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Der Waldläufer

Titel: Der Waldläufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriel Ferry
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einen Augenblick in die Ebene hinabgestiegen war, um freier nachdenken zu können.
    »Das Klarste von alledem ist«, schloß Pepe, »daß du meiner Ansicht bist, aber daß Don Fabian den gefährlichen Einfall hat, die Nacht hier zuzubringen, und daß dies höchstes Gesetz für dich ist.«
    Der Kanadier lächelte und antwortete nicht. In diesem Augenblick fand sich Fabian bei seinen beiden Gefährten auf dem Gipfel des Hügels wieder ein.
    »Die Reihe ist an mir«, sagte der Grenzjäger, »einen Blick hinter diese Felsen zu werfen.«
    Pepe entfernte sich, die Büchse auf der Schulter. Eine halbe Stunde später kam er zurück. Er hatte die Spuren Barajas und Oroches in der Richtung nach den Bergen hin wiedergefunden, es aber nicht für angemessen gehalten, diesen weiter als einige hundert Schritte zu folgen. Dann hatte er noch einmal die kleine Felsenkette erstiegen, unter deren Schutz die beiden Abenteurer ihren Büchsen entkommen waren.
    »Die Gipfel dieser Felsen«, fügte der ehemalige Soldat hinzu, indem er seinen Bericht schloß, »– und ihr könnt es beide von hier aus sehen – sind mit so dichtem Gebüsch bedeckt, daß fünf oder sechs Männer uns auf dieser Plattform viel Schaden zufügen könnten, und ich möchte fast raten, diesen Posten zu verlassen und uns dort oben niederzulassen.«
    Ein örtlicher Umstand allein ließ den Kanadier Pepes Ansicht nicht teilen: Im Fall einer Belagerung nämlich war ihnen der Wasserfall nahe genug, um sich mit Hilfe einer an das Ende eines Baumzweigs gebundenen Kürbisflasche mit Wasser zu versorgen. Das war eine kostbare Hilfsquelle, denn unter einer glühenden Sonne war Wasser fast notwendiger als Lebensmittel. Die drei Jäger beschlossen also nach gemeinsamer Verabredung, auf der Plattform zu bleiben und etwa um vier Uhr morgens aufzubrechen.
    Der Kanadier hatte das Erscheinen des geheimnisvollen Bootes in der Ferne, das seinen Augen im Lauf des Morgens aufgefallen war, nicht vergessen. Er verhehlte sich ebensowenig, daß es nach Pepes Ausdruck ein gefährlicher Einfall Fabians war, hartnäckig die Nacht an einem Ort zubringen zu wollen, dessen Geheimnis sich auf die eine oder andere Weise in das Lager der Goldsucher hatte verbreiten können. Aber es war dem würdigen Kanadier genug, daß sein Kind diesen Wunsch so förmlich ausgedrückt hatte, um sich willig darein zu fügen. Alles in allem war die Plattform des indianischen Begräbnisses höher als die Felsenkette. Zwei von jenen großen, flachen Steinen, die so zahlreich in der Ebene lagen und sich ganz in ihrer Nähe befanden, wurden auf die hohe Kante gestellt, und dieser Schutz bildete bald – in Verbindung mit den natürlichen Zinnen des abgestumpften Hügels – eine Deckung, hinter der die drei Jäger im Notfall vor den Kugeln sicher waren.
    Nachdem diese Vorkehrung getroffen war, warf der Kanadier einen Blick ruhiger Befriedigung um sich her. Ihr Vorrat an Pulver und Blei war mehr als hinreichend, und der Jäger verließ sich im übrigen auf sein unerschrockenes Herz, auf seinen richtigen Blick und auf jene Fruchtbarkeit an Hilfsmitteln, die ihn schon aus so vielen gefährlichen Lagen und dem Anschein nach unüberwindlichen Schwierigkeiten gerettet hatte.
    »Nun«, sagte Pepe, »wollen wir vor dem ersten Viertel der Nacht erst etwas essen. Hast du noch ein wenig trockenes Fleisch in deiner Jagdtasche, Bois-Rosé? Was mich betrifft, so habe ich kaum noch einige Brocken, die hintereinander herlaufen, ohne zusammenzutreffen.«
    Nach der Untersuchung der Mundvorräte fand es sich, daß mit Ausnahme einer Quantität Pinole, Pinole ist grobes Mehl aus gestoßenem Mais, gemischt mit einem Teil Zucker und gestoßenem Zimt. die noch für zwei Tage ausreichte, in der Sonne getrocknetes Fleisch gerade noch für ein kärgliches Mahl vorhanden war. Da aber Fabian erklärte, er wäre mit einer Handvoll Maismehl, in Wasser gerührt, zufrieden, so beschlossen die beiden Jäger, sich mit ihrer Cecina, wie sie sich in Bois-Rosés Jagdtasche fand, zu begnügen.
    »Weißt du wohl«, sagte Pepe, indem er sich ans Werk machte, »daß wir seit unserem Aufbruch von der Hacienda – jenes Reh ausgenommen, dessen Überreste du in der Sonne trocknen ließest – nur sehr magere Mahlzeiten gehalten haben?«
    »Was willst du mehr?« antwortete der Kanadier. »Drei Männer, allein in der Steppe, wagen es nicht, ein Feuer anzuzünden oder einen Büchsenschuß nach einem Damhirsch zu tun, aus Furcht, sich zu verraten.«
    »Das ist wohl

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