen des Pferdes, das er ihm geschenkt hatte: »Der Indianer, den Ihr verfolgen werdet, müßte auf den Flügeln des Windes reiten, wenn Ihr ihn nicht erreicht, so groß auch der Vorsprung sein mag, den er vor Euch hat«; und er beschloß, eine Probe zu machen.
Das edle Tier setzte, vom Sporn getrieben, über
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