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Der Waldläufer

Titel: Der Waldläufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriel Ferry
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einen seiner glühenden Wünsche zu verwirklichen, was auch die Folge davon sein mochte; nämlich den Wunsch, sein vielgeliebtes Kind zu bereichern, mit Fabians künftigem Vermögen noch unermeßliche Schätze zu vereinigen. Er schien in seiner glühenden Hingebung zu vergessen, daß die Eroberung des Val d'Or eine Schranke mehr zwischen Fabian und ihm errichten würde.
    Auch Pepe war glücklich auf diesem Marsch. Er stand bereit, so viel in seinen Kräften lag, das Böse, das er gegen seinen Willen der Familie der Mediana zugefügt hatte, wiedergutzumachen. Sein Gewissen war erleichtert, sein Schritt elastisch.
    Nur Fabian schien von diesem Einfluß des Glücks nichts zu empfinden, und nach einer Viertelstunde bewog er seine Begleiter unter dem Vorwand, daß er sich ein wenig ausruhen müsse, zum Anhalten. Alle drei setzten sich auf einem kleinen Hügel nieder, von dessen Höhe sie die öde Landschaft ringsum überblicken konnten.
    »Nun, Don Fabian«, sagte Pepe im Ton lustigen Vorwurfs und zeigte mit dem Finger auf die noch undeutliche Masse der »Nebelberge«, »sollten Eure Füße nicht neue Kraft durch die Nähe dieser so goldreichen Gegenden erhalten?«
    »Nein«, antwortete Fabian; »ich werde vor Sonnenaufgang nicht einen Schritt mehr nach dieser Seite hin tun.«
    »Ach«, unterbrach ihn der Kanadier ungestüm, womit er zugleich auf eine Gebärde des Erstaunens von seiten Pepes und auf seine eigene Überraschung antwortete, »das ist etwas ganz Neues! Und warum das, wenn ich fragen darf?«
    »Warum? Weil hier eine verfluchte Stelle ist; eine Stelle, wo derjenige, den ich vor dir, Bois-Rosé, wie einen Vater liebte, ermordet wurde; weil tausend Gefahren euch hier umgeben und ich euch diesen nur schon zu sehr dadurch ausgesetzt habe, daß ihr meine Sache als die eure betrachtet.«
    »Welches sind denn diese Gefahren, denen wir drei nicht trotzen könnten? Sollten sie etwa größer sein als diejenige, der wir eben entgangen sind? Und wenn wir nun Lust haben, Pepe und ich, sie für dich auf uns zu nehmen?« antwortete der Kanadier.
    »Die Gefahren sind jeglicher Art«, erwiderte Fabian; »warum sollte ich mich noch länger täuschen? Beweist nicht alles auf dem geraden Marsch, den die Expedition eingeschlagen hat, daß Don Antonio von Mediana ebenso wie ich das Dasein des Val d'Or kennt? Der Führer, der die Expedition leitet, ist seiner Sache gewiß, das weiß ich heute bestimmt.«
    »Nun«, fragte Bois-Rosé, »was folgerst du denn aus alledem?«
    »Daß drei Männer«, antwortete Fabian, »nicht gegen sechzig kämpfen können!«
    »Höre, mein Kind«, erwiderte der Kanadier etwas ungeduldig, »du hättest, ehe du uns zu dieser Unternehmung bewogst, nachdenken sollen; heute ist es zu spät dazu. Und warum denkst du nicht mehr so wie gestern?«
    »Weil mich gestern die Leidenschaft noch irreführte: weil die Überlegung an die Stelle des Ungestüms, das mich mit fortriß, getreten ist; kurz, weil ich nicht mehr hoffe ... was ich gestern noch hoffte.« Die entgegengesetzten Leidenschaften, die im Herzen Fabians stürmten, ließen ihn dem Kanadier die verschiedenen Strömungen seines Willens nicht näher erklären.
    »Fabian«, sagte der Kanadier feierlich, »du hast eine heilige, schreckliche Pflicht zu erfüllen, und diese Pflicht läßt nicht mit sich handeln! Wer sagt dir ferner, daß die von Don Antonio befehligte Expedition in derselben Richtung wie wir marschiert? Aber täte sie es auch – um so besser; der Mörder deiner Mutter wird dann in unsere Hände fallen.«
    »Der Führer, der den Auftrag hat, den Goldsuchern den Weg zu zeigen«, erwiderte Fabian, der infolge seiner edlen Aufopferung Bois-Rosé seine wirklichen Gefühle zu verheimlichen suchte, »kann niemand anders sein als dieser Schelm von Cachillo. Habe ich euch nicht die Spur seines Pferdes gezeigt, die oft von der seiner Gefährten getrennt war? Es muß ihm also, wenn ich mich nicht täusche, das Tal, wo sich der Goldsand befindet, bekannt sein; in jedem Fall müssen wir, so schwer es auch deiner Ungeduld werden mag, warten, bis die Sonne wieder aufgeht, ehe wir uns blindlings in eine Gegend stürzen, die wir nicht kennen und wo goldgierige Abenteurer ebenso furchtbare Feinde für uns sein können wie die Indianer selbst. Ist das nicht auch deine Meinung, Pepe?«
    »Fast in allen Stunden dieser Nacht«, antwortete der frühere Grenzsoldat, »hat der Wind den Schall eines Gewehrfeuers bis in unser Ohr getragen, was offenbar beweist, daß der

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